Bayern

Gemeinde Ringelai

In Blau über silbernem Dreiberg, darin ein dreiblättriges grünes Kleeblatt, ein goldener Grenzstein, dem ein silberner Wellenbalken unterlegt ist.

Die Lage der Gemeinde, zwischen dem Geistlichen Stein und der Wolfsteiner Ohe, wird durch den Dreiberg und den Wellenbalken, die Landwirtschaft durch das Kleeblatt ausgedrückt.
Die Grenze zwischen dem Hochstift Passau und dem Lande Bayern vor 1803, an die noch Grenzsteine aus dem Jahre 1692 erinnern, symbolisiert der Grenzstein. Die Zustimmung des Wappens erfolgte durch ministeriellen Entschluss vom 27. Januar 1965 Nr. I B 1 - 3000/29 R1.

Ringelai - Bayerisch-Fürstbischöflicher Grenzort
Die Lonsdorfer Urbare, nach heutigem Begriff ein Grundbuch, das Bischof Otto von Lonsdorf während seiner Regierungszeit 1254 - 1265 erstellen ließ und in welchem alle Lehen im damaligen fürstbischöflichen Bereich aufgeführt sind, sowie die „Passauer Hochstifts-Traditionen“ des 13. Jahrhunderts, nennen den Ort Ringelai noch nicht namentlich. Erstmals wird Ringelai im Zusammenhang mit einem Verkauf erwähnt:
„Im Jahre 1312, am Tag des St. Gotthard, am 5. Mai also, beurkunden Dechantin Adelhaid, Kellnerin Haidweich, und der Konvent des Frauenklosters Niedernburg zu Passau, dass Christian von Wittersitt seinem Bruder Nikolaus seine Mühle und seinen halben Hof zu Wittersitt um acht Pfund Pfennige verkauft hat. Unter den bäuerlichen Zeugen erscheint neben „ander piderb Laeut“ auch ein Christian von ring Laib. Der merkwürdige Ortsname, der schon Hans Watzlik zu einem Roman angeregt hat („Die Reise nach Ringolay“) verursacht hinsichtlich der Deutung viel Kopfzerbrechen. Die ältesten Nennungen: 1312 ring Laib, 1359 Ringlaib, 1471 Ringlay, 1507 Ringlai, 1545 Ringlay, 1575 Ringalay usw. Hinsichtlich der Ableitung des Namens vom Flußnamen „Ohe“ ist Vorsicht geboten. Nach Ansicht der Generaldirektorin für Statliche Archive Bayerns in München kann Ringelai nicht mit der „geringelten Ohe“ und auch nicht mit „ahe“ gleich „ohe“, was wiederung fließendes Wasser bedeutet, in Beziehung gebracht werden.
Vielleicht, so meint die Generaldirektorin, handelt es sich hier um einen sogenannten Satznamen in der Form „Ringe den Laib“, was sich auf einen Übernamen für einen Bäcker beziehen könnte. Am naheliegensten ist folgende Deutung, die aus dem Mittelhochdeutschen herbeigeholt werden muss: „Leibe“ heißt im Mittelhochdeutschen „Verbleib“, daher am wahrscheinlichsten die Ansiedlung und der weitere Aufenthalt eines Siedlers mit Namen „Rincho“ oder „Ringilo“. So könnte sich aus dieser Ansiedlung die Ortschaft den Namen gegeben haben. Wenn auch die Londorfer Urbare und die „Passauer Hochstifts-Tradition“ den Ort Ringelai noch nicht nennen, so steht fest, dass die Gegend zumindest in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts besiedelt wurde. Es war eben damals der Ort noch nicht „zusammengewachsen“ und bildete eine namenlose Streusiedlung. Ringelai war seit der Gründung – besser gesagt seit der Besiedlung – Niedernburger Besitz. Ers im 16. Jahrhundert finden wir hier auch fürstbischöfliche Grundholden. Am 24. Juli 1359 verleiht der Klosterkonvent Niedernburg dem Christian dem Zachackercher mehrere Zehenten in der Pfarrei Perlesreut., die dieser von Chunrat dem Prampekch und seiner Hausfrau Elzpet gekauft hatte, zu Erbrecht, darunter drei zu Ringlaib. Im 14 Jahrhundert hatte Ringelai also mindestens drei ganze Lehen (Höfe), wahrscheinlich aber waren es viel mehr.
Die ältestens Kataster aus dem 16. Jahrhundert vermitteln das Bild eines stattlichen Bauerndorfes. Der Wohlstand war durch die Frachtbarkeit des Bodens begründet. Der Schwerpunkt war auf die Weidewirtschaft gelegt. Milch und Schmalz bildeten die Lebensgrundlage und auch den Haupterwerb. Noch heute heißt das windgeschützte, fruchtbare Tal der Wolfsteiner Ohe, in dem der Ort liegt „der Schmalzdobl“.
Im 16. und 17. Jahrhundert werden uns ieben Bauernfamilien in Ringelai genannt: List, Märkl, Premb, Seegl, Traxl, Urban und Winkler. 1575 wird auch die Heindlmühle am Thomasbach genannt.
Das heutige Gemeindegebiet Ringelai war in fürstbischöflicher Zeit Grenzgebiet zwischendem Land der Abtei, also zwischen dem Fürstbistum Passau und dem Kurfürstentum Bayern. Noch heute kann man in dieser Grenzgegend Ringelai – Perlesreut die Bezeichnung „D’Bistümler“ und „Dö Bayerischen“ hören.
Der Geistliche Stein, ein 731 m hoher dichtbewaldeter Bergrücken war zur fürstbischöflichen Zeit neben dem Lusen und dem Steinberg bei Saldenau der markanteste Grenzpunkt der westlichen Landesgrenze des Fürstbistums Passau gegen Bayern.
Dieser Bergstock ragt weit ins „Ringelaier Ländchen“ hinein. Er hat wohl seinen Namen, der auch im Urkataster zu finden ist, von den geistlichen regierenden Passauer Bischöfen erhalten. Heute steht in Übermannshöhe der im Jahre 1692 auf Veranlassung des Fürstbischofs Kardinal Johann Philipp von Lamberg gesetzte wuchtige Grenzstein auf dem Gipfel dieses schönen mit Wald und Fels durchsetzten Berges. Gleiche Steine stehen noch zu Füssen dieses Berges sehr versteckt, am Thomasbach.
Der Geistliche Stein ist ein gern besuchter Ausflugsort, da er lohnenden Ausblick bietet. Er ist von allen Seiten leicht erreichbar und den Grafenauern ebenso lieb, wie den Wolfsteinern.
Seit dem Jahre 1806, als das Fürstbistum zu Bayern kam, haben diese mit viel Exaktheit gesetzten Steine die Bedeutung verloren. Politisch trennen zwar die Grenzsteine noch die heutigen Landkreise Grafenau und Wolfstein. Heute erinnern sie nur mehr an vergangene Zeiten. Warum das „Hochstiftische Grenzproblem“ an dieser Stelle so ausführlich niedergeschrieben wurde hat sein Grund darin, dass die Gemeinde Ringelai in ihrem Wappen einen Grenzstein führt.
Im Wappen ist auch die Wolfsteiner Ohe festgehalten, die zusammen mit der Schönberger Ohe die Ilz bildet. Die Wolfsteiner Ohe soll erinnern an die Naturschönheit der Buchberger Leite, die Maximilin Schmidt, genannt Waldschmidt, als schönste Klamm des Bayerischen Waldes bezeichnete. Im Jahre 1723 schossen erstmals durch die Buchberger Leite die mächtigen Fichtenstämme und wälzten sich dann später träge der Donau zu. Sie soll erinnern an die ausgestorbene Perlfischerei, an jene mühsame Sucharbeit, die damls ausgeübt wurde.
Durch die klimatisch außerordentliche günstige Lage der Gemeinde zieht der Frühling dort sehr bald ein und gar nicht selten komment es vor, dass im „Schmalzdobl“ schon geheut wird, während in versteckten Winkeln zwischen Finsterau und Lusen noch Schnee liegt. Die Ringelaier Mulde mit eine Höhenlage von nur 410 m lässt alles üppiger werden, als in anderen Landkreisteilen, die Siedlungen über 1000 m aufweisen. Eingesäumt vom Reschberg, dem Geistlichen Stein, dem Spannbühl, dem Leitenberg, dem Kaltenberg, dem Sulzberg, den Öden, der Hochreute, dem Bannholz und dem Ödholz, ist diese Gegend zu einen recht ertragreichen „Dobl“ geworden. Die Bezeichnung „Bayerisches Meran“ (aus jüngerer Zeit) für diese Gegend spricht wiederum für die Schönheit der Landschaft in diesem Kessel und der schönen Lage des Ortes Ringelai, für den aufstrebenden Fremdenverkehr.
Wie alle Siedlungen, so haben auch die Orte in der Gemeinde im Wandel der Zeiten ihr Aussehen aus früherer Zeit verlohren. Die wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen gehen über Generationen hinweg, ohne sie aufhalten zu können. Wir alle nehmen an den Segnungen der technischen und hygienischen Errungenschaften Anteil und wollen sie auch gar nicht mehr missen.
Das Dorf alter Prägung mit seiner Kultur und seinem Leben ist dahin. Was wir nicht preisgeben dürfen: Das Dorf alter Prägung nicht vergessen! Behalten wir wenigstens den alten Dorfgeist jener Zeit, ganz gleich welchen Standes wir sind, im Gedächtnis. Es war der alte Dorfgeist jener harten, schweren Aufbauarbeit, welcher das einstige Dorfleben erst lebenswert und glücklich machte. Wenn der alte Dorfgeist, der Geist der Gemeinschaft und gegenseitigen Hilfsbereitschaft in uns wach bleibt, dann ist vieles gewonnen, dann kann sich heute eine moderne Dorfgemeinschaft, so wie es der Ort Ringelai geworden ist, glücklich schätzen.

In der zweiten Hälfte es 15. Jahunderts entstand eine Kapelle in Ringelai als Nebenkirche von Perlesreut, die dem Hl. Michael geweiht wurde. Die Glocke aus dem Jahre 1479, vom Volksmund „Michaelihund“ geheißen, erinnert heute noch an diese erste Kirche in Ringelai. In diesem Kirchlein wurden vom Perlesreuter Vikar Messen gelesen und zeitweise scheint auch ein eigener Mesner angestellt gewesen zu sein, denn 1507 wird ein „Mesenhaus zu Ringelai“ genannt. Wie der Perlesreuter Vikar Johann Georg Löckher 1749 an das Passauer Ordinariat berichtet, war damals die alte steinerne Kirche in Ringelai, die ein vielbesuchtes Marien-Gnadenbild von 1697 enthielt, längst baufällig. Ein Neubau war notwendig geworden, zu dem der vielbeschäftigte Passauer Hofmaurermeister Severin Goldberger einen Plan mit einem Kostenvoranschlag von 1112 Gulden vorlegte. Die Bauern zu Ringelai und Umgebung verpflichteten sich zur Übernahme der Kosten, zumal der reiche Perlesreuter Handelsmann Josef Schönauer ihnen einen Zuschuss von 500 Gulden versprochen hatte. Die fürstbischöfliche Regierung ließ daraufhin in Ringelai einen eigenen Ziegelstadel errichten, da Ziegel von auswärts kaum beschafft werden konnten. 30000 Ziegel und ebensoviele Scharschindel erforderte der Neubau, der – mit schönen Fresken ausgeschmückt – im Jahre 1752 vollendet war. Mittlerweile war freilich der Handelsmann in Perlesreut gestorben und die Ringelaier mussten nun selbst für alle Kosten aufkommen. Dabei kam es zu manchen Streitigkeiten, die jedoch letztlich in Frieden bereinigt wurden. Unter Führung des Bauern Jakob List baten schließlich die Bauern um Nachlass der restlichen Ziegelschuld und 31 Gulden, was ihnen jedoch in Passau zweimal abgeschlagen wurde.
Seit dem beginnenden 19. Jahrhundert hatte ein Hilfsgeistlicher von Perlesreut in Ringelai die Seelsorge auszuüben und seit Errichtung einer Schule im nahen Neidberg 1870 dort auch den Religionsunterricht zu halten. 1900 wurde die Neidberger Schule aufgelöst und in Ringelai ein Schulhaus erbaut. 1904 erhob man die Filialkirche zur Expositur. Die alte, inzwischen ebenfalls baufällig gewordene freskengeschmückte Barockkirche wurde in den Jahren 1919 bis 1921 durch einen Neubau ersetzt, wobei die Patrona Bavariae anstelle des Hl. Erzengel Michael Kirchenpatronin wurde. Seit 1921 ist Ringelai selbständige Pfarrei. Die Errichtung des Carbidwerkes in der Buchberger Leite, der Bai von vier neuen Straßen und der nun aufstrebende Fremdenverkehr in einem der schönsten Orte des Bayerischen Waldes haben diesem früher so abseitigen, weltverlassenen Ort einen Aufschwung gebracht.


Auszug aus dem Buch „Wolfsteiner Gemeindewappen“ von Kreisheimatpfleger
Jos. Hermann, Freyung, im Herbst 1967