Niedersachsen

Beschreibung der Wappen der Stadtteile der Stadt Seelze

Stadtteil  Almhorst

Stadtteil Almhorst
Grün - Gold geteilt, oben ein silbernes Lenkscheid mit goldenen Beschlägen, unten eine zweiblättrige grüne Hopfenranke mit zwei Dolden.
Als Alfred Brecht ein Ortswappen für Almhorst entwerfen sollte, hat er zunächst nach einem Wappen oder Siegel der früheren Landadligen "von Almenhurst"gesucht, die bereits im 13. Jahrhundert ausgestorben sein sollen. Da er nicht fündig wurde, verwendete er den zweispännigen Schwengel (falsch als Lenkscheid bezeichnet) als Symbol für die seit dem Mittelalter währende landwirtschaftliche Prägung des Dorfes.
Die Bezeichnung "Lenkscheid" ist nicht richtig für den abgebildeten Gegenstand. (Lenkscheit mit Schluß-T geschrieben in Pierers Universal-Lexikon 1857.) Der Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht war eben kein Landwirt; doch seine Wortwahl blieb offenbar unwidersprochen, so daß die oben zitierte Beschreibung bis heute die "offizielle" Version ist. Abgebildet ist ein zweispänniger Schwengel (Sprachgebrauch im Calenberger Land), wie er für das Anschirren von zwei Pferden, z.B. vor einen Ackerwagen, gebraucht wurde. Die beiden kurzen Hölzer befanden sich hinter den Pferden und waren durch Ketten mit deren Zuggeschirr verbunden.

Die Hopfenpflanze im unteren Teil des Wappens leitet er aus dem angeblich bezeugten Hopfenanbau in Almhorst ab.
Seit dem 16. Jahrhundert ist der Flurname Hopfenbruch belegt (1531 urkundlich als Forst). Das Hopfenbruch (Bruch = sumpfiges Land) war ein Stück Feuchtwald westnordwestlich des Dorfes, von dem es im 18. Jahrhundert heißt, es sei mit Eichen und Erlen bestanden und recht verwahrlost. Nach der großen Flurbereinigung im 19. Jahrhundert (Gemeinheitsteilung und Verkoppelung) ist das Hopfenbruch abgeholzt und trockengelegt worden. Heute erstreckt sich dort (etwa im Bereich, wo die Hochspannungstrasse nach Südwesten abknickt) Ackerland.

Lehrer Harms schreibt 1918 in der Almhorster Schulchronik, daß in dem nördlich an das Hopfenbruch grenzenden Almhorster Forst ungewöhnlich viel wilder Hopfen zu finden sei. Und so wird vielleicht auch das Hopfenbruch seinen Namen vom wilden Hopfen bekommen haben, der unter günstigen Bedingungen zu starker Vermehrung durch Wurzelausläufer neigt. Der alte Flurname wurde in jüngerer Vergangenheit in einem Almhorster Straßennamen aufgegriffen.

Falls in Almhorst Hopfen angebaut worden sein sollte, wie Alfred Brecht zu wissen meinte, dann sicherlich nicht im Hopfenbruch. Für Hannover, wo schon im Mittelalter in großen Mengen Bier gebraut wurde, sind Hopfengärten im 16. Jahrhundert vor dem Ägidientor und dem Steintor bezeugt. Während im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit in Norddeutschland viel Hopfen angebaut wurde, liegen die Hauptanbaugebiete heute in Süddeutschland.

Stadtteil  Dedensen

Stadtteil Dedensen
In Grün ein silberner Hauptbalken, belegt mit drei grünen Lindenblättern, darunter ein silbernes Andreaskreuz.
Beherrscht wird das Wappen von einem Andreaskreuz, dem typischen "Verkehrszeichen" in der Heraldik. Alfred Brecht leitet dies von den vielen großen Verkehrswegen her, die Dedensen berühren, seine Gemarkung durchschneiden und dem Ort ihren Stempel aufdrücken: die Eisenbahn, der Mittellandkanal, die Autobahn, die Bundesstraße, und alles kreuzt sich an verschiedenen Stellen mittels einer Vielzahl von Brücken.
Die drei Lindenblätter im Schildhaupt lassen an die rund 500 Jahre alte Dedenser Dorflinde denken, die als Naturdenkmal unter Schutz steht.

Stadtteil  Döteberg

Stadtteil Döteberg
Im silbernen Felde ein schräg rechts liegender, zu beiden Seiten verhauener, dürrer Baumstamm in Schwarz, oben dreimal, unten zweimal abwechselnd geastet.
Für Ortswappen wird gern nach Motiven gesucht, die sozusagen authentisch mit der Geschichte der Siedlung verbunden sind, vorzugsweise nach wappenführenden Adelsfamilien, die sich im Mittelalter nach ihrem Wohnort benannten. Im Fall Dötebergs ist der Heimatforscher Hermann Budenberg fündig geworden. Eine von Godekin Dotenberg gesiegelte Urkunde von 1336 zeigt den verzweigten Ast, der als Vorlage für das Gemeindewappen diente.

Budenberg fand heraus, daß ein Konrad von Döteberg 1211 seinen Hof in Döteberg an das Johannisstift Hildesheim verkauft hatte, um im Zuge der Ostkolonisation nach Mecklenburg auszuwandern.

Dort tauchte ein Conrad Dothemberg, vermutlich sein Sohn, urkundlich 1254 als Lehnsempfänger des Fürsten Johann von Mecklenburg auf. Das pommersche Wappenbuch (Bagmihl 1846) zeigt das Wappen der jetzt Datenberg genannten Familie unverändert.

Das Adelsgeschlecht von Döteberg/Datenberg gilt heute als ausgestorben.

Stadtteil  Gümmer

Stadtteil Gümmer
In rotem Schildhaupt zwei aneinandergelehnte goldene Schragen (Andreaskreuze), darunter in Silber ein mit goldenem Kleestengel belegter roter Flügel, Schwungfedern nach unten gekehrt.
Die Gestaltung des Schildhauptes bezieht der Grafiker und Heraldiker Alfred Brecht in seiner Wappenbegründung auf eine Ortsnamendeutung von Max Mittelhäußer (Die Namen der Örter und Wüstungen in den Stadt- und Landkreisen Hannover - Linden, Hannoversche Geschichtsblätter 1929), wonach "Gümmer" auf eine altgermanische "Göttin der Markgenossen" namens Gambara zurückgehen sollte (was heute angezweifelt wird). Gleichwohl bleibt Brechts Herleitung dunkel: "Den Ortsnamen, wie er gedeutet worden ist, und die Beziehung zur Göttin Gambara aus der Vorzeit unserer Ahnen sollen die Andreaskreuze im Schildhaupt versinnbildlichen, die aneinandergelehnten Andreaskreuze, die eine Raute umschließen, das Fruchtbarkeitssinnbild." (Wappenbuch des Landkreises Hannover 1985)

Die Schwinge im unteren Teil entlehnt Brecht in gespiegelter Form dem Wappen der Herren von Hodenberg (Stammsitz nahe dem Stift Bücken, südlich Hoya, an der Weser). Hintergrund ist die Rolle, welche die Herren von Hodenberg im Mittelalter offenbar als Gerichtsherren und Inhaber von Vogteirechten in Gümmer gespielt haben.

Urkunden des 13. Jahrhunderts belegen die Übertragung Hodenbergschen Obereigentums samt Vogteirechten an drei gümmerschen Höfen an das Kloster Marienwerder (1244) und des Obereigentums an drei Hufen Landes an das Kloster Loccum (1251). Im Lehnsregister Bischofs Gottfried von Minden ist Anfang des 14. Jahrhunderts von einem Obereigentum der Herren von Hodenberg am Dorf Gümmer die Rede.

Mit den Schildfarben Rot und Silber, die den Farben des Landes Niedersachsen entsprechen, will der Grafiker den Bogen bis in die Gegenwart schlagen.

Stadtteil  Harenberg

Stadtteil Harenberg
In silbernem Schildhaupt drei golden bebutzte rote Rosen, darunter in Grün zwei gestürzte Sensen mit den Sensenblättern nach innen; im darin offenen Feld eine fliegende goldene Biene.
Da es hier im Mittelalter einen Ortsadel "von Harenberg" gegeben hat, hätte es nahe gelegen, das Ortswappen an das Wappen dieser Familie anzulehnen. Doch der Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht stellte fest, daß die Herren von Harenberg das gleiche Astsymbol im Schilde führten wie die Herren von Lenthe und von Döteberg. Weil dieses Symbol schon das Döteberger Ortswappen prägte, verbot sich diese Lösung für ihn.

Stadtteil  Kirchwehren

Stadtteil Kirchwehren
In Blau aus goldener Palisade wachsend eine silberne Kirche mit rotbedachtem Kirchturm, begleitet von zwei Dreieckschilden, rechts in Silber sieben schrägbalkenweise gestellte rote Rauten mit goldenen Nägeln (von Alten), links in Silber ein roter Kesselhut (von Ketelhodt).
Der Ortsname, wie wir ihn nach heutigem Sprachgebrauch verstehen würden, ist hier in heraldische Bildersprache "übersetzt" worden: eine Kirche (deren Aussehen sich stark an der Wirklichkeit orientiert) und eine Flechtwerk-Palisade als "Wehr"-Zaun.

Ergänzend dazu die Wappen zweier mit Kirchwehren verbundenen Familien. Die Herren von Alten auf Dunau (dort ansässig seit 1558) hatten bis 1875 ein Erbbegräbnis im Turm der Kirche, Ernst Adam von Alten stiftete die bis heute erhaltene Barockorgel und Mitglieder der Familie leben bis heute in Kirchwehren. Die im Spätmittelalter hier ansässigen Ketelhodts sollen der Legende nach um 1500 einen Kirchenneubau finanziert haben.

Stadtteil  Lathwehren

Stadtteil Lathwehren
In Blau über goldener Palisade, die mit dem Dreieckschild des Geschlechts von Alten auf Dunau (in Silber sieben schräg rechts aneinandergereihte rote Rauten, mit je einem goldenen Nagel in der Mitte) belegt ist, ein schreitender, rotbewehrter goldener Löwe.
Die Flechtpalisade bezieht der Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht auf den zweiten Teil des Ortsnamens, volkstümlich als "Wehr" (etwa im Sinne von Landwehr) gedeutet.

Tatsächlich ist Lathwehren im Laufe der Jahrhunderte hervorgegangen (abgeschliffen, wie die Sprachwissenschaftler sagen) aus Latweghederen, wie der Ort in der ältesten uns bekannten urkundlichen Erwähnung 1315 genannt wird. Die Bedeutung "Wehr" im heutigen Sinne kommt nach Ansicht von U. Ohainski und J. Udolph (Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover, 1998) nicht in Betracht.

Das Wappen derer von Alten deutet auf die enge Verbundenheit dieser Familie mit dem Dorf seit dem 16. Jahrhundert. Das nahe Gut Dunau gehört seit 1929 auch verwaltungsmäßig zu Lathwehren. Den Löwen, Wappentier der Welfen, leitet Brecht aus früherer Grundherrschaft des Welfenhauses in Lathwehren her.

Stadtteil  Letter

Stadtteil Letter
Auf grünem Grund zwischen einem silbernen Balken im Oberteil und einem V-förmig gestalteten, silbernen Wellenbalken im Unterteil eine goldene Urne.
Das Wappen ist fast wie eine Landkarte mit Südausrichting (statt der heute üblichen Nordung) gestaltet: In der grünen Leineaue liegt Letter zwischen einer prägnanten Leineschleife und dem Zweigkanal der Mittellandkanals zum Lindener Hafen. Die Urne steht für eine Fülle von früh- und vorgeschichtlichen Funden, die in Letter vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ans Licht kamen, als hier in zahlreichen Gruben Sand abgebaut wurde. Das Provinzialmuseum (heute Niedersächsisches Landesmuseum) hat seinerzeit sogar eine eigene Abteilung mit Bodenfunden aus Letter gebildet.

Stadtteil  Lohnde

Stadtteil Lohnde
In Silber ein rotes Hohlgefäß mit drei Tüllen.
Obwohl es in Lohnde nachweislich einen mittelalterlichen Ortsadel gegeben hat (das Epitaph der Mechthild von Lona aus dem 13. Jahrhundert befindet sich in der Seelzer Kirche), war dem Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht über das Wappen dieser Familie nichts bekannt. So konnte er es nicht als Grundlage für ein Ortswappen heranziehen.

Inzwischen kennen wir ein stark beschädigtes Wappensiegel eines Herman de Lon, das Gerald Bredemann abgezeichnet hat (Fundort: Hauptstaatsarchiv Hannover, Cal. Or. 100 Wunstorf Nr. 159, 1371)

So griff Brecht auf einen besonderen frühgeschichtlichen Fund zurück, das Lohnder Tüllengefäß, welches Maurermeister Tölke 1940 in seinem Garten an der heutigen Calenberger Straße nahe der Einmündung Theodor-Heuss-Straße gefunden hat. Mit seinen drei Tüllen und nur jeweils etwa 10 Zentimetern Höhe und Durchmesser ist es ein außerordentlich seltener Fund aus dem Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit ca. 700 bis 100 v.Chr., dessen ursprüngliche Zweckbestimmung bei Fachleuten bis heute umstritten ist.

Stadtteil  Velber

Stadtteil Velber
In Rot auf einem mit silbernem Radkreuz belegten grünen Berge ein Brunnen unter vierseitig abgestütztem Strohdach mit darunter schwebendem Eimer, alles in Silber.
Der überdachte Ziehbrunnen steht als Symbol für eine ergiebige Quelle in dem in günstiger Hanglage angelegten Dorf, die bis weit ins 20. Jahrhundert von großer Wichtigkeit für die Bewohner war. Daß der Brunnen ausgerechnet auf der Kuppe eines Hügels steht, hat wohl gestalterische Gründe. Der "grüne Berg" kann aber als Bild für die Hanglage über der Fösseniederung gelten (das Velberholz ist bis heute stellenweise Sumpfwald). Das darunter abgebildete Radkreuz soll einer Darstellung in der velberschen Kapelle nachgebildet sein, die anscheinend nach dem 2. Weltkrieg bei einer Renovierung überdeckt wurde. Christa Schermuly schreibt in der Velber-Chronik (2001): "Noch heute erinnern sich Velberaner an Berichte, wonach innen auf der Südwand über der Tür ein solches Radkreuz bis ins 19. Jahrhundert zu sehen war .

Die Brunnen in den Seelzer Dörfern haben in aller Regel anders ausgesehen, es waren keine Ziehbrunnen mit Winde und Seil oder Kette, sondern Wippbrunnen.