Bayern

Stadt Neustadt a. d. Aisch

In Grün ein gelehnter, von Silber und Schwarz gevierter Schild, darauf ein silberner Helm; Helmzier ein rot gezungter goldener Brackenkopf mit rotem Ohr, unten verlängert zu einer goldenen und roten Helmdecke.

Der mit Abdrucken seit 1347 nachgewiesene älteste Bronzestempel dürfte vor 1331 entstanden sein; er ging 1553 verloren und wurde 1710 wieder aufgefunden. Als Bild enthält er das Vollwappen der zollerischen Stadtherren mit dem 1317 als Helmzier angenommenen Brackenhaupt. Das Gerichtssiegel des späten 15. Jahrh. zeigt nur den Zollernschild, den auch Sibmacher (1605) als Stadtwappen abbildet und die Bürgermeistermedaille von 1819 allein wiedergibt. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts wird wieder das zollerische Vollwappen in den Siegeln geführt.

Bericht aus dem „Neustädter Rathausboten“ von März 1991:

Unser Neustädter Stadtwappen
„Ein schwarz und weißer Schild,
welcher etwas schief zum Kopf steht“
Unser Neustädter Stadtwappen ist auf einen Beschluß des Kulturausschusses hin neu gestaltet worden. Seit wenigen Tagen ziert es die Ehrenhalle des Rathauses und betont die lange städtische Tradition unserer Kommune, die seit rd. 670 Jahren dieses Ehrenzeichen trägt.
Einen ausgesprochenen Leckerbissen nennt Lothar Müller-Westphal, Heraldiker und Grafiker-Designer aus Düren, unser Neustädter Stadtwappen. Primär meint er hierbei die heraldische Substanz: den schwarz und weißen Zollernschild mit Helm und Brackenkopf.
Unser Neustädter Stadtwappen gehört mit zu den frühesten in Franken. Es geht zurück auf das älteste Stadtsiegel der Neuen Stadt an der Aisch aus den 1320er Jahren. Es ist das seit 1317 geführte Vollwappen der Stadt- und Landesherren, der Nürnberger Burggrafen. Dieses Wappen hatte Burggraf Friedrich IV. am 10. April 1317 von Leutold von Regensburg erkauft. Die Tatsache, daß es schon kurze Zeit später als Neustädter Stadtwappen auftaucht, weist hin auf die initiative Rolle der Zollern im Aischgrund und auf die enge Verbundenheit der Herrscher zu ihrer Stadt an der Aisch.
Die älteste Beschreibung des Stadtwappens findet sich in der ersten Neustädter Stadtchronik des Magister Salomon Schnizzer aus dem Jahre 1708: „Das Wappen und lnnsiegel der Stadt Neustadt betreffend ist solches der Brackenkopf und unten das Zollerische schwarz und weiße Schild, dergleichen auch andere Städte in dem Margg. Brandenb. Städten gebrauchen... Neustadt hat den Schild etwas schief und gesenkt unter dem Bracken, ohne Helm liegen“.
Schnizzer ist ungenau: der Topfhelm ist grundlegender Bestandteil des Wappens, stellt doch der Brackenkopf lediglich die Helmzier dar; das von Schnizzer ebenfalls erwähnte „von dem Bracken hinterwärts“ hinausgehende „Fähnlein“ ist die Helmdecke.
Die heute gültigen Beschreibungen mit Farbangaben sind jüngeren Datums. In dem von Otto Hupp herausgegebenen Werk „Deutsche Ortswappen“ wird das Neustädter Wappen, das mit dem alten Stadtsiegel weitgehend identisch ist, wie folgt beschrieben: „In Grün ein von Silber und Schwarz genieteter Schild, besetzt.mit einem Helm, darauf ein goldener Brackenkopf mit rotem Ohr“.
Aus der Nachkriegszeit stammt eine genauere Beschrelbung. Sie wird heute immer zitiert, wenn das Neustädter Stadtwappen beschrieben wird. „ln grünem Feld ein gelehnter, von Silber und Schwarz genieteter Schild, darauf ein silberner Helm; die Helmzier besteht aus einem rot gezungten goldenen Bracken(Hunde-)kopf mit rotem Ohr, sie ist unten verlängert zu einer goldenen und roten Helmdecke“.

Es gibt sehr viele Gestaltungen unseres Stadtwappens, von sehr unterschiedlicher Qualität. Abweichend von der fast karikaturhaften „Stupsnase“ des Bracken aus dem 14. Jahrhundert wird meist eine „normale“ Form der Hundeschnauze verwendet. Dies bedeutet nach Auskunft des Heraldikers durchaus keinen Stilbruch, weil diese Gestaltung im 14. Jahrhundert durchaus auch üblich war. Ein Vergleich mit weiteren brandenburgischen Städten und Märkten, die ebenfalls den Brackenkopf führen, zeigt dies deutlich. Auch die vergleichbaren Wappendarstellungen in der großen Heidelberger Liederhandschrift, dem Codex Manesse, die vom Maler des ersten Nachtrags um 1320/1325 gemacht wurden, bestätigt diesen Befund. Die Wappen der beiden benachbarten Kommunen Emskirchen und Markt Erlbach, aber auch das der Stadt Langenzenn und einer ganzen Reihe von oberfränkischen Gemeinden, weisen die natürliche Form des Hundekopfs auf.
Lothar Müller-Westphal hat ein neues Wappen für die Stadt Neustadt a. d. Aisch ausgearbeitet, das sich sehr eng an die Siegeldarstellung des 14. Jahrhunderts anlehnt. So hat er auch die hübsche Rautendamaszierung mit Kreuzblümchen beibehalten. Diese Damaszierung ist keine heraldische Figur, sondern lediglich eine dekorative optische Belebung einer sonst leeren Fläche. Im heraldischen Sinne, so der Gestalter, ist sie nicht existent, sie wird beispielsweise in der Wappenbeschreibung nicht erwähnt.