Niedersachsen

Stadtteil Heitlingen

In Grün im goldenen Schildhaupt drei grüne Birkenblätter, darunter ein abgerissener, silberner Pferdekopf.

Heitlingen, das die Namenforscher nach dem zuerst im Jahre 1186 aufgetauchten Ortsnamen Hetleghe als Siedlung auf freier, mit Heide bewachsener Fläche deuten, kann urkundlich weiter zurückliegend nicht nachgewiesen werden. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß hier eine Malstatt aus altsächsischer Zeit gewesen ist und der Anfang der Siedlung früher liegt. Als Papst Gregor VllI im Jahre 1187 das Kloster Loccum in seinen Schutz nahm und ihm allen Besitz bestätigte, ist unter diesen Gütern auch eine Hufe Landes in Hetlege = Heitlingen genannt worden. Sie dürfte kaum die Keimzelle des jetzigen Rittergutes Heitlingen gewesen sein, das als Wasserburg Hetlaghe schon 1310 bezeugt, später dann Heltege, Hetlage, Laghe und Heitlingen geschrieben worden ist.

Nach dem Stammsitz Hetleghe, der vom Stift Wunstorf, später vom Kloster Loccum zu Lehen ging, nannte sich ein Adelsgeschlecht von der Hetlage, das erstmals am 4. März 1303 urkundlich genannt wurde, als von Gertrud von der Hotlage und ihrem Mann Werner die Rede war. Über die Jahrhunderte ist das Gut im Besitz dieses Geschlechts geblieben, das die Familientradition zur Hälfte als Eigenbesitz betrachtete. Im Jahre 1495 verkaufte die Familie die Hälfte von Heitlingen, wohl das Dorf, an Johann Nighestedt und Cord Bruns für 86 Gulden rhein Goldes.

Seit dem Dreißigjährigen Kriege ist auch das Stammgut nicht mehr im Besitz der Familie geblieben, die sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts von der Hetlage geheten von Limburg schrieb. Das Gut ist durch Heirat an den Vogt der Neustadt von Hannover, Oberstleutnant Molinus, gekommen, von dem es Oberst von Holle erwarb. Später war es im Besitz der Familien Baumgarten, von Alten, Niedermüller, Rehse, Otto Plate u.a.; vor wenigen Jahren hat es eine hannoversche Siedlungsgesellschaft mit dem Restbestand von 700 Morgen erworben, als von der Satellitenstadt Hannover viel die Rede war.
Wir dürfen annehmen, daß Haneke von Herlingen, der 1325 das Bürgerrecht in Hannover erwarb, diesem Gutsherrengeschlecht angehörte. Auch Lüder von Hetlingen, der zwischen 1381-1400 zumeist in Gemeinschaft mit seinen Brüdern Berhold und Johann urkundlich mehr als fünfzehnmal erscheint, muß nicht derselbe von 1358 gewesen sein, der in die Hannoversche Bürgerschaft eintrat; vielleicht war dieser der Sohn, jener der Vater.
Lüder von Hetlage, genannt Limburg, war Schloßhauptmann in Rethem an der Aller und erscheint als Inhaber einer zum Stiftungsvermögen gehörenden Schuldverschreibung des Cord Limburg, dem Letzten aus reichem Patriziat zu Hannover, von dem 1553 gesagt ist: Ut düssem löfliken Geschlecht sind bynahe alle de ehrliken Geschlechter der gantzen ehrharrt Stadt Hannover entsproten unde hebben des woll genoten.

Gegen Ende seines Lehens hatte Cord Limburg, dessen Familie. bereits 1292 durch die Domina de Limborch zu Hannover bezeugt ist, den Zehnten zu Lindwedel erworben und ihn seiner Frau Gesche verschrieben. Dabei bestimmte er, daß der Zehnte nach deren Tode zum Peter- und Pauls-Altar der Marktkirche - der Limburgschen Stiftung - zugeschlagen werden sollte. Diese Witwe heiratete Lüder von Hetlage, der damit in den äußeren Glanz eintrat, also auch Nutznießer des Lindwedeler Zehnten wurde.
Die Brüder Lüders von Hetlage, Barthold und Johann ,,geheten die Limborge erkannten im Protokoll von 1395 an, daß sie selbst auf die Nutzung des Limburger Zehnten keinen Anspruch erhoben, wie es sonst die Erbfolge vorgesehen haben würde. Sie siegelten damals - wie Lüder - mit dem Wappen der Hetlage, dessen Siegel in der Wennigser Urkunde 319 vom 28.11.1382 mit der Umschrift Luderide Hetleghe“ erhalten ist. Es zeigt im Wappenschild zwei schräggestellte Streitgabeln.
Damals haben drei Brüder eines bisher wenig hervorgetretenen Landadelegeschlechts in dieses reichbegüterte Patriziergeschlecht eingeheiratet, das dem Aussterben nahe war. Der Ältere heiratete die Witwe, die jüngeren Brüder aber die Erbtöchter Kyne und Grete. Erst später, nach Lüders Tod um 1402, haben sie mit dem reichen Erbe auch Namen und das Wappen der älteren Limborge angenommen und sind Stammväter geachteter Familien geworden, die viele Ratsherren und Bürgermeister für die Landeshauptstadt stellten und damit auf immer mit der Stadtgeschichte Hannovers stark verwoben sind.

Das Dorf Heitlingen mit seiner vom Auterbach durchzogenen Gemarkung von 572 ha, in die sich einst das Rittergut, drei Meierhöfe und drei Anbauern teilten, ist im Laufe der Zeit durch 20 Anbauern (Halbmeier und Kötner) erheblich gewachsen und hat nunmehr 400 Einwohner erreicht. 1939 waren es nur 261 Bewohner.
Die Gehöfte sind verstreut angeordnet. Von Gärten und Viehweiden unmittelbar begrenzt und diese und die Gehöfte zumeist von stattlichen Eichenkämpen gesäumt, geben diese dem aufgelockerten Dorfe den friedsamen Ruheakzent, den eine von Hesse abzweigende und hier beginnende. lange Birkenallee windungsreich bis in das Dorf unterstreicht.
Einst haben die Bauern das hier seit Väter Tagen auf allen Höfen gehaltene Hannoversche Pferd gezüchtet. Die Liebe zu den edlen Vierbeinern haben sie auch in der Epoche immer fortschreitender Motorisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft bewahrt, so daß man auf den meisten Höfen noch Pferde findet.

Entwurf: Alfred Brecht