Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Tiefenbach

In gespaltenem Schild vorn in Blau schräggekreuzt ein silberner Schlüssel und ein silbernes Schwert; überdeckt im Kreuzungspunkt mit einem goldenen Zepter, hinten in Silber eine grüne Traube mit grünem Weinblatt.

Tiefenbach ist ein hochmittelalterlicher Ausbauort des Klosters Odenheim. Die Ortsherrschaft lag beim Kloster, die Landeshoheit war seit 1344 kurz an die Herren von Sickingen verpfändet und gelangte dann an das Hochstift Speyer, bei dem sie bis zum Anfall an Baden 1803 verblieb. Tiefenbach gehörte ab 1814 zum Amtsbezirk Eppingen, ab 1924 zum Amtsbezirk Bretten und ab 1936 zum Landkreis Sinsheim.

Schultheiß und Gericht zu Tiefenbach weisen 1656 darauf hin, daß sie kein eigenes Siegel besitzen. Ein Berain aus dem Jahre 1739 überliefert den ältesten Beleg des DIEFENBACHER.FLECKEN.SIGEL. Das Siegelrund zeigt die Taufe Jesu im Jordan. Links am Flußufer steht Johannes, den Kreuzstab, an dem das Ecce-agnus-dei-Band in Form eines zweilatzigen Wimpels angebracht ist, in der Rechten, die Linke auf das Haupt Jesu legend. Auf Jesus schwebt unter dem von Wolken umgebenen Gottesauge die Taube des Heiligen Geistes herab. Rechts im Hintergrund dürfte, kaum zu erkennen, eine Menschenmenge dargestellt sein. Das Siegelbild erklärt sich vorn Patrozinium St. Johannes Baptista der Tiefenbacher Pfarrkirche her.
Siegel Tiefenbach 18 Jhd
Auf der Huldigungsliste von 1811 findet sich ein späteres, wohl auch noch dem 18. Jahrhundert angehörendes und recht unbeholfen gestaltetes Siegel mi der Umschrift DIEFFENBACHER.GERICHTS.IN.SIGILL. Es reduziert das Bild auf Johannes den Täufer mit dem Kreuzstab in der Rechten, um den sich eher eine Schlange als ein Band schlingt, zu seiner Linken wächst eine Blume. Noch primitiver stellt sich das Bild im Farbstempel um die Mitte des 19. Jahrhunderts dar, und im Stempel des ausgehenden 19. Jahrhundert ist der Kreuzstab gar zum Weinstock in der Hand des Heiligen degeneriert, an die Stelle der Blume aber wieder eine Menschenmenge im Hintergrund getreten.
Siegel Tiefenbach 1938
Das Generallandesarchiv korrigierte 1909 das entstellte Siegelbild und schlug als Wappen vor: In Blau auf grünem Boden der in Felle gekleidete predigende Johannes der Täufer, in der Rechten einen goldenen Kreuzstab haltend, die Linke erhoben. Die Gemeinde, die erst ein Jahr zuvor ein neues Siegel angeschafft hatte, sah zunächst von dessen Korrektur nach dem Wappenentwurf des Generallandesarchivs ab, stellte aber fest, daß das Ortswappen in der vom Großherzoglichen Generallandesarchiv vorgeschlagenen Form ein für alle Mal festgelegt bleibe. Das hinderte sie jedoch nicht daran, in den dreißiger Jahren einen Siegelstempel zu benützen, der Johannes wieder mit dem Weinstock in der Hand und die Menschenmenge als undifferenzierten dunklen Klotz wiedergab.

Ideologisch bestimmte Änderungsbestrebungen des Jahres 1938 wegen der Heiligenfigur kamen nicht zur Auswirkung. Als die Gemeinde 1953 das Generallandesarchiv um Festlegung der Farben des Siegelbilds, das ja noch immer kein Wappen war, bat, wurde ihr die Annahme eines neuen, heraldisch einwandfreien Wappens empfohlen. Auf Wunsch der Gemeinde nach einem für die Weinbaugemeinde Tiefenbach geeigneten Wappenbild entschied man sich für das dann bis zur Eingemeindung 1972 amtlich gültige Wappen. Es kombiniert im vorderen Feld das Wappen des Stifts Odenheim, der alten Ortsherrschaft, mit dem Weinbausymbol im linken Feld.

QUELLEN: GLA Wappenakten Eppingen und Sinsheim. Urkunde 1656: GLA 42/299 1656 VI 19. Siegel 1739 ff.: GLA 66/8729 (1739); 66/8733 (1817); Siegelkartei (siehe Abb.). Siegel 1811: GLA 236/1614 (1811); Siegelkartei. Siegel des 19. und 20. Jh.: GLA 230 Tiefenbach; Siegelkartei (siehe Abb.).
LITERATUR: Wappenbuch Sinsheim S. 65.

(Hinweis: Die Erläuterung zum Wappen ist ein Auszug aus dem Wappenbuch des Landkreises Bruchsal/Karlsruhe.)