Bayern

Stadt Füssen

In Gold drei im Dreipass gestellte schwarze Füße.

Das Wappen der Stadt Füssen

Stadterhebung
Ungewiß geblieben ist bis heute das Jahr, in dem Füssen zur Stadt wurde. Füssener Bürger sind seit 1286, die "Bürgerschaft" seit 1294 bezeugt.
1313 ging die Vogtei über Füssen an den Bischof von Augsburg. In der noch erhaltenen Urkunde heißt es: "Ich, Dietegen von Castel, schwäbischer Reichslandvogt, verspreche dem Bischof von Augsburg feierlich, die Vogtei Füssen mit allen Rechten und Zubehör zu übertragen... als Gegenleistung für die Bezahlung von vierhundert Mark Augsburger Silberwährung... Solange diese Summe nicht eingelöst ist, bleibt die besagte Vogtei als Pfand oder Hypothek unter der Verwaltung und im Besitz des Bischofs."
Demnach war Füssen vor 1313 eine Stadt des Reiches gewesen, nicht jedoch eine "Freie Reichsstadt". Nachdem das Reich die Pfandsumme nie mehr eingelöst hat, blieb Füssen "ausburgisch bischöfliche Stadt" bis zur Auflösung des weltlichen Territoriums des Hochstifts im Jahre 1802.
Das älteste hier bekannte Siegel der Stadt zeigt im gegitterten Dreiecksschild drei plump geschnittene Menschenbeine, zwei nach links und rechts oben, das dritte abwärts weisend, die Schenkel in der Mitte zu einem Dreieck zusammengestellt.
Als frühesten Abdruck nennt Steichele einen von 1311, Stadler einen vom Jahre 1317. Im Füssener Stadtarchiv gibt es erst einen zum Jahre 1473 auf der Urkunde Nr. 84. Die Inschrift lautet: "SIGILLUM CIVIUM DE FUZEN". Sowohl die Schildform als auch die Schreibweise des Ortsnamens weisen darauf hin, daß dieses Siegel etwa um 1300 entstanden sein muß; möglich, daß es das erste Füssener Stadtsiegel überhaupt war.

Der Ortsname
Die älteste bisher bekannte Nennung des Ortsnamens erfolgte in der "Notitia Dignitatum" um 400, und zwar als eine Ablativform "FOETIBUS". Ob sich darin der Wortstamm "FET" (=Fuß) finden läßt, wie Professor Schnetz vermutet, ist für die Geschichte des Wappens ebenso unerheblich, wie auch die späteren Bildungen des Ortsnamens.
Entscheidend ist, daß der Name zur Zeit einer möglichen ersten Wappenannahme bereits als Mehrzahlform von "Fuß" verstanden wurde.

Die Wappenführung der Gemeinden
Für die Stadt Füssen ist urkundlich weder die Verleihung des Stadtrechts noch die eines Wappens nachzuweisen. Generell begann die Wappenführung von Gemeinden in Europa erst zu Anfang des 13. Jhdts. mit den Wappen der Städte. Die meisten altüberlieferten Ortswappen entstanden aus Siegelbildern, die durch die Unterbringung in einem Schild zu Wappen wurden, wobei die Festlegung der Farben den entscheidenden Schritt vom Siegel zum Wappen kennzeichnet.
Füssener "Bürger" sind seit 1286 bezeugt, spätestens von diesem Jahr an war Füssen
Stadt, hatte es von da ab auch sein eigenes Wappen.

Füssen führt ein "redendes" Wappen
Einer der vom 13. Jhdt. bis in die Gegenwart am häufigsten anzutreffenden Gestaltungsgrundsätze der Wappensymbolik ist das Bestreben, ein Wappen "redend" zu machen. Redende Wappen sind solche, deren Bild eine Anspielung auf den Namen des Wappenträgers enthält. Der mittelalterlichen Heraldik kam es dabei auf etymologische Richtigkeit nicht an. Schon der Gleichklang der Worte genügte oft zur Bildung eines redenden Wappens.

Die Schildfigur und ihre Deutung
Wesentlichster Teil eines jeden Wappens ist seine Schildfigur. Sie ist zwar wie alles, das über lange Zeit im Gebrauch ist, einem häufigeren Stilwandel unterworfen, doch darf an der Bedeutung und der Aussage des überlieferten Bildes selbst nichts geändert werden, es sei denn, eine solche Änderung des Wappeninhalts wäre gewünscht. Leider ist nicht jedes Wappenbild so klar wie diese Regel, und oft genug stellt sich die Frage, was nun wirklich zu dem Bild gehört, was zufällig daran ist oder bedeutungsloses Beiwerk.
Bei altüberkommenden Wappen wird häufig die Frage gestellt, was sie zu bedeuten haben. Urkunden, die eindeutige Auskunft geben könnten, fehlen in der Regel. Daß schon im Mittelalter die Motive meist nicht mehr bekannt waren, die zur Entstehung eines Wappens geführt hatte, zeigen die volkstümlichen Deutungen der zahlreichen Wappensagen. Bei "redenden" Wappen werden wir das Motiv am ehesten erkennen. Welche Gedanken und Vorstellungen den Stifter eines alten Wappens aber zur Wahl der besonderen Form seines Bildes bewogen haben mochten, bleibt bestenfalls unserer Phantasie und Vermutung zugänglich.
Die Füße und/oder die Dreizahl im Füssener Stadtwappen werden in Beziehung gebracht zu:
den 3 Tälern (Vils-, Lech- und Faulenbachertal)
den 3 Haupttoren (Lech-, Ritter- und Kuglertor)
den 3 Hauptstraßen (Lechhalde, Ritter- und Reichenstraße)
dem sog. "Mangtritt", einer fußspurähnlichen Vertiefung nahe dem Lechfall bei Füssen, oder auch zu dem "Fuß" als Anwesenheitszeichen der Benediktiner.
Mir scheint wahrscheinlicher zu sein, daß der Stifter des Füssener Stadtwappens, alter heraldischer Gepflogenheit folgend, seine "Füße" einfach in den "Dreipaß" zur "Deichsel" oder ins "Gabelkreuz" gestellt hat, was jeweils das Gleiche bedeutet und grundsätzlicher Regel einer Schildeinteilung entspricht.
Daß sich die Phantasie der Menschen an solchen Symbolen und Zeichen entzündet, die ihnen in ihrem Alltag auf Schritt und Tritt begegnen, ist ganz natürlich, ebenso, daß sie versuchen, dem eine tiefere Bedeutung und mehr Sinngehalt zu geben.
Solange das Risiko des Unbeweisbaren dabei bewußt bleibt, ist ja auch alles in Ordnung, sind es doch gerade solche Geschichten, die einem Bild erst seine Plastik geben. Hier aber beginnt auch die Gefahr, daß man zu zufällig Ähnlichem Beziehungen knüpft, die es nicht gibt, daß solche "Entdeckungen" zum historischen Beweis mißbraucht werden.

Andere Dreibein-Symbole und Dreibein-Wappen
1. Mykenische Schale (5. Jahrhundert v. Chr.)
2. Sizilianische Münze (4. Jahrhundert v. Chr.)
3. Wappen der Isle of Man
4. Polnischer "Herb" Borzyma (15. Jahrhundert)
5. Zunftwappen der Prager Schuster (16. Jahrhundert)
6. Zunftwappen der Schuster in Neutitschein/Mähren (1639/40)
7. Ritter von Maschau/Böhmen (um 1360)
8. Die Rabensteiner von Dölau (15. Jahrhundert)
9. Ulmer Goldschmied Pepfenhauser (1720)

Text nach Schlagmann, Karl: Die Wappen der Stadt Füssen; in: Alt Füssen, Jahrbuch des
Historischen Vereins Alt Füssen, 1979