Baden-Wuerttemberg

Gemeinde Simmozheim

In Rot ein aufgerichteter goldener Löwe, in den Pranken einen silbernen Abtsstab haltend, links oben ein sechsstrahliger silberner Stern.

Der Schild stellt den wichtigsten Teil eines Wappens dar. Unser Wappenschild wurde in seiner Form aus 12 möglichen ausgewählt und folgt mit seiner nach unten halbkreisartig abgerundeten Form der spanischen Vorlage. Neben dieser gibt es beispielsweise auch eine französische, italienische, gotische und die hochovale Schildforrn. Die Wahl steht allein dem späteren Besitzer des Wappens zu und hat keine weitere Bedeutung.

Die Farbe des Schildes dient vor allem der guten Erkennbarkeit als Grundlage für die weiteren Schildfiguren (Abtsstab, Löwe und Stern). Silber und Gold auf rotem Grundton heben sich besser ab als z.B. ein roter Löwe auf blauem Grund.

Als Wappenzeichen erscheint auf dem Simmozheimer Wappen, in geschichtlicher Reihenfolge, der Abtsstab,er symbolisiert, daß Simmozheim über lange Perioden seiner älteren Geschichte unter dem Kloster Weißenburg im Elsaß und unter dem Zisterzienserkloster Herrenalb lebte, daß auch andere Klöster, wie z.B. das Lorscher Tochterkloster Altenmünster und die Klöster Hirsau und Reuthin (Wildberg) hier begütert waren. Dann folgt der Löwe. "Der Löwe und der Adler sind die bekanntesten und erhabensten heraldischen Wappentiere. Wir finden sie hauptsächlich in den Wappen von Herrschern und des hohen Adels. Der Löwe als König der Tiere, und der Adler als König der Vögel, sind Ausdruck für ritterliche Tugenden, Mut, Kraft und Standhaftigkeit." Wenn Eltern bei der Auswahl des Namens für ein Neugeborenes die besten Wünsche für die Tugenden ihres Kindes einbringen, so bewegt die Stifter eines Wappens bei der Auswahl ihrer Wappenmotive der gleiche Gedanke.

Der sechsstrahlige Stern wurde 1956 als "heraldisches Beizeichen" in das Wappen eingefügt. Er dient der besseren Unterscheidung von verwechselbaren Wappen, wie z.B. dem Gechinger Gemeindesymbol. Der Stern erinnert außerdem an die ab 1320 in Simmozheim begüterten Herren von Kröwelsau, die in der Würmau zwischen Merklingen und Weil der Stadt saßen. Ihr Wappen enthält drei sechsstrahlige Einzelsterne.

Wir sehen, daß unser Simmozheimer Wappen durch wesentliche Teile der Ortsgeschichte führt. Es hat auch in seiner Entstehungsgeschichte eine große Aussagekraft.

Wahrscheinlich schon ab 1443, als alle vier Viertel Simmozheims im Besitz des Klosters Herrenalb erscheinen, wird der Abtsstab als Fleckenzeichen verwendet und erscheint bis heute auf zahlreichen Mark- und Grenzsteinen in unseren Wäldern. Ob sich's unter dem Krummstab gut leben ließ, wie ein altes Sprichwort sagt, läßt sich für Simmozheim nicht belegen, wir können nur hoffen, daß unsere Vorfahren durch Abgaben und Dienste nur mäßig belastet waren. Mit der Einführung der Reformation im Kloster Herrenalb im Jahre 1535 endete zwar ein wichtiger Teil der klösterlichen Bindung, aber im Fortbestehen des Bezugs zu Merklingen als Oberamtssitz bis 1806·und der Kameralamtsverwaltung bis 1837 finden wir immer noch Reste des alten Klosterbezugs. Die älteste noch vorhandene Simotzheimer Fahne zeigt 1784 als Inhalt einen aufgerichteten Löwen in hochovaler Blätterumrandung. Der Löwe hält den Klosterstab in seinen Pranken. Es kann also gesagt werden, daß der "Krummstab" als Zeichen in unserer Gemeinde eine ununterbrochene Geschichte hat.

Auch der aufgerichtete, nach rechts (heraldisch) orientierte Löwe erscheint auf Simmozheimer Zeichen und Fahnen kontinuierlich in derselben Art und Weise, bemerkenswerterweise nie in stehender Position wie der Calwer und der Vaihinger Löwe. Insofern besteht eher Ähnlichkeit mit dem ebenfalls aufgerichteten Löwen im Merklinger Wappen. Dieses Wappen ist eines der ältesten in unserer näheren Umgebung. Der ab 1486 in Herrenalb "residierende" Abt Bartholomäus von Richtenberg gab zu dieser Zeit sein Familienwappen an die Merklinger weiter. Bei der Präzision, die allgemein im Wappenwesen zu beobachten ist, erscheint es nach Bedenken der dargelegten Sachverhalte nicht ganz abwegig, die für Simmozheim und Gechingen (beide ehemals Oberamt Merklingen) aufgerichtet erscheinenden Löwen in engem Bezug zu dem Merklinger Wappen zu sehen.

Die "spanische" Schildform (siehe oben) erscheint erst auf dem neuesten Simmozheimer Wappen. Auf der Fahne aus dem Jahre 1784, auf den Zeichnungen des Simmozheimer Wappens, z.B. aus dem Jahre 1927, auf allen Siegeln der Gemeinde seit 1910 bis heute, sind die Symbole in einen hochovalen Schild eingeordnet. Bei den offiziellen Siegeln hat man sich wohl mit Bedacht vom Klosterstab getrennt. Nur die Fahne "Erste. Feuer. Rott: Simoezheim. 1822." zeigt auf der Darstellung des Simmozheimer Wappens den an einem Klosterstab aufgerichteten goldenen Löwen auf blauem Grund in einem von einem Blätterkranz umrandeten runden Schild.

Auch in dem hochovalen Schild auf der Fahne von 1784 sehen wir die Insignien auf blauem Schildgrund. Neben der guten Erkennbarkeit hat die Schildfarbe noch zusätzliche Bedeutung, indem Z.B. die Farbe Blau für Wasser steht und Rot für Feuer. In dieser Hinsicht wurde also in Simmozheim bei neueren Wappen von Wasser auf Feuer umgeschwenkt.

Noch einige Bemerkungen und Besonderheiten:
Im hiesigen Gemeindearchiv befindet sich eine Zeichnung des Simmozheimer Wappens aus dem Jahre 1927, die der frühere Mitbürger und Graveur Adolf Drollinger gezeichnet hat. Der aufgerichtet stehende, hier nach (heraldisch) links orientierte Löwe trägt in seinen Pranken einen Krummstab, der ebenfalls nach links geöffnet ist, was an die Darstellung im Wappen des Klosters Herrenalb erinnert. Die Wappensymbole befinden sich auf einem hochovalen, mit einer Kordel begrenzten Schild. Die zusätzliche Umrahmung des Hochovals erfolgt in einer auffallend verschnörkelten, barock anmutenden Art und Weise. Sie ist gekrönt mit einer aus Steinquadern erbauten und mit Zinnen bewehrten Burg mit drei Rundtürmen. Leider ist keine Beschreibung oder Vorlage bekannt, die Adolf Drollinger für seine Wappendarsteilung benutzt haben könnte.

In den der Gemeinde zugestellten amtlichen Beschreibungen unseres Wappens erscheint hinter den Farbangaben "Gold" und "Silber" in einem Klammervermerk"Gelb" und "Weiß", was die Verwendungsmöglichkeiten auch dieser Farben angibt.

Eine Flagge ist eine kleine Fahne, insofern können die Fahnen aus 1784, 1822, und auch die rote, unten dreifach ausgelappte Fahne aus dem Jahre 1878 mit dem schwarzen Aufdruck "Freiwillige Feuerwehr Simozheim 1878" als Flaggen bezeichnet werden.

Nach der Heraldik (Wissenschaft von den Wappen) muß die Plazierungsangabe, z.B. für den sechsstrahligen Stern im Simmozheimer Wappen, mit "links oben" erfolgen, obwohl ihn der Betrachter des Wappens rechts oben sieht. Diese Besonderheit hat ihre Ursache darin, daß die Erkennungssymbole des Ritters oder Heroldes (daher Heraldik) auf dem Schild oder der Kleidung in Richtung des Gegenübers aufgetragen sind und deshalb die Seitenangabe auch vom Ritter und Herold aus erfolgt. Aus diesem Grund blickt der Löwe auf dem hiesigen Wappen "nach rechts" und der Klosterstab ist an seinem Griff auch "nach rechts" geöffnet. (Karl Baral)