Bayern

Gemeinde Blaichach

In Silber über zwei schräg gekreuzten grünen Eichenblättern eine dreilatzige rote Fahne mit drei auf der Spitze stehenden goldenen Quadraten zwischen schmalen goldnen Abgenzungslinien.

Gegen Ende des vergangenen Jahres erhielt auch die Gemeinde Blaichach durch Zustimmung des Bayer. Statsministeriums des Innern vom 7.11.1966 ihr Gemeindewappen zugesprochen. Lange hatte sich die Gemeinde, an der Spitze ihr als Heimatkundler wohlbekannter 1. Bürgermeister Karl Läufle, darum bemüht, ein Wappen mit einer für Blaichach wesentlichen historischen Aussage zu erhalten. Als schließlich, vermittelt durch das Landratsamt. dieser Wunsch an mich weitergeleitet wurde, fertigte ich acht verschiedene Entwurfskizzen mit den gewünschten Beziehungen an, von denen die erste den meisten Anklang fand.

Wenn man das heutige Bild Blaichachs vor Augen hat, gewinnt man den Eindruck. als sei der Ort erst in neuerer Zeit entstanden. Feste Steinhäuser mit modernen Läden und Industrieunternehmungen umsäumen die Straßen. Auch die Kirche wurde nach der Jahrhundertwende neu erbaut.

Vertieft man sich aber in die Geschichte des Ortes, so stellt man fest, daß die Gemeinde Blaichach schon in alter Zeit ein kultureller Mittelpunkt des Oberallgäus war, eine für den Alpgau bedeutende Burg besaß, Burg Ettensberg oder Burg Blaichach genannt, und eine mittelalterliche Kirche. Auch mit ihrer industriellen Entwicklung schritt sie früh voran. So ergaben sich viele Motive für ein Gemeindewappen. Warum man dem Montfortwappen mit den Eichenblättern den Vorzug gab, soll näher erläutert werden.

Viele Adelsgeschlechter und mehrere Klöster, die hier Besitzungen hatten, haben in die Geschichte von Blaichach eingegriffen, von den Edlen von Ettensberg über die Freiherrn von Rettenberg und Ritter von Ried, von Laubenberg und von Heimenhofen bis zu den Grafen Montfort und Königsegg von Rothenfels; Güter und Eigenleute der Klöster St. Gallen, Schaffhausen und St. Ullrich in Augsburg in der Gemeinde sind bereits im frühen Mittelalter urkundlich bezeugt. Von ihnen hat in erster Linie das Geschlecht der Grafen von Montfort zum Aufblühen der Gemeinde beigetragen. Gräfin Beatrix nahm persönlich ihren Wohnsitz in der Burg Blaichach, 1457 stiftete sie einen Jahrtag in die 1424 erneuerte Kirche und fand in derselben ihre Ruhestätte. Die Nachfolger ihres Gemahls, die Grafen Hugo von Montfort-Rothenfels der ältere und der Jüngere taten ebenfalls viel für Blaichach. Allerdings gab es zunächst auch manchen Rechtsstreit um ihren Besitz in dieser Gemeinde. Obgleich in dem Rothenfelser Urbar von 1451 das "ßloß" (Schloß) Blaichach, der "buw" (Bau) und der "wyger" (Weiher) zu Maiselstein, sowie die "vischentz" (Fischrecht) in der.Iller und Blaichach bereits als Besitz der Grafen von Montfort aufgeführt sind, werden das Haus Blaichach, die Fischenz zu Blaichach und der Weiher zu Untermaiselstein in einem Rechtsstreit von 1457 Jörg von Heimenhofen zugesprochen. Sie gehörten wohl zu den "Schaffhauser Gütern", die 1094, 1122 und 1274 in den Besitz des dortigen Allerheiligenklosters gelangten. Sollte nicht die "villa Blachun" (1274 erwähnt) das "Haus Blaichach" sein und zusammen mit den übrigen Schaffhauser Gütern mit vollem Recht erst 1479 durch Hugo d. Ä. erworben worden sein? Baumann meint, daß es sich damals um die Erwerbungen des Klosterbesitzes von Schaffhausen aus seiner Blütezeit (um 1100) handelt. Die Ritter von Heimenhofen waren die letzten Vögte über das Klostergut von Schaffhausen im Oberallgäu. So rundete Hugo d. Ä. seinen bedeutenden Besitz in Blaichach ab. Er dürfte es auch gewesen sein, der den Taufstein mit seinem Wappen in die alte Blaichacher Kirche stiftete. Es diente zum Vorbild für das Gemeindewappen. Eine Besonderheit daran, die meines Wissens nur an den Wappen dieses Montforter Grafen auftritt, sind die drei auf der Spitze stehenden Vierecke im oberen Teil des Bannertuchs. Ich schlug vor, sie in das Gemeindewappen golden auf dem roten Gonfanon einzusetzen, wozu das Bayer. Staatsarchiv München sein volles Einverständnis gab. Die gleichen zur Zier dienenden Vierecke finden sich auch auf dem 1483 gemalten Flügelaltar aus Langenargen (jetzt in der Staatsgalerie Stuttgart) und zwar auf den Wappen unter dem knieenden Stifterpaar Hugo von Montfort-Rothenfels und seiner Gemahlin Elisabeth von Werdenberg.

Am 18. Oktober 1491 starb Hugo d. Ä. Sein Sohn Hugo d. J. Graf von Montfort machte sich um Blaichach besonders verdient, indem er 1494 die "obere Zollbrugg" über die Iller bei Bihlerdorf baute und damit die wichtige Salzstraße vom Oberjoch nach Lindau nun an Blaichach vorbei führte. So wurde der Ort aus seinem Winkeldasein erlößt und konnte später auch industriell aufgeschlossen werden, was durch die Grafen von Montfort noch mit dem Bau einer Eisen-Schmelzhütte i. J. 1562 in die Wege geleitet wurde.

Unter der leuchtend roten Fahne sind auf dem Gemeindewappen zwei grüne gekreuzte Eichenblätter angebracht. Eichenbäume sind auch heute noch charakteristisch für die nähere Umgebung des Ortes, so daß sogar der Name "Bilaicha" (1275) zur Ausdeutung "bei den Eichen" verführt hat. Jedoch das "l" dieser alten Namensform dürfte wohl mehr zu der zweiten Silbe des Wortes gehören und dann z. B. eher mit lach (Nebenform laich), allemanisch loach = das Loh, zusammenhängen, also eine alte Bezeichnung für lichtes Gehölz oder Buschwald bedeuten. W. Troll stellt in der Zeitschrift für Ortsnamenforschung II 27 f. fest daß so bezeichnete Gehölze mit Laubbäumen, besonders auch Eichen, gemischt waren. Jedoch genügt allein das Vorhandensein von Eichen im Ortsbild als Begründung für die Einsetzung ihrer heraldisch so wirkungsvollen Blattformen für das Gemeindewappen. Die Namensherkunft von Blaichach, für die es mehrere Ausdeutungen gibt, erscheint noch ungeklärt.

Die endgültige Ausführung des Wappenentwurfs wurde wiederum dem Nördlinger Fachmann, Grafiker Mußnug, übertragen und zwar zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde und des Landratsamtes, an dem in den Wappenfragen Kreisverwaltungsdirektor Dr. Schauer vermittelnd und sachkundig beratend mitwirkte, vollendet. Zugleich erhielt Blaichach eine Fahne verliehen. Auf drei farbenfrohen Längsstreifen in Rot und Grün prangt das neue Gemeindewappen.

(Der Text stammt vom damaligen ersten Bürgermeister, Herrn Karl Läufle.)