Bayern

Stadt Schwabach

In Rot auf silbernem Brückenbogen ein blau bedachter silberner Zinnenturm, beseitet rechts von einem goldenen Schild, darin ein rot bewehrter schwarzer Adler, links von einem blauen Schild, darin ein rot bewehrter goldener Löwe zwischen goldenen Schindeln.

Wappen im Wandel,
Aufsatz von Eugen Schöler:


Als Schwabach 1117 erstmals in einer Chronik des Klosters Zwiefalten urkundlich genannt wird, bezeichnet der Name „villa Suabach“ noch keine Stadt, sondern einen Königshof, also den „Sitz eines königlichen Verwalters und damit das administrative, juristische, militärische und auch kirchliche Zentrum der umliegenden Gegend“, wie Sabine Weigand im Historisches Stadtlexikon Schwabach schreibt. Diese Siedlung kannte noch kein Wappen.

Das älteste heraldische Symbol für Schwabach stammt erst aus dem Jahr 1329: An einer im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrten Urkunde fand sich ein Siegel der „Bürgergemeinde Schwabach“: In einem Schild sehen wir einen auf einem Brückenbogen stehenden Turm, flankiert von zwei kleinen Wappenschildchen: vom Beschauer aus links ein Adler-Wappen und rechts einen steigenden Löwen, flankiert von mehreren „Schindeln“, Auch damals war Schwabach noch keine Stadt und unterstand als Reichsgut (deshalb der Adler) nach wie vor dem jeweiligen deutschen König. Ab 1299 aber gehörte Schwabach den Grafen von Nassau, weil der ewig geldbedürftige König Albrecht gegen die Zahlung einer stattlichen Summe die Burg Kammerstein und seine Hofmarken Schwabach, Altdorf und Heroldsberg an den Grafen Emicho von Nassau und dessen Gemahlin Anna, eine geborene Burggräfin von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, verpfändet hatte.
„Unter einer Hofmark verstand man im Mittelalter ein ‚gefreites‘ herrschaftliches Dorf bzw. Dorfgericht mit einer Art bürgerlicher Selbstverwaltung“, so Sabine Weigand.
Deshalb zeigt das kleine rechte Schildchen im Siegel das Wappen der Grafen von Nassau, also von jener Familie, die noch heute das Königreich der Niederlande und das Großherzogtum Luxemburg repräsentiert.

Diese beiden Eheleute erhoben den Ort Schwabach zum Markt, quasi zur Vorstufe einer Stadt, und kauften am 14. März 1329 vom Schwabacher Bürger Hermann Schuster die (spätere) Rohrersmühle. An eben dieser Kaufurkunde hing das besagte „Bürgersiegel“, mit dem die korrekte Durchführung des Kaufs und alle Vereinbarungen schriftlich bestätigt wurden.

Das für die Stadtentwicklung entscheidende Jahr war aber 1364: Damals verkauften die Grafen von Nassau die Burg Kammerstein und die Märkte Schwabach und Kornburg an den mit ihnen verwandten Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg. Erst jetzt - gefördert von den neuer Eigentümern - entwickelte sich der Markt Schwabach in den Jahren zwischen 1364 und etwa 1375 allmählich zur Stadt und erhielt - neben dem schon bestehenden Marktrecht - unter anderem die Rechte, den Ort mit Mauern, Türmen, Toren und Gräben zu umgeben.

„Einen Abschluss dieser Entwicklung stellt die Gründung des Schwabacher Spitals am 3./8. Mai 1375 dar. Mit der Stiftung entsteht ein wichtiges Element typisch städtischer Infrastruktur“, erläutert Stadtarchivar Wolfgang Dippert im Stadtlexikon. Im gleichen Jahr hatte sich bereits ein Rats-Gremium ausgebildet.

Das älteste überlieferte Stadtwappen zeigt ab 1371/1375 zwei klassische Kennzeichen der jungen Stadt: In einem gespaltenen Schild symbolisieren die gekreuzten goldenen Bierschöpfen in Rot das traditionsreiche Brauwesen in der Stadt und daneben enthält das silbern-schwarz gevierte Feld das Stammwappen der Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern. (In heraldischen Beschreibungen wird die Farbe Weiß immer mit Silber angegeben.)

Nachdem die Burggrafen von Nürnberg in den Jahren 1415/17 zu Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg aufgestiegen waren und damit in die allererste Reihe der deutschen Fürstenhäuser aufrückten, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Schwabacher Stadtwappen eine Erweiterung erfuhr.

Ab dem jahre 1480 - noch unter der Herrschaft des unvergessenen Markgrafen und Kurfürsten Abrecht Achilles - führte die Stadt einen gevierten Schild:

Im rot-weiß bordierten Feld 1 symbolisierte nun ein steigender schwarzer rot-gekrönter Löwe in Gold das alte Burggraftum Nürnberg (zu dem Schwabach gehörte), in die Felder 2 und 3 - also gleich zwei Mal - wurde das Hohenzollern-Stammwappen gesetzt, und die gekreuzten Bierschöpfen mussten mit dem nachrangigen vierten Feld vorlieb nehmen.

Viele Orte, die zum wachsenden Territorium der Burggrafen bzw. Markgrafen von Brandenburg gehörten, erhielten - wie Schwabach - gleichsam als heraldischen Ausweis in ihre Wappen den burggräflichen Löwen, das Zollern-Stammwappen und/oder den Brandenburger Adler. Schwabach gehörte fortan zum Burggraftum bzw. Markgraftum „unter Gebürg“ (in wesentlichen Teilen das heutige Mittelfranken umfassend) und Orte wie Bayreuth, Kulmbach etc, gehörten zum Burggraftum bzw. Markgraftum „ober Gebürg“ (in wesentlichen Teilen das heutige Oberfranken umfassend).
Der Kurfürsten-Titel blieb der Hauptlinie der Hohenzollern in Berlin vorbehalten.

328 Jahre lang, bis 1808, zeigte dieses vierfeldrige Wappen Schwabachs Zugehörigkeit zu einem Teilstaat der Hohenzollern (hier zum Markgraftum Brandenburg-Ansbach) an; auch nach 1791, als der letzte (kinderlose) fränkische Markgraf Alexander zurücktrat und - gemäß den Hausverträgen der Hohenzollern - beide fränkische Markgraftümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth an den Familien-Chef in Berlin und damit an das Königreich Preußen fielen. 1799 konnte deshalb Schwabachs Bürgerschaft auf dem Marktplatz König Friedrich Wilhelm III. und seine berühmte Gemahlin Königin Luise als „ihr“ Herrscherpaar begrüßen.

Erst der französische Kaiser Napoleon sollte die Landkarte der deutschen Staaten gewaltsam verändern: Zwischen 1806 und 1810 kamen fast alle fränkischen Territorien an das neue Königreich Bayern.

Im allgemeinen Länderschacher des Jahres 1805 gehörten das Markgraftum Brandenburg-Ansbach und damit auch Schwabach kurioserweise elf Tage lang sogar zu Frankreich und wurden erst am 26. Dezember 1805 - gleichsam als Weihnachtsgeschenk - an den bayerischen Herrscher aus dem Hause Wittelsbach übergeben, der sich - dank Napoleon - ab Neujahr 1806 König von Bayern nennen durfte.

Erst im Vertrag von Paris am 15. Februar 1806 trat dann das Königreich Preußen auch offiziell sein altes Markgraftum Brandenburg-Ansbach endgültig an Bayern ab.

Die heraldischen Folgen ließen nicht auf sich warten: Auf Drängen des ersten bayerischen Staatsministers Graf Montgelas wurden in den alten Ortswappen alle heraldischen Hinweise auf die frühere Zugehörigkeit zu den Markgraftümern entfernt und durch bayerische Symbole ersetzt, vor allem durch die weißblauen Rauten (das Stammwappen der Wittelsbacher) und den pfälzischen goldenen, rot-gekrönten Löwen in Schwarz (wie er noch heute in vielen Ortswappen der alten wittelsbachischen Territorien in der Oberpfalz und Rheinland-Pfalz zu finden ist). Die Folge war - zum Zwecke der staatlichen Einheit - eine damals politisch wohl gewollte eintönige Ähnlichkeit vieler Ortswappen.

Genau so wurde 1808 auch mit dem Schwabacher Stadtwappen verfahren: Statt des Burggrafen-Löwen kam nun der pfälzische Löwe in den Schild, und statt des Stammwappens des Hauses Hohenzollern wurden in den Feldern 2 und 3 die weiß-blauen Rauten in den Schild gesetzt. Einzig die gekreuzten Bierschöpfen durften im Stadtwappen verbleiben. So sollte sich die Bevölkerung möglichst rasch an die neuen Herrschaftsverhältnisse gewöhnen und die Erinnerung an die jahrhundertelange Vorgeschichte verdrängt werden.

In manchen Orten regte sich erbitterter Widerstand gegen die zwangsweise Wappenänderung. Viele Jahre später erlaubte deshalb König Ludwig I. diesen Orten, ihre früheren Wappen wieder anzunehmen. Schwabach protestierte nicht und behielt das 1808 verfügte „bayerisch veränderte“ Ortswappen bei.

Dieses Stadtwappen überdauerte das Zeitgeschehen im gesamten 19. Jahrhundert, dann den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918), das Ende der Monarchie in Bayern 1918, die Weimarer Republik danach, auch das sogenannte „Dritte Reich“ (1933 bis 1945, als erfolglos versuch worden war, das Stadtwappen mit NS-Symbolen zu verändern), und schließlich den Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945).

Es war Schwabachs erster Oberbürgermeister nach den Kriege, Hans Hocheder, der dem Stadtrat vorschlug, doch ein neues Stadtwappen anzunehmen; mit der Begründung, dass das bislang geltende erst 1808 eingeführt worden sei und Schwabach auf eine sehr viel längere Tradition als „städtische Siedlung“ zurückblicken könne.

Deshalb wolle man auf das (vom Münchner Hauptstaatsarchiv bestätigte) älteste nachweisbare Siegel der „Bürgergemeinde Schwabach“ aus dem Jahre 1329 zurückgreifen. Ausfindig gemacht hatten das (leider beschädigte) Originalsiegel Bibliothekar Gottlob Heckel und Oberinspektor Heinrich Schlüpfinger.

Bereits 1951 begann daraufhin eine umfangreiche Korrespondenz mit wissenschaftlichen Gutachtern und dem damals zuständigen Innenministerium sowie eine intensive Diskussion im Stadtrat und in der Bürgerschaft.

Haupteinwand der Kritiker war, dass durch eine unveränderte Übernahme des Siegel-Bildes von 1329 zwar an die rund 60 Jahre lang währende Herrschaft der Grafen von Nassau erinnert werde, die rund vier Jahrhunderte währende Geschichte Schwabachs als markgräfliche Stadt dagegen heraldisch völlig unter den Tisch fallen würde. Das Hauptstaatsarchiv München nahm diesen Einwand auf und war bereit, im Stadtwappen statt des Nassau-Löwen das silbern-schwarze Hohenzollern-Stammwappen als kleinen Beischild zu genehmigen.

Auf die Bierschöpfen könne man - da waren sich alle einig - wegen der inzwischen geringeren Bedeutung des Brauwesens durchaus verzichten; und auch deshalb, weil nicht wenige schwabacher die Bierschöpfen als „Goldschläger-Hämmer“ missverstehen würden.

Nachdem mehrere Wappen-Entwürfe (gestaltet von Graphiker Erhard Ruyter) auch der Beyölkerung in einem Schaufenster in der Ludwigstraße vorgestellt worden waren, plädierten einflussreiche Persönlichkeiten (unter ihnen Konsul Hüttlinger, der damalige Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins) schließlich doch für die unveränderte Beibehaltung des Siegelbildes von 1328 - nun als Stadtwaüüen.

Geradezu visionär mutet heute das Votum des Geschichts- und Heimatvereins für die Beibehaltung des „Nassauer Löwen“ im Stadtwappen an: Er sei „ein Zeichen der mittelalterlichen Verbundenheit aller europäischen Länder“.

Daraufhin beschloss der Stadtrat am 24. April 1953 endgültig (bei sieben Gegenstimmen), diesen Empfehlungen zu folgen und die Nachzeichnung des Siegels (das ja selber keine Farben aufwies) durch den Graphiker Erhard Ruyter als neues Stadtwappen anzunehmen. Nach dem zustimmenden Gutachten des Hauptstaatsarchivs München unterschrieb der bayerische Innenminister am 1.Juli 1953 das Schwabacher Gesuch.

Die genehmigte farbliche Ausführung des neuen Stadtwappens hatte folgenden Wortlaut: „In Rot über einem silbernen Brückenbogen einen silbernen Zinnenturm mit blauem Spitzdach, links begleitet von einem goldenen Schildchen, darin ein rotbewehrter schwarzer Adler, rechts von einem blauen mit goldenen Schindeln bestreutes Schildchen, darin ein rotbewehrter goldener Löwe“.

Offen blieb bei den Fachleuten die Deutung des Turmes und der Brücke: Die einen sahen in der Brücke die 1343 genannte „Steinbrucken zu Swobach“ (wohl an der Stelle der heutigen Sägbrücke zur Kappadozia) und den Turm als Hinweis, dass möglicherweise bereits 1329 der Ort über Wehranlagen verfügte; die anderen sahen den Turm als Hinweis auf die im Mittelalte für Schwabach „zuständige“ Burg Kammerstein.

Die 1953 gewählten Wappenfarben Rot und Weiß entsprechen seither der Schwabacher Stadtfahne und den fränkischen Farben ohnehin. Der schwarze Adler in Gold - im Mittelalter einst Symbol der Könige, des Reichs und vieler Reichsstädte - lebt bekanntlich als Wappen der Bundesrepublik Deutschland fort.
Und sogar die Zugehörigkeit Schwabachs zum Freistaat Bayern kann man, wenn man will, in unserem Stadtwappen wiederfinden: Denn der weiße beziehungsweise silberne Turm trägt ja immerhin ein blaues Dach.
EUGEN SCHÖLER

Quelle: Der Aufsatz von Eugen Schöler ist entnommen aus 900 Jahre Schwabach. Stadtjubiläum 2017. Sonderveröffentlichung. [Schwabach]: Schwabacher Tagblatt, [2016]. S. 36 – 39