(LK) = Landkreis
(S) = Stadt
(G) = Gemeinde
(SB) = Stadtbezirk
(Ot) = Orts-/Stadtteil
In Silber über blauem Wellenschildfuß ein schwarzes Wehr mit hochgezogenem schwarzem Ablaßpflock.
Wenn man in Strümpfelbach von der Bundesstrasse 14 abbiegt und zum Rathaus fährt, überquert man kurz davor einen kleinen Bach. Für viele, und nicht nur für ortsunkundige Besucher, ist es naheliegend, dass dies der Strümpfelbach ist.
Doch so ist es nicht. Es ist der Eckertsbach, der sich, von den bewaldeten Hängen im Norden des Dorfes ausgehend, durch den Wiesengrund der Murr entgegenschlängelt.
In der "Beschreibung des Oberamts Backnang" von 1871 liest sich das so:"… [der] Ekertsbach beginnt zwischen Eulenberg und dem Waldteil Kohlhau, fließt durch Strümpfelbach und bei Backnang in die Murr. Lauf 1 ¼ Stunde. Nur bei seinem Anfang ist das Tal etwa eine Viertel Stunde lang ein etwas stark eingefurchtes Waldtal, bald aber·verlieren sich die Gehänge und der Bach fließt zwischen leicht geneigtem Ackergelände bin."
Aber es gibt noch eine ältere Beschreibung. Dort heißt es: "Der Ekardts Bach kommt von Strümpfelbach, wo es vorher das Strümpfelbächlein geheißen hat, fIießt in einem Wiesenthälen herab, ist schwach, darüber hats eine steinerne Brücke in·einem Fahrweeg bey dem hohen Baum und gleich unten daran einen hölzernen Steeg ...“.
Also doch Strümpfelbach ... ? Ganz offensichtlich hieß der Bach einmal so. Aus welchem Grund er zum Eckertsbach wurde, lässt sich nicht mehr eindeutig klären.
Was bleibt ist die Frage, woher kommt überhaupt der Name "Strümpfelbach"?
Der Lösung des Rätsels kommen wir näher, wenn wIr einen Blick auf das Wappen von Strümpfelbach werfen. Es zeigt eine Brücke an der ein Wehr angebracht ist. Die Ablassvorrichtung eines Wehrs nannte man aber, wie auch den Ablasszapfen von Wasserbehältern allgemein, "Strümpfel". Das war es also, was dem Dorf zu seinem heutigen Namen verhalf. Vermutlich wurde auch schon in früheren Zeiten der Eckertsbach hier durch ein Wehr aufgestaut.
Befassen wir uns noch etwas eingehender mit dem Wappen.
Die Wappen von Geschlechtern oder Städten haben meistens eine weit in die Geschichte zurückreichende, oft ruhmreiche Vergangenheit. Bei dem Strümpfelbacher Wappen ist es damit, offen gesagt, nicht so weit her.
Es beginnt schon damit, dass die Wappenverleihung im Dunkeln liegt. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart schreibt dazu am 14.10.1977 an die Stadtverwaltung Backnang: “Über die Wappenverleihung des Reichsstatthalters (Anm.: Reichsstatthalter Wilhelm Murr) an die Gemeinde Strümpfelbach aus dem Jahre 1935 liegen hier keine Unterlagen vor.“
Der weitere Fortgang ist auch nicht gerade rühmlich, denn im gleichen Schreiben heißt es weiter: “Die Wappenänderung von 1952 wurde zwar vom Strümpfelbacher Gemeinderat beschlossen, doch kam die dafür vorgeschriebene Änderungsanzeige an das Innenministerium offenbar nie zustande.“
Das heißt also, dass Strümpfelbach ein Wappen hatte, das nicht nachweislich verliehen und nicht rechtskräftig geändert worden ist. Doch es geht noch weiter.
Das Württemberger Hauptstaatsarchiv teilte dem Gemeinderat Strümpfelbach am 17.12.1952 mit: “... dass das z.Zt. von der Gemeinde geführte Wappen im Dienststempel nicht dem seinerzeitigen Vorschlag der Archivdirektion vom 22.04.1948 entspreche." Dem Gemeinderat werden verschiedene Wappenskizzen zur Auswahl angeboten, zwei davon zur engeren Wahl empfohlen.
Der Gemeinderat beschließt daraufhin in seiner Sitzung am 22.12.1952 die Annahme des nachstehend abgebildeten Wappens.
Zur Bestätigung schreibt am 16.03.1960 die Archivdirektion an das Bürgermeisteramt Strümpfelbach: “DIe Archivdirektion nimmt zur Kenntnis, daß der Gemeinderat Strümpfelbach beschlossen hat, das Ortswappen in der von der Archivdirektion am 17.12.1952 (Entwurf Nr.III) vorgeschlagenen Weise zu führen. Der Gemeinderatsbeschluß vom 22.12.1952 ist damit bestätigt worden.“
Außerdem wird in diesem Schreiben das Wappen genau, wie folgt beschrieben:
“In Blau über grünem Wellenschildfuß ein goldenes (gelbes) Wehr mit hochgezogenem goldenen (gelbem) Ablaßpflock.“
Jetzt könnte man sich vielleicht, mit Blick auf das Wappen, verdutzt die Augen reiben und gar argwöhnen, farbenblind zu sein. Keine Sorge.
Das Wappen, wie es oben beschrieben ist, ist durch die Eingliederung von Strümpfelbach in die Stadt Backnang erloschen.
Und über erloschene Wappen weiß das Hauptstaatsarchiv Stuttgart in seinem Schreiben vom 14.10.1977 zu berichten: “Beiläufig sei noch erwähnt, daß die Tradition der erloschenen Gemeindewappen von örtlichen Vereinen weitergeführt werden können, wenn diese die Wappen zu ihren Abzeichen machen.“
Was lernen wir aus diesem ganzen bürokratischen Vorgang? Wenn wior heute das Wappen am Strümpfelbacher Rathaus sehen, so müssen wir wissen, dass dieses Wappen nicht nachweislich verliehen und nicht rechtskräftig geändert worden ist. Dass es weder in Form noch in Farbe dem entspricht, was der Gemeinderat von Strümpfelbach beschlossen hat und dass es überhaupt nicht mehr das Wappen von Strümpfelbach ist. Das einzig Tröstliche ist, dass die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Strümpfelbach, der beiläufigen Erwähnung des Stuttgarter Hauptstaatsarachivs folgend, das Wappen zu ihrem Abzeichen gemacht hat. Somit bleibt der „Strümpfel“ aus dem Wappen im Abzeichen der Feuerwehr erhalten … und in unserer Erinnerung.