Baden-Wuerttemberg

Stadt Emmendingen

In gespaltenem Schild vorn in Gold ein roter Schrägbalken, hinten in Blau ein silbern gerüsteter Ritter.

Auf Bitten des Markgrafen Bernhard von Baden begabte 1418 Kaiser Sigmund das Dorf Emmendingen mit einem Jahrmarkt zu Martini (11. November) und einem Wochenmarkt, an jedem Mittwoch zu halten. Markgraf Bernhard ließ den Ort mit Mauern umgeben, doch brannten die benachbarten Städte, die sch zu einem Bund vereinigt hatten, 1424 den Marktflecken nieder und schleiften die Mauern. Den wieder aufgebauten Marktflecken Emmendingen wollte Markgraf Jakob zur Hauptstadt der von ihm ererbten Herrschaft Hochberg machen. Für diese Wahl sprachen die Nähe der Feste Hochburg und die günstige Lage inmitten des kleinen Ländchens, das kaum halb so groß wie der heutige Landkreis Emmendingen war. Vom 1. Januar 1590 datiert die vom Markgrafen erlassene Stadtordnung, die u. a. vorsah, daß die neue Stadt mit Mauern umgeben und befestigt werden sollte. Durch die Jahrhunderte blieb Emmendingen Sitz der Verwaltung der Herrschaft Hochberg. Der bekannteste der in Emmendingen tätigen markgräflichen Beamten war wohl Johann Georg Schlosser, der Schwager Goethes.
Zur Emmendingener Stadtgemarkung zählt seit 1. Januar 1930 das Gebiet der >Hochburg; auf den gleichen Tag wurde auch ein Teil der Klostergemarkung Tennenbach der Stadt Emmendingen zugeteilt. Die vormals selbständige Gemeinde Niederemmendingen bestand bis 1882. Das Gesetz vom 3. April 1882 besagt in einem einzigen Artikel: „Die Gemeinde Niederemmendingen wird am 1. Januar 1883 aufgelöst und mit der Stadtgemeinde Emmendingen vereinigt.“ Die Vereinigung geschah auf Antrag der Gemeinde Niederemmendingen. Die Regierungsvorlage an den Landtag führte u. a. aus: „Die Stadt Emmendingen ist mit dem Dorfe Niederemmendingen äußerlich in der Art vereinigt, daß beide Orte als ein zusammengehöriges, nach Bauart der Häuser, Art der Anlage der Straßen und Gehwege und sonstigem äußerem Gepräge einheitliches Gemeinwesen sich darstellen. Auch die Interessen der Bewohner beider Orte sind, abgesehen von dem verschieden gestalteten Bürgergenusse, nicht wesentlich verschieden. Die Bewohner von Niederemmendingen sind längst gewohnt, ihre Lebensbedürfnisse in den innerhalb der Stadt gelegenen Geschäften sich zu beschaffen und dort Arbeit zu suchen.“
An einer Urkunde von 1466 findet sich das Siegel des Gerichts Emmendingen. Es zeigt im gespaltenen Wappenschild vorn das badische Wappen (den Schrägbalken), hinten ein Pflugeisen. Die Umschrift lautet s. DES GERICHTS ZU EMETIGEN (= Siegel des Gerichts zu Emmendingen). Dieser Stempel war bis 1481 in Benützung. Das Pflugeisen, wenn auch in der Form leicht verändert, und das badische Wappen erscheinen auch in einem 1472 bis 1520 belegten Siegel mit der Umschrift VOGT VN. GERICHT VO. EMENDIGE. ( Vogt und Gericht von Emmendingen). Ohne Zweifel handelt es sich bei dem Pflugeisen um das Dorfzeichen von Emmendingen. In den Jahren 1527 bis 1570 ist ein Siegel mit reicher ausgestaltetem Wappenschild und der Umschrift S. VOGT UND GERICHT VO. EMENDING. in Gebrauch. Aus den Jahren 1571 bis 1580 ist ein ähnlich gestaltetes Siegel überliefert.
Zeigten die ältesten Siegel nur das Wappen der Herrschaft, den badischen Schrägbalken, und das Zeichen des Dorfes Emmendingen (die Pflugschar), so erscheint ab 1590 als Ausdruck der neuen Stadtwürde im hinteren Wappenfeld ein Ritter. Um einen im Geschmack der Zeit reich ausgestatteten Schild ist die Umschrift angeordnet; auch sie weist auf die neuerworbenen Stadtrechte hin: s. NOVVM. CIVIVM. IN. EMENTINGEN. AO. 1590 (= Neues Siegel der Bürger in Emmendingen, anno 1590). Der Gedanke, daß die Umschrift in fehlerhaftem Latein gesetzt ist und eigentlich SIEGEL DER NEUEN STADT EMMENDINGEN besagen sollte, ist nicht von der Hand zu weisen.
Leider ist ein urkundlicher Hinweis darauf, daß Markgraf Jakob der Stadt das Recht zur Führung eines abgeänderten Wappens verliehen hat, nicht auf uns gekommen. Schon die Jahreszahl 1590 in der Umschrift und die Tatsache, daß dieser Stempel von 1590 ab in Gebrauch war (belegt bis 1662), beweisen, daß die Änderung des Wappens im Zusammenhang mit der Erhebung zur Stadt zu sehen ist. Man könnte daran denken, daß der Ritter die Stadtmauern, die Markgraf Jakob hatte errichten lassen, symbolisieren soll.
Das Wappen, wie es seit 1590 üblich war, erscheint im Lauf der Jahrhunderte in wechselnder Gestaltung in den Siegeln der Stadt. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die Stadt Farbstempel mit einer sehr schlechten Zeichnung anfertigen. Deshalb erteilte die Stadt 1897 einem Emmendingener Architekten den Auftrag, ein neues Siegel zu entwerfen. Dieser Entwurf spiegelt die damaligen heraldischen Gepflogenheiten wider: In einem von Ranken und Bändern umgebenen, spitz zulaufenden Schild erscheint im hinteren Wappenfeld der Ritter in etwas gekünstelter Darstellung; der Schild trägt eine Mauerkrone, unter dem Schild findet sich die Jahreszahl 1590, die Umschrift (STADTGEMEINDE EMMENDINGEN) ist von einem Flechtkranz umgeben. Nach dem Entwurf von 1897 waren noch 1960 die Dienstsiegel der Stadt gestaltet. Auf Empfehlung des Generallandesarchjvs beschaffte die Stadt 1960 durch Vermittlung der Staatlichen Münze Karlsruhe Dienstsiegel, die das Wappen im einfachen halbrunden Wappenschild der Gestaltung des Siegels von 1590 entsprechend zeigen.

Das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Siegel mit der Umschrift INSIGEL STABS NIDEREMMENDINGEN zeigt im gespaltenen Wappenschild vorn den badischen Schrägbalken, hinten einen stehenden Mann. Im Generallandesarchiv finden sich von diesem Siegel nur unscharfe Abdrücke an einer Urkunde von 1779 und auf dem Vollmachts-Formular zur Gemeindshuldigung von 1811. Die durch Vermittlung des Bürgermeisteramts der Stadt Emmendingen beschafften Lackabdrücke des im Emmendingener Heimatmuseum verwahrten Stempels lassen vermuten, daß es sich um die Darstellung eines Bauern handelt. Leider ist der Stempel stark abgenützt. Falls die Person in der hinteren Schildhälfte des Wappens von Niederemmendingen wirklich einen Bauern darstellt, wäre damit das Gegenstück zu dem Wappen der Stadt gefunden: das Stadtwappen zeigt als Zeichen der Ummauerung, wie oben ausgeführt, einen Ritter, die ländliche Siedlung Niederemmendingen muß sich mit einem Bauersmann begnügen.