Bayern

Stadt Augsburg

In von Rot und Silber gespaltenem Schild eine grüne Zirbelnuss auf grünem Kapitell.

Das Augsburger Stadtwappen zeigt eine grün tingierte Zirbelnuss auf einem von Rot und Silber gespaltenen Schild. Die Zirbelnuss, auch Stadtber oder Stadtpyr, wird als aufrechtstehender, vollständig geschlossener Pinienzapfen dargestellt. Das Kapitell ist im korinthischen Stil gehalten und mit einem gekrönten Köpfchen belegt.
Die Farben des Wappens wurden dem Banner des früheren bischöflichen Stadtherren entlehnt, das wie die alten Feldzeichen des Herzogtums Schwaben die Farben Rot und Weiß bzw. Silber trug.
Die Zirbelnuss hat sich wahrscheinlich aus der Abbildung eines Thuja- oder Lebensbaumes im ersten Augsburger Stadtwappen des Jahres 1234 entwickelt. Dieser sprießt dort inmitten eines weit geöffneten und von zwei Ecktürmen flankierten Stadttores aus einem Dreiberg. Über dem Stadttor befindet sich ein sechszackiger Stern, der auch als Zeichen des damaligen bischöflichen Stadtherren gedeutet wird. Bereits in der zweiten Version des Stadtsiegels ähnelt der Lebensbaum einer aufrecht stehenden Weintraube und ein Kapitell ersetzt den Dreiberg. Vom ältesten Abdruck dieses Siegels finden sich nur mehr Bruchstücke auf einer Urkunde aus dem Jahre 1260, die im Bayerischen Staatsarchiv in München verwahrt wird. Ob die Veränderung der ursprünglichen Abbildung von der Verwendung einer anderen Technik des Siegelschneidens („Perlpunzen“) herrührt oder in einer sehr bildhaften Anspielung (Rebsorte „Augster“ bzw. lat. „augere“ für „wachsen, gedeihen“) auf den Stadtnamen begründet liegt, bleibt unklar.
In dieser Figur sehen vor allem die Humanisten eher einen Pinienzapfen und fühlen sich durch die Funde antiker, steinerner Pinienzapfen (v.a. beim Wiederaufbau der Kirche St. Ulrich und Afra 1467) darin bestärkt. Diese Steinzapfen wurden in der Römerzeit als Marksteine für die Freiung der Stadt verwendet und dienten auch als Bekrönung für Bauwerke und Denkmäler. Maßgeblich durch das Betreiben der Humanisten ändert sich die Form des Wahrzeichens hin zur „Stadtber“. Dies ist übrigens der älteste, vom Stadtrat selbst verwendete Begriff; die Bezeichnung „Stadtpyr“ entstand erst später und leitet sich von lat. „pirum“ für „Birne“ her.
Offizielle Stellen halten bis ins frühe 19. Jahrhundert am alten Siegel mit Weintraube fest, während heraldische Quellen jedoch bereits im 16. Jahrhunderts einen Tannenzapfen bzw. einen Zedernbaum als Stadtwappen erwähnen. Erst in der neueren Literatur einigt man sich endgültig auf die Zirbelnuss, die 1806, mit dem Verlust des Status als freie Reichsstadt und der Eingliederung Augsburgs in das junge Königreich Bayern, die Traube als offizielles Wahrzeichen der Stadt verdrängt. Eine amtliche Wappenverleihung fand indes nie statt, da das Augsburger Stadtwappen bereits lange vor dem Aufkommen von Wappenbriefen im 14. Jahrhundert entstanden ist. Seit 1957 ist eine stilisierte Version des Stadtwappens aus der Feder des Augsburger Künstlers Eugen Nerdinger als Stadtwappen und Siegel der Stadt Augsburg in Gebrauch. Diese verzichtet auf die Verzierung des Kapitells der Zirbelnuss mit einem Köpfchen.