(LK) = Landkreis
(S) = Stadt
(G) = Gemeinde
(SB) = Stadtbezirk
(Ot) = Orts-/Stadtteil
In gespaltenem Schild vorne in Gold ein gold gekrönter, goldbewehrter roter Löwe, hinten in Silber ein halbes rotes Kreuz am Spalt.
Die Stadt Radolfzell kam 1805 auf Grund der Bestimmungen des Friedens von Preßburg an Württemberg, das in dem Vertrag vom 2. Oktober 1810 die Stadt tauschweise dem Großherzogtum Baden abtrat. In württembergischer Zeit war die Stadt dem Unteramt Radolfzell zugeteilt, die neue badische Organisation schuf 1810 das Amt Radolfzell. Seit Aufhebung des Bezirksamts Radolfzell (1872) zählt die Stadt Radolfzell zum Amtsbezirk bzw. Landkreis Konstanz. Laut Bekanntmachung des Ministeriums des Innern Nr. 27384 vom 30. März 1935 wurde die Stadtgemeinde Radolfzell gemäß Abs. 2 der Deutschen Gemeindeordnung in die Klasse der Städte eingereiht.
Das älteste, aus dem 13. Jahrhundert stammende Radolfzeller Stadt- und Gerichtssiegel zeigt im Siegelfeld einen auf einem Thronstuhl mit Hundsköpfen sitzenden Bischof in vollem Ornat, offenbar den Stadtgründer Radolt darstellend, in der Rechten ein Buch, in der Linken den Krummstab haltend. Die Umschrift lautet: S(IGILLVM) - VNIVERSITATIS - CIVIVM - CELLE - BEATI - RATOLFI - EPI(SCOPI). Ein Sekretsiegel aus dem Jahr 1446 zeigt dasselbe Bild in Kniestück, darunter eine gotische Bogenfüllung mit dem habsburgischen Löwen. Die Umschrift lautet: S(IGILLVM) - SECRETV(M) - CIVI(M) - IN CELLA - RATOLFI. Ein größeres dieser Art wurde bis 1751 benützt. Es zeigt das Kniebild des Bischofs mit Buch und Stab, darunter in gespaltenem Schild vorne den Löwen, hinten das halbe Reichenauer Kreuz. Bei dem ovalen Gerichtssiegel aus dem 17. Jahrhundert (Umschrift: SIGILLUM IUDICY CIVITATIS RADOLFI CELLAE) tritt an die Stelle des Bischofs ein Engel als Schildhalter, während in dem 1725 bis 1755 verwendeten Kanzleisiegel (Umschrift: S(IGILLUM) CANCELLARIAE CIVIT(ATIS) RHADOLDI CELLE) nur das barock gestaltete Stadtwappen erscheint. Das 1761 bis 1781 verwendete Sekretsiegel weist wiederum den Bischof als Schildhalter auf. Er hält in der Rechten das Modell einer Kirche. Das 1783 bis 1796 nachweisbare SIGILLUM CANCELLARIAE CIVITATIS RADOLDI CELLAE zeigt das von barocken Ranken umgebene Stadtwappen, mit einer Freiherrenkrone gekrönt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verwendete die Stadt ein kleines Lacksiegel mit der Umschrift S. CANCELLARIAE CIVI(ATIS) RHADOLDICELLE und dem gewöhnlichen Stadtwappen.
Der Gemeindegesetzgebung entsprechend beschaffte die Stadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts Lacksiegel und Farbstempel mit der Umschrift STADTGEMEINDE RADOLFZELL. Sie zeigen, dem damaligen Geschmack folgend, das Wappen in einem reich ausgestalteten Schild. In ein etwas größeres Prägesiegel wurde sogar der Bischof mit Kirchenmodell und Krummstab aufgenommen.
Die älteste Darstellung des Stadtwappens findet sich auf der im Basler Historischen Museum verwahrten Wappenscheibe von 1513. Sie zeigt zwischen zwei Säulen, auf deren Bogen zwei Löwen dargestellt sind, den hl. Radolt im bischöflichen Ornat. Er hält mit der Rechten den Bischofsstab und legt die Linke auf den oberen Schildrand des Stadtwappens (in gespaltenem Schild vorn das halbe Reichenauer Kreuz, hinten ein aufgerichteter Löwe). Es ist nicht genau bekannt, wer die Scheibe in Auftrag gegeben hat und für wen sie bestimmt war. H. Rott bezeichnete sie als Werk des Konstanzer Glasmalers Ludwig Stilhart (seit 1506 in Konstanz tätig, gestorben 1537). Er erklärt die Buchstaben am Kleidersaum als „eine der üblichen spätgotischen Gewandverzierungen mit Alphabet“, allenfalls seien sie in „Ludwig, Maler“ aufzulösen.
1526 verlieh Erzherzog Ferdinand der Stadt als auszeichnenden Beweis für ihre Treue im Bauernkrieg eine Verbesserung ihres Wappens, die freilich den heraldischen Farbregeln nicht ganz gerecht wird, denn der Löwe im goldenen Feld erhielt eine goldene Krone und goldene Krallen. In der Urkunde ist das farbige Wappenbild nicht eingesetzt, aber wie folgt beschrieben:
„Ainen schilt in der mitte von obersten bis zum underisten in zwai gleiche tail getailet, das hinder pleiweiss oder silberfarb, darin nach der leng des schilts ain halb rot kreuz und daz vorder tail gelb oder goldfarb, in demselben gelben oder goldfarben tau aufrecht stende ain roter leo mit roter ausgeslagner zungen und aufgeworfnem schwanz, roten klaen, den rechten vorderpranken in daz hindere under egg des gelben tails streckende und den linken vordern abwerts und rechten hindern pranken uber sich gegen dem vordern untern egg des schilts haltend, also gepessert und inen den leoen mit ainer gelben oder goldfarben kuniglichen cron geziert und gecronet und fur die roten klaen gelb oder goldfarb klaen gegeben.“
Eine Darstellung dieses vermehrten und verbesserten Wappens ließ sich die Stadt 1564, vereinigt mit dem Wappen des Erzhauses Österreich und der Vorlande, auf Glas malen und in ein Fenster des Rathauses einsetzen.
Ein Stadtbanner von 1388 befindet sich heute als Beutefahne in der Pfarrkirche zu Glarus. Die Radolfzeller waren mit Herzog Leopold IV. von Österreich ausgezogen und verloren in der Schlacht bei Näfels am 9. April 1388 ihre Fahne. 29 Radolfzeller Bürger fanden in dieser Schlacht den Tod. Eine andere Stadtfahne verloren die Radolfzeller im sog. Appenzellerkrieg (1403-1408).