Bayern

Gemeinde Lenggries

In grünem Schilde ein heraldisch rechtshin springender silberner Hirsch mit goldenem Geweih und goldenen Hufen.

Noch bis vor einem Jahrhundert war es fast undenkbar, daß eine Landgemeinde ein eigenes Wappen führen konnte. Wappenführung war grundsätzlich an einen gewissen gemeindlichen „Rang“ und bestimmte Selbstverwaltungsrechte geknüpft. Bis fast zur Mitte des 19. Jh.s galten daher nur Städte und große Märkte als wappenberechtigt. Auch später konnten nur auf das „historische Moment“ gegründete Wappen verliehen werden. Erst die neuere Gesetzgebung förderte das gemeindliche Wappenwesen.
Die nach der Gemeindeordnung von 1927 und der Bekanntmachung über Wappen, Flaggen und Dienstsiegel der Gemeinden vom 27. Juli 1928 erforderlichen sachlichen Voraussetzungen für eine Wappenverleihung an Gemeinden waren im allgemeinen nicht leicht zu erfüllen. Für Lenggries mit seiner reichen geschichtlichen Vergangenheit in Verbindung mit der Hofmark und dem Schloß Hohenburg mit seinen teilweise berühmten Besitzern bedeutete dieser Punkt keine Schwierigkeit.
Da auch die entsprechende Einwohnerzahl vorhanden war, standen dem Antrag und auch der Genehmigung keine Hindernisse mehr im Wege.
Im Jahre 1939 erhielt die Gemeinde ein eigenes Wappen. Der Tölzer Kurier berichtet darüber in Wort und Bild in seiner Ausgabe vom 23. Juni 1939. Wir entnehmen daraus:
„Das Hauptmerkmal des Wappens, ein springender Hirsch, stammt aus der Zeit von 1643 bis 1712, wo die Siegel der damals amtierenden Hofmarksrichter Zöpfl und Kistner als Schildfiguren den springenden Hirsch und als Helmzier einen schwertschwingenden Mann aufweisen. Obwohl nun der Hirsch nicht etwa als altes Lenggrieser Siegel, sondern lediglich als persönliches Wappen zu gelten hatte, empfahl das Hauptstaatsarchiv dieses Wappenbild für die Gemeinde Lenggries aus folgenden Gründen:
1. Der Hirsch versinnbildlicht zunächst die wald- und wildreiche Umgebung des Ortes und damit die hervorragende Bedeutung der Holzwirtschaft für die Gemeinde.
2. Der Hirsch ist das Symbol der Schützen und Jäger. In diesem Zusammenhang ist die noch vorhandene alte Schützenstandarte von Lenggries von Bedeutung.
Schließlich kann man dabei auch an die Eigenschaft von Lenggries als Standort des Gebirgsjägerregiments 98 denken.
3. Wenn auch der Hirsch nicht Wappenbild für Lenggries in früheren Zeiten war, so haben doch unter diesem Bilde amtliche Vertreter einst Urkunden für den Ort und die Umgebung gesiegelt. Ein Eingriff in Wappenrechte von etwa noch vorhandenen Abkömmlingen dieser Hofmarksrichter wird schon dadurch vermieden, als ja nicht das unveränderte Familienwappen des Johann Zöpfl und des Andreas Kistner als Gemeindewappen übernommen wird, sondern nur die Hauptfigur des Schildes.
4. Ein weiterer wichtiger Grund für die Übernahme des Hirsches als Lenggrieser Wappenschild ist der Umstand, daß der springende Hirsch bisher noch in keinem bayerischen Gemeindewappen vorkommt.
5. Der Hirsch als Wappenbild erfüllt auch die heraldischen und künstlerischen Anforderungen der Einfachheit und Klarheit, die an ein gemeindliches Wappen, besonders aber an die verkleinerte Darstellung im gemeindlichen Siegel, immer gestellt werden müssen.“

Hinsichtlich der Farbe und Gestaltung des Wappens wurde folgender Vorschlag genehmigt: Das Wappen zeigt in grünem Schilde einen heraldisch rechtshin springenden silbernen Hirsch mit goldenem Geweih und goldenen Hufen.
Lenggries erhielt damit ein seiner Bedeutung und Lage als Ort des bayerischen Alpengebietes hervorragend gerecht wirkendes Wappenabzeichen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß sich um das Zustandekommen des Gemeindewappens Bürgermeister Eisenschenk und der mit der Ausarbeitung beauftragte Gemeindesekretär Gilg, ein geborener Lenggrieser, ein Verdienst erworben haben, das der Gemeinde in allen Zeiten zur Ehre gereichen wird.