Bayern

Stadt Miesbach

Im roten Felde eine Standarte, deren Tuch wellenförmig durch einen Schräglingsstrom von weiß und blau geteilt und mit goldener Borte eingefaßt ist; von der Spitze fliegen blau-weiße Bänder ab, auch die Stange ist blau-weiß gebändert. Das Wappen befindet sich in einem ovalen Schilde mit Lorbeerzweig und Palmenwedel umrahmt.

Miesbachs Stadtwappen geht auf die Bewährung der Bürger in der Bürgerwehr im allgemeinen und in den napoleonischen Kriegen im besonderen zurück. Sie war bis 1807 eine freiwillige Einrichtung und bestand ursprünglich als Gebirgsschützenformation, welche sich 1705, 1805 und 1809 im Einschreiten gegen Tirol auszeichnete. Das war für König Max Joseph I. im Jahre 1812 Veranlassung, dem Markt Miesbach ein eigenes Wappen zu verleihen. Ein erster Vorschlag, der die Berge, in welchen die Gebirgsschützen ihre Wacharbeit ausübten, in das Wappen aufnehmen wollte, fand nicht die Genehmigung des Königs. Er verlieh jedoch am 3. September dem Markt folgendes Wappen: „Im roten Felde eine Standarte, deren Tuch wellenförmig durch einen Schräglingsstrom von weiß und blau geteilt und mit goldener Borte eingefaßt ist; von der Spitze fliegen blau-weiße Bänder ab, auch die Stange ist blau-weiß gebändert. Das Wappen befindet sich in einem ovalen Schilde mit Lorbeerzweig und Palmenwedel umrahmt.“

Die Verleihung des Wappens wurde mit großem Jubel aufgenommen. Mit der Wappenverleihung war die Führung eines eigenen Amtssiegels verbunden. Man gestattete sich aber bald Abweichungen. Schon die Bürgermeistermedaille von 1819 zeigt die Fahne statt frei im Felde auf dem mittleren von drei hohen Felsen stehend und ihr Tuch einfach von Blau und Silber schräg links geteilt.

1835 wurde die Marktverwaltung durch das Landgericht beauftragt, eine heraldische Zeichnung des Marktwappens zu fertigen und über dessen Entstehungsgeschichte zu berichten. Am 27. Juli wurde eine Zeichnung des unrichtigen Wappens vorgelegt, mit der eigenartigen Begründung, „daß es (nach 23 Jahren!) nicht möglich war, Näheres über die Entstehung des Miesbacher Wappens zu ermitteln, als daß nach einer Regierungsentschließung die Marktgemeinde Miesbach berechtigt sei, dieses Wappen in ihren Amtssiegel aufzunehmen und daß man glaube, die in dem Wappenschilde stehende Fahne dürfte auf die 1805 und 1809 stattgehabte Landesverteidigung gegen Tirol, woran die hiesige Bürgerschaft so tätigen Anteil nahm, Bezug haben, und daß der in der Fahne befindliche wellenförmige Streifen den durch den Markt fließenden Miesbach, wovon der Ort wahrscheinlich seinen Namen hat, vorstellen soll“.

Man gewinnt den Eindruck, daß den Miesbachern das zugedachte Wappen in keiner Weise entsprach und es ihnen gelang, auch die Behörden mit dem Selbstgewählten zu versöhnen. Tatsächlich findet man es bis in dieses Jahrhundert herein noch vielfach angebracht.

Erst Professor Otto Hupp hat im zweiten Bande seines Wappenwerkes, welches die Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern behandelt, die richtige Abbildung des Miesbacher Wappens wieder vor die Öffentlichkeit gestellt.

Feichtner meint wohl zutreffend, daß diese kleine Umbiegung des Wappenbildes aus der tiefen Liebe zu den Bergen und dem berechtigten Stolz über die tapferen Leistungen der Gebirgsschützen entsprang, um beides miteinander symbolisch zu verbinden.