Bayern

Stadt Heilsbronn

Gespalten von Gold und Rot; vorne ein in zwei Reihen von Rot und Silber geschachter Schrägbalken, hinten ein goldener Dreischalenbrunnen; auf der Spaltlinie unten ein goldenes Herz.

Betrachtet man das Wappen der heute 9300 Einwohner zählenden Stadt Heilsbronn ohne Vorwissen, kommt man wohl kaum auf die Idee, dass es sich um das Wappen einer typisch evangelischen Kleinstadt Mittelfrankens handelt, die lange Zeit unter der Herrschaft der Hohenzollern stand und zum Königreich Preußen gehört haben könnte.

Das 1894 verliehene Wappen ist zweigeteilt, heraldisch ausgedrückt gespalten und überwiegend in den Farben rot und gelb (ursprünglich gold) gehalten.

Heilsbronnern dürfte zumindest der Dreischalenbrunnen ein Begriff sein. Er wurde vom damaligen Abt des Klosters, Sebaldus Bamberger, angeschafft. Er baute den Brunnen gegenüber der Eingangstür zum Refektorium in den Kreuzgang hinein. Er stattete das Kloster mit vielen Kunstgegenständen aus, unter anderem auch mit dem Dreischalenbrunnen aus Blei, der den 72 Mönchen zum Waschen vor den Mahlzeiten diente. Die Anschaffung des Dreischalenbrunnens muss für Sebaldus Bamberger besonders wichtig gewesen sein, denn er ging als einziges Kunstwerk in das persönliche Wappen des Abtes ein. In gewisser Weise gehörten die Dreischalenbrunnen zum festen Inventar einer Zisterzienserabtei im ausgehenden Mittelalter, man kann sie durchaus als ein Statussymbol verstehen. Nach gut 100 Jahren, als 1631 die Truppen Tillys Heilsbronn besetzen, soll der von Meister Ambrosius gebaute Dreischalenbrunnen zerstört worden sein. Aber er blieb wohl im „Heilsbronner Gedächtnis“ und wurde von den Markgrafen an ihrem „Repräsentationsbau“, dem heute noch am Marktplatz stehenden Klosteramtsverwalterhaus, wieder sichtbar gemacht. Dort ist der Dreischalenbrunnen direkt neben dem Zollernwappen angebracht.

Das geschachtete Band findet sich in fast allen Zisterzienserwappen wieder, stammt es doch aus dem Familienwappen des Bernhard von Clairvaux, eines jungen burgundischen Adeligen, der im Jahre 1112 in das Reformkloster Citeaux eingetreten war. Bernhard war zwar nicht der Gründer des Ordens, aber seine bekannteste Persönlichkeit. Er darf heute noch als der Mann angesehen werden, der dem Orden zu seiner europäischen Geltung verhalf.

Vielleicht stellt sich dem heimatkundlichen Betrachter des Wappens nun noch die Frage, warum man 1894, als das Wappen verliehen wurde, die lange und wechselvolle Geschichte der Hohenzollern und ihrer Grablege in Heilsbronn mit keiner Silbe würdigte. Wahrscheinlich wollte man 1894, im Königreich Bayern, keine preußisch-zollernsche Geschichte thematisieren. Es war wohl einfacher und politisch unverfänglicher in die Zeit des klösterlich-katholischen Heilsbronns zurück zu blicken.