Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Britzingen

In halbgespaltenem und geteiltem Schild oben vorn in Gold (Gelb) ein roter Schrägbalken, hinten in Rot ein mit drei schwarzen Sparren belegter goldener (qelber) Pfahl, unten in Blau ein goldener (gelber) Karst.

Schon bei der ersten urkundlichen Erwähnung des im Markgräfler Hügelland gelegenen Winzerdorfs findet sich ein Hinweis auf den Weinbau. Eine im Jahre 773 an das Kloster Lorsch getätigte Güterschenkung in Brizzincheimer marca umfaßte auch Weinberge. Die heutige Form des wohl von einem Personennamen abzuleitenden Ortsnamens, der im Mittelalter auch Brizzinchoven, Briczikon oder ähnlich geschrieben wurde, setzte sich erst im 16. Jahrhundert durch. Britzingen bildete zusammen mit Dattingen, Muggardt und zeitweilig Güttigheim eine der sieben Vogteien der oberen Herrschaft Badenweiler, wobei der Ort als Vorort des Landfähnleins und des sogenannten Gemeindelandschießens dieser Vogteien bis ins 16. Jahrhundert eine herausgehobene Stellung einnahm. Nach der Burg Neuenfels, deren Ruinen auf einem Bergsporn über dem Dorf liegen, nannte sich ein adeliges Geschlecht, das bis 1349 den Dinghof und die Kirche zu Britzingen besaß, als Lehensleute der Grafen von Straßberg auch Burgvögte und Amtmänner der Herrschaft Badenweiler stellte und Mitte des 16. Jahrhunderts erlosch. Seit 1807 gehörte Britzingen zum Amtsbezirk (ab 1939 Landkreis) Müllheim. 1811 wurde Dattingen aus der gemeinsamen Vogtei gelöst und selbständige Gemeinde, sieben Jahre später jedoch der bis dahin zu Laufen gehörige Weiler Güttigheim mit der Gemeinde Britzingen vereinigt. Mit der erneuten Eingemeindung Dattingens am 1. September 1971 war der frühere Umfang der Gemeinde für kurze Zeit wiederhergestellt, bis zum 1. Januar 1974 Britzingen selbst nach Müllheim eingemeindet wurde.

Ein Vogt ist für Britzingen erstmals für das Jahr 1402 bezeugt; zwei Jahre vorher wird in einer Urkunde ein Untervogt genannt. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts amtete neben dem Vogt ein Stabhalter. Das Ortsgericht bestand aus sechs Richtern.

Im 17. Jahrhundert scheint die Gemeinde ein eigenes Typar beschafft zu haben; der erste und bisher einzige Beleg dafür ist der Abdruck eines Siegels aus dem Jahre 1659. Er zeigt in einem von Blumenmotiven umgebenen Schild über einem Dreiberg vorn einen Weinstock und hinten den lateinischen Großbuchstaben B als Initiale des Ortsnamens. Urkunden und Beraine Britzingens der Zeit nach 1659 sind jedoch - wie die Urkunden von Vogt und Gericht des Ortes im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch - vom Amt Badenweiler besiegelt worden. Der Anwendungsbereich des Gemeindesiegels war offensichtlich von herrschaftlicher Seile her stark eingeschränkt.

So ist auch erst ab 1793 ein weiteres Siegel nachweisbar, mit dem auch das von den Einwohnern Britzingens am 12. August 1811 unterzeichnete Vollmachtsformular zur Gemeindehuldigung für Großherzog Karl besiegelt wurde und das das Vorbild für das heutige Gemeindewappen abgab. Es zeigt unter der Umschrift VOGTHEY BRIZINGEN einen im Stil des ausgehenden 18. Jahrhunderts gestalteten, gevierten Schild, in dessen beiden oberen Feldern vorn den badischen Schrägbalken und hinten den mit Sparren belegten Pfahl der Herrschaft Badenweiler, also die heraldischen Kennzeichen der Landesherrschaft und ihrer engeren Verwaltungseinheit, im Feld drei ein großes B und im Feld vier eine Hacke oder Karst, die als Ortszeichen angesehen werden kann und sicher (wie der Rebstock des ersten Siegels) auf den Weinbau bezogen ist.

Ein vereinfachtes, wenn auch in der Zeichnung wenig qualitätvolles Siegelbild zeigt ein Farbstempel des 19. Jahrhunderts mit der Umschrift GEMEINDESIEGEL BRIZINGEN. Hier ist der Wappenschild gespalten. Im vorderen Feld erscheint der badische Schrägbalken, hinten übereinander der Buchstabe B und der stilisierte Karst.

Bei der Neuordnung der Siegel und Wappen im Amtsbezirk Müllheim im Jahre 1904 schlug das Generallandesarchiv der Gemeinde vor, den in der Heraldik verpönten Buchstaben aus dem Wappen zu entfernen, das Gemeindewappen aber ansonsten gemäß dem Siegel von 1793 zu gestalten. Der Gemeinderat stimmte diesem Vorschlag im Juni 1904 zu.