Bayern

Markt Sulzthal

In Silber auf grünem Boden ein grüner Apfelbaum mit goldenen Früchten; dem Stamm aufgelegt der rote Großbuchstabe S.

Wie die vom Landratsamt veranlaßten eingehenden Nachforschungen der Generaldirektion ergaben, hat der Markt Sulzthal seit der 2. Hälfte des 16. Jh. ein Siegel geführt, das im Schild ein eigenes Wappen zeigt. Der Ort wurde zwar schon 1472 zum Markt erhoben, als Kaiser Friedrich III. dem Grafen Otto von Henneberg für Sulzthal Marktrechte verlieh (Chmel, Reg.Imperat.Nr. 6531). Wie in sehr vielen anderen Fällen im unterfränkischen Bereich scheint die Verleihung eines Siegels und Wappens für Sulzthal aber erst lange Zeit nach der Markterhebung erfolgt zu sein. Die stilkritische Untersuchung des ältesten be- kannten Siegels mit der Umschrift S.DES FLECKEN SOLCZTAL: und dem unten beschriebenen Wappen in Renaissanceschild (ehem. Sammlung Otto Hupp im Bayer. Hauptstaatsarchiv; Photokopie Nr. 1 auf beiliegender Reproduktion) und der Vergleich mit genauer datierbaren anderen Siegeln von Gemeinden im weiteren Bereich des Hochstifts Würzburg macht es wahrscheinlich, daß Sulzthal mit der Benutzung eines eigenen Wappensiegels in der Zeit des Fürst- bischofs Julius Echter von Mespelbrunn begonnen hat, also etwa im letzten Viertel des 16. Jh.
In der o.g. Sammlung ist der Abdruck auch eines späteren Siegels überliefert, das die Umschrift SIGIL.DES.FLECKENS.SVCZTAL, das gleiche Wappenbild im Schild und letzteren in etwas einfacherer Form enthält. Seine Entstehungs- zeit dürfte um 1650 anzusetzen sein. Vielleicht hat der Markt, wie viele andere Gemeinden, im 30-jähr. Krieg den Stempel des ältesten Siegels verloren.
Schon im 19. Jh. war die Erinnerung an das eigene Wahrzeichen erloschen. Die Gemeinde hatte spätestens 1819 die Wappenführung aufgeben müssen, als durch kgl. Edikt den Ruralgemeinden die Verwendung eigener Bildsiegel und Wappen untersagt wurde. Aus den hier vorhandenen Verhandlungen in den Jahren 1838-1838 über die Wiedergenehmigung solcher Hoheitszeichen durch König Ludwig I. ist kein Anhaltspunkt zu entnehmen, daß sich der Markt Sulzthal um eine Wiederverleihung bemüht hat. Infolgedessen fehlt auch in den bekannten Sammlungen bayer. Ortswappen von O.T.v. Hefner (1862) und Sibmacher (Neuauflage 1857 ff.) der Ort bzw. sein Wappen. 1889 teilte der damalige Bürgermeister mit, daß „andere Siegel oder Wappen (d.h. außer den üblichen Schriftsiegeln und Siegeln mit dem bayer. Rautenschild) hier nicht vorhanden“. Im Geographisch-Historischen Handbuch des Königreichs Bayern wird ausdrücklich betont: „Der Markt hat kein eigenes Wappen“. Wie vom Landratsamt am 22.07.1958 mitgeteilt wurde, war der Gemeinde selbst bisher die Tatsache der einstigen Wappenführung so unbekannt, daß die Richtigkeit von Zeichnung und Text in Prof. Hupps Sammelwerk „Deutsches Ortswappen“ (Band Unterfranken, erschienen ca. 1929 bei Kaffee HAG in Bremen) ernstlich bezweifelt wurde.
Tatsächlich konnte erst dieser verdiente Forscher wieder in Zug seiner Vorarbeiten zur Herausgabe des genannten Werks die Spuren des früheren Sulz- thaler Wappens entdecken.
Der Marktgemeinderat hat am 21.11.1958 beschlossen, an das alte Wahrzeichen anzuknüpfen. Den Entwürfen liegt im allgemeinen die vorlagengetreue Wieder- gabe von Prof. O. Hupp zugrunde: Auf grünem Boden ein grüner Apfelbaum mit großen, goldenen Früchten, am Baumstamm der rote Großbuchstabe S. Letzterer wird jedoch jetzt nicht als um den Stamm herumgeschlungen, sonder dem Stamm aufgelegt dargestellt. Dadurch soll eine klarere Erkennbarkeit in der Verkleinerung des Wappens im Dienstsiegel gewährleistet werden. Der Buchstabe kommt bereits in den beiden besprochen alten Siegeln vor. Er scheint ganz bewußt in das Wappen aufgenommen worden zu sein, um dadurch eine bessere Unterscheidung des schon im 16. Jh. in Gemeindesiegeln als heraldische Figur ziemlich häufigen Baumes für Sulzthal gegenüber anderen gemeindlichen Wahrzeichen zu erzielen.

Entwurfsfertiger des Wappens: Stud. Direktor i.R. Karl Brandler, Hammelburg

Datum der Wiederannahme des Wappens bzw. der ersten historischen Abbildung: 12.02.1959



Zeitungsartikel von 2004

Sulzthal

Wie Euerdorf war auch Sulzthal schon im späten Mittelalter ein Ort mit einer gewissen Mittelpunktsfunktion. Sulzthal feierte im Jahr 2003 seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 953.

Sulzthal wurde bereits 1472 von Kaiser Friedrich lll. durch Verleihung von Marktrechten an Graf Otto von Henneberg Marktflecken; Wappen und Siegel scheint Sulzthal jedoch erst später erhalten zu haben. Ein erstes Siegel wohl aus der Zeit von Fürstbischof Julius Echter hatten die Umschrift „Siegel DES FLECKEN SOLCZTAL“.

Das eigentliche Wappen zeigte auf grünem Boden einen grünen Apfelbaum mit großen goldenen Früchten, am Stamm den roten Buchstaben S. Dieses Wappen geriet im Lauf der Jahrhunderte völlig in Vergessenheit, erst der bereits beim Wappen Euer¬dorf Prof. Otto Hupp entdeckte für das Sammelwerk „Deutsche Ortswappen“ das Sulzthaler Wappen wieder.

Der Hammelburger Karl Brandler schlug 1958 mit einem Entwurf unter Anlehnung an die Gestaltung des Wappens von Hupp dem Markt Sulzthal vor, das alte Wappen wieder anzunehmen. Im Gegensatz Hupp stellte er gewissermaßen den Großbuchsta¬ben vor den Baumstamm, während bei Hupp das S sich um den Baum schlingt. Der Versuch von Brandler, mit einer Vogelkralle (siehe Stadtwappen Bad Kissingen) auf die frühere Herrschaft der Henneberger hinzuweisen, wurde abgelehnt. Die Verwendung eines Großbuchstabens wurde dagegen in dem Gutachtender Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns vom 22. Dezember 1985 ausdrücklich gebilligt, weil schon im 16. Jahrhundert in Gemeindesiegeln zur besseren Unterscheidung von anderen Gemeinden durchaus üblich.

Auf das Gutachten genehmigte das Bayrische Staatsministerium des Innern mit Entschließung vom 12. Februar 1959 das Gemeindewappen mit folgender amtlicher Beschreibung (wieder):

„In Silber auf grünem Boden ein grüner Apfelbaum mit goldenen Früchten; dem Stamm aufgelegt der rote Großbuchstabe S“.

In zeitlicher Übereinstimmung mit Euerdorf und Ramsthal beantrage auch Sulzthal die Zustimmung für eine eigene Gemeindefahne, die die Regierung von Unterfranken mit B e s c h e i d vom 4. September 1989 erteilte. Die Gemeindefahne zeigt zwei Streifen in der Farbfolge Grün-Gelb, wobei die Verwendung mit Wappen empfohlen wurde.