Bayern

Markt Euerdorf

In Silber auf grünem Dreiberg nebeneinander zwei Rebenstöcke an roten Pfählen mit je zwei goldenen Trauben und zwei grünen Blättern.

Wie die Forschungen der Fachbehörde ergaben, führte der Markt schon nach Mitte des 17. Jh. ein eigenes Wappen, das im Siegel mit der Umschrift „S.MARCKT.EWERDORF.AN.DER.SAL 1650“ gut erkennbar ist. Der Halbrundschild zeigt zwei Rebenstöcke mit Trauben auf einem Dreiberg. Diese Wappenfigur versinnbildet den damals im Euerdorfer Gebiet stark vorherrschenden und erst in neuster Zeit zurückgehenden Weinbau. Noch 1898 bemerkt Wilhelm Götz („Geographisch-Historisches Handbuch von Bayern“, Bd. II, 601): „Im Erwerbsleben (des Marktes) ist die Erzielung gehaltvollen Weins...auf dem verbreiteten feinen Lehmboden wichtig“.
Über dem oberen Schildrand des Siegels von 1650 ist freistehend, also nicht als Bestandteil des Wappens selbst, ein Gotteslamm mit Fahne zu sehen. Dieses ursprüngliche „Beiwerk“ wurde im 19. Jh. von der Gemeinde als Siegelbild ver- wendet, während das eigentliche alte Wappen in Vergessenheit geriet. Das Lamm ist auch nie „Wappen“ im heraldischen Sinn geworden. Die Unsicherheit des Marktgemeinderates über das Aussehen des Hoheitszeichens äußerte sich auch darin, daß nach 1830 für die Dienstsiegel der Lokalarmenpflege Euerdorf noch ein anderes Siegelbild auftaucht: Das von Strahlen umgebene Auge Gottes. In neuester Zeit wurde sogar der Gedanke erwogen, als Marktwappen einen Torturm zu führen.
Umso begrüßenswerter war es, daß sich der Marktgemeinderat am 05.12.1958 zur Wiederannahme des seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts abgelegten altehrwürdigen Wappens mit den Rebenstöcken entschlossen hat. Damit wird die Wappentradition des Ortes wiederaufgenommen. Die vorgelegten Abbildungen lehnen sich in der Hauptsache an das alte Siegelbild und Nachzeichnung von Prof. Otto Hupp („Deutsches Ortswappen“, Verlag Kaffe-HAG Bremen, Band Unterfranken Nr. 16) an. Hupp hatte als erster wieder auf das alte Wappen von Euerdorf hingewiesen. Die geringfügigen Abweichungen in den neuen Entwürfen (je 2 Weinblätter und Trauben am Stock statt 3 Blätter und 4 Trauben bei O.Hupp) sind im Hinblick auf die erhöhte Klarheit und Einfachheit des Schildinhalts zweifellos ein Fortschritt. Sie werden sich nament- lich in der starken Verkleinerung des Wappens im neuen Dienstsiegel des Marktes günstig auswirken. Die Farbgebung ist unverändert geblieben.

Entwurfsfertiger des Wappens: Stud. Direktor i.R. Karl Brandler, Hammelburg

Datum der Wiederannahme des Wappens bzw. der ersten historischen Abbildung: 20.04.1959



Zeitungsartikel von 2004


Euerdorf

Euerdorf hatte schon vor Errichtung des Landgerichts eine gewisse Mittelpunktfunktion und führte daher bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein eigenes Wappen mit zwei Rebstöcken mit Trauben auf einem Dreiberg und mit Siegelumschrift:

„S(iegel) MARCKT EWERDORF AN DER SAL-1650“.

Bis ins 19. Jahrhundert, in er wegen allgemeinen Reblausbefall fast überall die Weinberge gerodet wurden, war Euerdorf eine Gemeinde mit florierendem Weinbau. Über dem Siegel von 1650 stand freistehend ein Gotteslamm mit Fahne, das damit jedoch nicht Bestandteil des Wappens war. Vermutlich nach dem Rückgang des Weinbaus wurde das „Beiwerk“ d. h. das Lamm, als Siegelbild verwendet, während das historische Wappen in Vergessenheit geriet. Dies Bezeugt die Tatsache, dass nach 1830 für das Dienstsiegel der Lokalarmenpflege Euerdorf ein von Strahlen umgebenes Auge Gottes verwendet wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sogar überlegt, den noch erhaltenen Torturm im Marktgemeindewappen zu verewigen.

Auf Anregung des Hammelburger Heraldikers Karl Brandler wurde jedoch 1958 beschlossen, das alte Wappen aus dem 17. Jahrhundert wider anzunehmen. Brandler lehnte sich bei seinem Wappenentwurf an das alte Siegelbild von 1650 an, das der Heraldiker Prof. Otto Hupp, Oberschleißheim, für sein W a p p e n b u c h „Deutsche Ortswappen“, Band Unterfranken, nachgezeichnet hatte. Das Sammelalbum wurde ab 1925 von der Firma Kaffee HAG herausgegeben, in das man Wappenbilder in Briefmarkengröße einkleben konnte. Die Sammelmarken lagen damals jeder Kaffeepackung bei. Heute sind diese Sammelalben ausgesprochene Raritäten, die zum Beispiel in der Universitätsbibliothek Würzburg nur in Handschriftenlesesaal ausgegeben werden.

Der Zeichenstil von Prof. Hupp zeichnet sich dadurch aus, dass er mit Glanzlichtern und Andeutung von Schatten eine plastische Wirkung erzielt.

Auf das Gutachten genehmigte das Bayrische Staatsministerium des Inneren mit Entschließung vom 20. April 1959 die Wiederannahme des alten Wappens mit folgender Beschreibung:

„In Silber auf grünem Dreiberg nebeneinander zwei Rebstöcke an roten Pfählen mit je zwei goldenen Trauben und zwei grünen Blättern“.

Erst spät entschloss sich der Markt Euerdorf, die die Regierung von Unterfranken mit Bescheid vom 4. September 1989 genehmigte. Den Figuren im Gemeinde Wappen entsprechend wurde die Farbenfolge Grün-Gelb-Grün vorgeschrieben, das Gemeindewappen auf der Fahne wurde nur angeraten.