Baden-Wuerttemberg

Stadtteil Oberweier

In Silber ein blaues Rebmesser zwischen zwei grünen Lorbeerzweigen.

Das Kastaniendorf (Keschtedorf), das in einer Höhe von 183 Metern über dem Meeresspiegel unterhalb des 534 Meter hohen Eichelbergs liegt, wurde 1102 erstmals urkundlich erwähnt. Die Wurzeln der damaligen Siedlung reichen vermutlich allerdings noch einige Jahrhunderte weiter ins frühe Mittelalter zurück. Die Zivilisation freilich hielt schon im Altertum Einzug, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft eine römische Villa lokalisiert werden konnte. Allerdings wäre es zu weit gegriffen, die römische Hofanlage aus dem dritten Jahrhundert im südlich des Ortes gelegenen Gewann Hasensprung als direkte Vorläuferin Oberweiers zu bezeichnen. Gleichwohl war das Aufsehen groß, als 1976 beachtliche Ruinen ausgegraben wurden. Zudem trägt Oberweier das lateinische Wort „villa“ in seiner althochdeutschen Form „wilari“ im Namen, zumal die erste urkundliche Erwähnung auf „Oberenwilri“ lautet.

Doch weg von der allgemeinen Geschichte und hin zur Wappenkunde: Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir im Siegel „Oberweyers, am Aychelberg gelegen“, ein Weinmesser. Schön gearbeitet ist das Siegel aus dem 18. Jahrhundert, das ebenfalls von „Oberweyer am Eichelberg“ spricht. Als man 1900 in Baden daran ging, neue Siegel zu entwerfen, schlug das Karlsruher Generallandesarchiv für Oberweier ein blaues Weinmesser auf silbrigem (weißem) Hintergrund vor.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, die den Vorschlag aus Karlsruhe anstandslos annahmen, widersprach der Gemeinderat aus Oberweier. Erst 1959 unterbreitete das Ortsgremium einen eigenen Vorschlag, der darin bestand, das Rebmesser nicht nur auf hellem Untergrund zu führen, sondern es – wie im 19. Jahrhundert schon geschehen – darüber hinaus mit herrschaftlichen Lorbeerzweigen zu umsäumen. Nun lag es am Generallandesarchiv, sein Veto einzulegen oder das Plazet zu erteilen.

Geschehen ist letzteres, zumal die Spezialisten aus der Fächerstadt die Originalität des neuen Entwurfs sogar begrüßten. Ihre Begründung lautete: Das alltägliche Werkzeug der Winzer kommt in vielen Wappen vor. Mit Lorbeeren umgrenzt, werde sich das Oberweierer Wappen aus der gleichmäßigen Vielzahl unverwechselbar hervorheben. Auch das baden-württembergische Innenministerium willigte noch 1959 ein, so dass Oberweier sein heutiges Emblem bekam und darüber hinaus auch noch das Recht, eine blau-weiße (blau-silberne) Flagge zu führen.

Heute hat Oberweier fast 1.200 Einwohner. Seit 1972 ist es Stadtteil Gaggenaus. Im Lauf der Jahrhunderte hielt das Dorf an einem immer fest: am Winzermesser – eine Verneigung vor dem hier seit eh und je betriebenen Weinbau.