Bayern

Markt Königstein (Oberpfalz)

Geteilt von Silber und Blau, oben eine rote heraldische Rose mit silbernem Butzen, unten schräg gekreuzt zwei silberne Reuthauen.

Am 13. Juni 1817 richtete die Regierung des Regenkreises in Regensburg folgendes Gesuch an das Staatsministerium des Innern in München: „Die Gemeinde des Marktes Königstein Landgerichts Sulzbach bat, ihr ein eigenes Wappen zu verleihen. Das hierüber vernommene Landgericht pflichtet ihrer Bitte bei und schlägt zum Wappen das Wappen der ehemaligen Besitzer Königsteins, der Freiherrn von Breitenstein vor, welche Familie bereits ausgestorben ist. In der Anlage ist solches coloriert beigelegt. Da der Markt Königstein nicht ganz unbedeutend ist und eine eigene Kommunaladministration hat, so finden wir uns veranlaßt, die Bitte der Gemeinde Königstein zu unterstützen und Euer Kgl. Majestät zu bitten, derselben ein eigenes Siegel zu erteilen, wozu uns das Wappen der Breitensteinischen Familie das anwendbarste scheint...“1) Dem Gesuch lag eine farbige Abbildung des von Silber und Blau geteilten Wappens der Freiherren von Breitenstein bei. In das silberne Feld war eine grüne Ranke eingezeichnet. Dem Schild war ein Bügelhelm mit blau-goldener Helmdecke aufgesetzt, auf dem HeIm befand sich ein wachsender schwarzer Adler. Am 30. Juni 1817 wurde der Bericht der Regierung des Regenkreises vom Staatsministerium des Innern dem Staatsministerium des königlichen Hauses und des Äußeren übersandt, das seinerseits das Reichsheroldsamt, die ihm unterstellte Fachbehörde für Wappenverleihungen, anhörte. Am 9. Juli 1817 befürwortete das Staatsministerium des königlichen Hauses und des Äußeren das Wappengesuch mit der Übersendung einer vereinfachten Wappenskizze des Reichsheroldsamts, auf der Helm, Helmzier und Helmdecke fehlten. Der Schild war lediglich von Eichenzweigen umgeben.

Am 29. Juli 1817 wurde dem Markt Königstein durch königliche Entschließung die Führung des Wappens der ausgestorbenen Familie von Breitenstein genehmigt.

Die Herren von Breitenstein, deren Wappen vom Markt Königstein nun weitergeführt wurde, waren bereits 1666 mit dem Freiherrn Heinrich Hermann von Breitenstein ausgestorben. Der bayerische König, dem allein das Recht auf Wappenverleihung an Adelige und an Kommunen zustand, konnte also über das Wappen der Breitensteiner, denen Königstein bis 1623 gehörte, frei verfügen. Die Herren von Breitenstein stammten von den Reichsministerialen von Stein ab, die das gleiche Wappen führten. Freystadt (Landkreis Neumarkt i.d. Opf.), das von den Herren von Stein gegründet wurde und Hilpoltstein (Landkreis Roth) greifen in ihren Wappen daher auch auf den von Silber und Blau geteilten Schild zurück. Die Herren von Breitenstein, von denen zahlreiche Siegel überliefert sind, nannten sich seit dem 13. Jahrhundert nach ihrer Hauptburg Breitenstein. Verwaltungssitz ihres bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts autonomen Hochgerichtsbezirks wurde Königstein. Als Oberwappen führte das Adelsgeschlecht auf dem Helm einen wachsenden schwarzen Adler, der auf das im 13. Jahrhundert geführte Amtswappen des mächtigen Reichsbutiglers (Buticularius = Mundschenk) Heinrich von Stein zurückgeht. Dieser schwarze (Reichs-) Adler wurde von den Freiherren von Breitenstein später auch alleine im Schilde geführt.

Im 19. Jahrhundert fügte der Markt Königstein entgegen der ursprünglichen Genehmigung dem Schild noch das alte Oberwappen (Helm und Helmzier) der Freiherrn von Breitenstein hinzu. Die im silbernen Feld eingezeichnete grüne Ranke wurde in einen Rosenstrauch uminterpretiert, obwohl es sich lediglich um eine „Damaszierung“ handelte, d.h. um eine (heraldisch unwesentliche) arabeskenhafte Verzierung zur Ausfüllung größerer leerer Flächen. Darüber hinaus führte der Markt auch noch eine gelb-rote Fahne, die in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen Tingierung des Wappens stand.

Um die entstandene Unsicherheit zu beseitigen und die Veränderungen im Zuge der Gebietsreform zu berücksichtigen, beschloß der Markt die Annahme eines neuen Wappens und einer neuen Fahne, der mit Entschließung der Regierung der Oberpfalz vom 18. Oktober 1982 zugestimmt wurde. Das neue Wappen basiert auf dem 1817 genehmigten (von Silber und Blau geteilten) Wappen. Zwei neue Symbole wurden hinzugefügt. Die rote heraldische Rose im oberen silbernen Feld entstammt dem Wappenbild der Schenken von Reicheneck, die im 13. Jahrhundert in Königstein nachweisbar sind. Damit wurde das Wappen auch der seit dem 19. Jahrhundert zu beobachtenden Praxis, das silberne Feld durch einen Rosenstrauch auszufüllen, angeglichen. Die zwei gekreuzten Reuthauen sollen die im Rahmen der Gebietsreform eingemeindeten Ortsteile symbolisieren, von denen einige durch den Namensbestandteil „-reuth“ als Rodungssiedlungen ausgewiesen sind. Auf das nach den geltenden Bestimmungen nicht mehr zulässige Oberwappen (Helm, Helmdecke, Helmzier) wurde verzichtet.2) Die Fahne orientiert sich mit der dreistreifigen Farbenfolge Rot-Weiß-Blau an der Farbgebung des Wappens. Das Wappen wird der Fahne aufgelegt.

1) Bayer. Hauptstaatsarchiv München, Heroldenamt 119/1; dort auch die folgenden Schreiben.
2) Rechtsgrundlage für die Führung eines Wappens und einer Fahne ist Art. 4 der Gemeindeordnung, die Verordnung über kommunale Namen, Hoheitszeichen und Gebietsänderungen sowie der dazu erlassenen Bekanntmachung.