Bayern

Stadt Wunsiedel

Auf geviertem Wappenschilde, dessen 1. und 4. Feld ein schwarzes "W" in Silber zeigt, während das 2. und 3. Feld von Weiss und Schwarz quadriert erscheint, ruht ein Spangenhelm mit gelbroten Decken und als Zier einem goldenen Brackenhaupt mit roter Zunge und roten Ohren.

Die Stadt Wunsiedel führte wohl schon seit der Stadterhebung 1326/8 ein eigenes Stadtsiegel. Leider haben wir über das Siegelbild nur Vermutungen. Ob es ein Wappen enthielt, wissen wir nicht, sicher kein eigenes Stadtwappen. Der älteste noch vorhandene Stadtsiegelabdruck hängt an einer Urkunde vom 3.Marz 1384. Das Siegelbild zeigt das damalige Wappen der Nürnberger Burggrafen, den gevierten Schild, darüber einen Brackenkopf. Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesem Siegel um das früheste handelt, das die Stadt Wunsiedel führte.

Das Siegel, das der Urkunde von 1384 aufgedruckt ist, wurde wahrscheinlich nur bei besonders wichtigen Rechtsgeschäften benutzt und zwar bei solchen, die die gesamte Bürgerschaft betrafen. Wahrscheinlich führte die Stadt schon bald daneben noch ein kleineres Siegel, das für den täglichen Gebrauch, für allgemeine Beurkundungen und für das Versiegeln von Briefschaften verwendet wurde. Es findet sich erstmals auf einer Kaufurkunde vom 21. Januar 1393. Sein Siegelbild zeigt bereits das spezielle Stadtwappen von Wunsiedel, den gevierten Schild, dessen 1. und 4. Feld quadriert ist (Hinweis auf die Landesherrschaft) und in dessen 2. und 3. Feld der Buchstabe "W" für Wunsiedel steht. Dieses Siegel erscheint auf einer größeren Zahl von Urkunden und Schriftstücken bis zum Jahre 1472.

Johann Georg Pertsch erwähnt 1677 in seinem Bericht über die Verteidigung Wunsiedels gegen die Böhmen im Jahre 1462 als mündliche Überlieferung: "Damals soll auch das Stadtwappen um den Brackenkopf vermehrt worden sein, welcher bei Fürsten, Grafen und Edlen als ein Abbild der Wachsamkeit und Klugheit gilt und den Mut der Wunsiedler dokumentieren sollte". Pertsch weist aber daraufhin, dass der Brackenkopf im 14. Jahrhundert das Helmkleinod der Burggrafen war und vermutet, dass er höchstwahrscheinlich deswegen und nicht aus einem besonderen Anlass Teil des Wunsiedler Stadtwappens wurde. Trotz dieser richtigen Erkenntnis muss aber doch eine Verbindung bestanden haben zwischen der Verleihung des Brackenkopfes als Vervollständigung des Wunsiedler Stadtwapppens und den tapferen Widerstand der Burger gegen die Einnverleibung in das Königreich Böhmen. Zwar gibt es keine schriftlichen Unterlagen über die Verleihung eines neuen Stadtwappens um 1462, doch existiert heute noch der Originalstempel, der dieses älteste vollständige Stadtwappen ausweist. Sein Siegelbild zeigt den viergeteilten Schild, ohne die beiden "W", darüber einen Spangenhelm, Helmdecken und als Helmkleinod das heraldisch gesehen nach rechts gerichtete Brackenhaupt mit Hals, hängenden Ohren und herausgestreckter Zunge. Der erste Abdruck dieses Siegels findet sich auf einer Urkunde vom 19.Mai 1465. Den Siegelstempel haben sich die Wunsiedler, wie ja üblich, zweifelllos selbst angeschafft und sie liessen sich die Ausführung nicht wenig kosten. Dies und die bei Behördensiegel ungewöhnnliche Nennung einer Jahreszahl deutet daraufhin, dass sie selbst das neue Stadtsiegel in einem Zusammenhang mit ihrem Sieg über das böhmische Heer gesehen haben.

Man war nun aber auch mit dem kleinen Siegel, das als Bild nur den gevierten Schild zeigte, nicht mehr zufrieden. So liess man zwischen 1472 und 1475 ein weiteres neues Siegel, für den täglichen Gebrauch, stechen. Es zeigt im Siegelbild das vollständige Stadtwappen mit Brackenkopf. Dieses Stadtsiegel, das erstmals auf einem städtischen Schreiben des Jahres 1475 als Briefverschluss nachweisbar ist, wurde bis um 1650 benutzt.

Beide Stadtsiegel, das von 1462 und das von ca. 1475, hat man nach dem 30jahrigen Krieg durch neue ersetzt. Diese neuen Siegel und vor allem weitere, während des 19. Jahrhunderts angeschaffte, gestaltete man sehr willkürlich und ohne Berücksichtigung der Regeln der Heraldik. Erst seit 1927 hat man sich auf das alte Wappen und Siegel besonnen. Das Bayerische Staatsministerium des Innern hat den Entwurf am 30. April 1927 genehmigt. Die Blasonierung des Wappens lautet: Auf geviertem Wappenschilde, dessen 1. und 4. Feld ein schwarzes "W" in Silber zeigt, während das 2. und 3. Feld von Weiss und Schwarz quadriert erscheint, ruht ein Spangenhelm mit gelbroten Decken und als Zier einem goldenen Brackenhaupt mit roter Zunge und roten Ohren. Dieses Wappen, wie Sie es der mitgesandten Kopie entnehmen k6nnen, wird heute noch verwendet.