Bayern

Stadt Marktleuthen

In Blau (Wappengrund) nebeneinander zwei ineinander verschlungene, aufrechte golden gekrönte rote Schlangen und ein rot bewehrter (Krallen) goldener Löwe.

Urkundlich wird unser Ort 1314 erstmals als „Leuken“ erwähnt. Markgraf Wilhelm von Meißen erkaufte 1411 den Ort samt seiner Zugehörigkeit von dem Wunsiedler Bürger Jakob Tullinger zur Abrundung seines um die Burg Thierstein gelegenen Besitzes. Er erhob den Ort 1411 zum Markt.
Dieser führte nun die Bezeichnung „Marck zu Leuken“ und erhielt die Marktrechte nach dem Vorbild von Thiersheim. Dieses Privileg besagt: „Zum Ersten sollen Sie (die Bürger zu Leuken) haben und gebracht das Recht, die unsere Bürger zu Thiersheim haben. Als was sie nicht wissen oder verstehen, das sollen sie zu Thiersheim in dem Rat suchen und sich dessen erholen, wenn Ihnen das noch geschicht, da man Ihnen auch finden und teilen soll, was recht ist.“
Der 1411 „Markt“ genannte Ort war bis 1415 Besitz des Markgrafen Wilhelm von Meißen, dann der Nürnberger Burggrafen und späteren Markgrafen von Kulmbach-Bayreuth, 1429 vergrößerte sich der Markt zu Leuken durch die Einbeziehung des nördlich der Eger gelegenen Dorfes Rohrsbach um 21 Häuser zu den schon vorhandenen 28 Höfen des Marktes.

Aus dieser Zeit (etwa um 1430) stammt das älteste, seit 1477 durch Abdrucke bekannte Siegel mit dem ungekrönten Löwen und den gekrönten Schlangen im Schild. Der Löwe ist wohl der Burggräfliche. Der Herkunft der Schlangen ist fraglich. Die Umschrift des Wappenbildes lautet: „s. der marktz. Zu. Leuten.“ Von diesem Siegel sagt 1517 der Rat: „Mit eines Marks Jnsigl, damit uns unser gnädiger Her begnadt hat.“
Bei der zweiten großen Feuersbrunst 1641, die fast den ganzen Markt „samt Pfarr-, Schul-, Rat-, Prey- und Thronhäuser“ (bis auf 8 Häuser) in Schutt und Asche legte, sind auch „des Marcks Leutten uhralte Privilegien, Begnadigungen und Freiheitsbriefe“ mit vernichtet worden.
Magister Johann Willen, hochfürstlicher Brandenburgischer Pfarrer in Creußen beschreibt in seinem „Das teutsche Paradeiß in dem vortrefflichen Fichtelberg Anno 1692“ neben anderen Orten auch den „leutseligen Brandenburger Marck Leuten“ und fügt seinem Bericht auch seine skizzenhafte Zeichnung vom „Sigell des Marcks zu Leuten“ bei, die in der Ausführung sich mit der figürlichen Darstellung des älteste bekannten Wappenbildes aus 1477 (Dr. Singer, Arzberg, Kulturwoche 1959/I.) deckt. Somit sind diese beiden Siegel für die spätere Wappengestaltung von 1829 und der von 1954 (bei der Erhebung der Marktgemeinde zur Stadt) Vorbild gewesen. Das Vorhandensein des Brandenburgischen Löwen im Wappen deutet auf die Herren des fichtelgebirgischen Landes, die Burggrafen von Nürnberg und die späteren Markgrafen hin und dürfte somit zweifelsfrei geklärt sein.
Aber wie kommt unser Ort zu Schlangen als seinem Wappenzeichen? Wie der verstorbene Pfarrer Waßer in seiner Orts- und Kirchengeschichte erwähnte findet sich dieses seltsame Wappentier in keinem der fränkischen Wappen wieder. Nur ein hessisch und pfälzisches Geschlecht, das jedoch in keiner Beziehung zu Marktleuthen steht, führt dieses Schlangenpaar im Schilde.
So ist man infolge mangels historischen Beweismaterials auf Vermutungen angewiesen, die eine örtliche Beziehung in dem seltsamen Wappenbild sehen.
Waßer meint: Soll man an die Kreuzottern denken, die es in unserer Nähe gibt? Diese sind jedoch keine Marktleuthener Spezialität. Sie finden jedoch überhaupt im Fichtelgebirge und namentliche auf der Waldsteinhöhe. Oder ist das Schlangenwahrzeichen symbolisch zu nehmen? Schlangen und Drachen waren im Mittelalter Sinnbilder des Teufels und Heidentum und fanden als Symboliken dafür vielfach Verwendung. So wäre es gar nicht so abwägig, das Schlangenbild als sinnbildliche Abzeichen der Teufelssteine zu sehen.

Dr. F. W. Singer, Arzberg, schreibt in der Abhandlung „Spitgotische Gemeindesiegel des Sechsämterlandes“ (Kulturwarte 1959/I): „Die mit dem Marktleuthener Löwen anscheinend kämpfende Figur wird gewöhnlich als „verschlungenes und gekröntes Schlangenpaar“ angesprochen. Ist es nicht vielleicht ein Drache oder ein Lindwurm oder ein anderes Ungeheuer, welche nach der mittelalterlichen Anschauung durchaus zu den lebenden Tieren gerechnet wurden? Vielleicht haben sich in dem merkwürdigen Wappenbild auch mythenhafte Vorstellungen verdichtet.“ Klemens Stadler in seinem Buch „Die Wappen der oberfränkischen Landkreise und Gemeinden“ zum Marktleuthener Stadtwappen: „Trotz aller Abdrucke bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts bleiben aber, weil es sich ausschließlich um papierüberklebtes Siegel handelt, die Konturen der gekrönten Schlange in dem Halbrundschild undeutlich. Ungeklärt ist bis heute ihre symbolische Bedeutung, Ob die erst vielspäter bezeugte Sage vom Otterskönig in der Fichtelgebirgsmythologie hier einen heraldischen Niederschlag hatte, ist sehr fraglich.“
1954 wurde Marktleuthen durch allerhöchsten Beschluß des Bayerischen Staatsministeriums die Bezeichnung „Stadt“ verliehen. Das damit verbundene Dienstsiegel, sowie das Stadtwappen lehnt sich an die historischen Vorlagen an. In Blau (Wappengrund) nebeneinander zwei ineinander verschlungene, aufrechte golden gekrönte rote Schlangen und ein rot bewehrter (Krallen) goldener Löwe.
Mit Entschließung der Bayerischen Staatsministeriums des Inneren vom 12. Oktober 1954 wurde der Stadt auch die Zustimmung zur Führung einer Fahne erteilt. Das 5 m lange Fahnentuch ist durch drei Farbbahnen rot-gold(gelb)-blau längsgeteilt und führt im oberen Fahnendrittel in einem 1,50 m großen weißen Quadrat das Wappenbild in vorstehend beschriebener Farbgebung.
So müssen wir uns denn mit dieser unzugänglichen, teil historischen, teil vermuteten Deutung des Wappenbildes begnügen bis vielleicht doch einmal in irgend einem Archiv durch Heimatforscher ein dokumentierter Hinweis für das seltsame beinahe geheimnisvolle „Schlangenpaar“ gefunden wird.