Niedersachsen

Gemeinde Ritterhude

Das Wappen der Gemeinde Ritterhude zeigt auf rotem Grund einen Ritter zu Pferd, den Schild mit drei Querbalken in den Farben Silber (Weiß) - Schwarz - Gold (Gelb).

Dieses Motiv erinnert an die Ritter, die sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts an der Hamme niederließen.
Das Ritterhuder Gemeindewappen ist sehr viel jünger:
Es geschah zur Zeit des „Tausendjährigen Reiches", in der Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde verfügt: „Der Reichsstatthalter kann Gemeinden das Recht verleihen, Wappen und Flaggen zu führen." Bald darauf stand fest: Ritterhude muß ein Wappen haben!
Dem Ortsnamen entsprechend, sollte das neue Wappen in Anlehnung an das Wappen des Geschlechts von der Hude gestaltet werden. Aber wie sah das Wappen der Ritter von der Hude aus? Der damalige Bürgermeister Christian Evers wurde beauftragt, entsprechende Erkundigungen einzuziehen. Auf Vorschlag der „Reichskammer der bildenden Künste" in Hannover wurde die künstlerische Gestaltung des Wappens an Herrn Tegtmeier in Lesum vergeben.

Monate waren seit Beginn der Planungen vergangen, im Gemeinderat hatten sich die Ansichten über das künftige Wappen geändert. Warum eigentlich nur das Wappen von der Hude? Gab es nicht fünf Ritterhuder Adelsgeschlechter? Es wurden genannt: v.d. Hude, v.d. Lieth, v.d. Decken, v. Marschalck und v. Gröning, und beschlossen, die Wappen aller Adelsfamilien im Gemeindewappen einzuarbeiten, der Auftrag an den Künstler wurde entsprechend geändert.

Dieser Beschluß muß dem Bürgermeister wohl nicht gepaßt haben, er schrieb einen persönlichen Brief an Friedrich Wäbekindt (der ehemalige Ritterhuder Lehrer galt als Kenner der Ortsgeschichte) und bat um ein Gespräch über das Wappenthema. Nach dem Gespräch mit dem Heimatkundler konnte Evers seinen Gemeinderat wieder umstimmen, nur das Wappen von der Hude sollte verwendet werden. Aber die einfache Wappenausführung war den Gemeinderäten zu dürftig. Wurde nicht der Ochse im Osterholz-Scharmbecker Wappen von zwei kunstvoll ondulierten Niedersachsen-Rössern gestützt? (siehe Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch von J. Segelken) Man wünschte für das Ritterhuder Wappen einen ähnlichen Schmuck, es sollte von zwei Löwen gestützt werden. Außerdem sollte die geschichtliche Verbundenheit mit Bremen durch den Bremer Schlüssel symbolisiert werden. Der Auftrag an den Künstler wurde abermals geändert.

Außerdem wurde Dr. Rübbert aus Osterholz gegen Honorar beauftragt, in Bremen die Archive nach der Familie von der Hude zu durchforschen. Als Ergebnis seiner Recherchen schlug er ein einfaches Wappenschild, eingeteilt in drei gleiche Felder mit den Farben derer von der Hude - Silber - Schwarz - Gold - vor.

Dieses Wappen entsprach aber in keiner Weise den Vorstellungen des Ritterhuder Gemeinderates. Der Entwurf von Herrn Tegtmeier lag inzwischen vor. Kampflos wollte man das schöne Motiv nicht aufgeben. Am 25.5.1937 wurde im Gemeinderat beschlossen, auf Grundlage des Entwurfs von Herrn Tegtmeier mit dem zuständigen Staatsarchiv zu verhandeln. Vor allem sollte versucht werden, die Ausschmückungen durchzusetzen. Bürgermeister Evers fuhr persönlich nach Hannover und fertigte über diese Besprechung folgenden Aktenvermerk an: „Ich war am 8. Juni 1937 im Preußischen Staatsarchiv in Hannover ... Ich hab mit den Herren eingehend die Wünsche bezüglich der Wappenzutaten nach dem Entwurf des Herrn Tegtmeier besprochen. Den Entwurf ... hielten die beiden Herren für unglaublich. Der Schild sei in heraldischer Beziehung geradezu verunstaltet und habe mit seiner früheren Zweckbestimmung auch nichts gemein."
Die Herren lehnten den Entwurf rundweg ab, das war ein harter Schlag für die Wappenplaner. In der Sitzung am 21.6.1937 wurde beschlossen, daß in dem Wappen etwas Wesentliches über den Ortsnamen ausgesagt werden solle. In dieser Debatte wird der „Ritter" zuerst aufgetaucht sein, denn wenige Tage später schlägt der Bürgermeister in einem Brief an das Staatsarchiv den Ritter mit Lanze und den Farben derer von der Hude vor. Mit diesem Vorschlag ist man in Hannover einverstanden „wenn der Gemeinderat unbedingt auf einem redenden Wappen bestehe". Es wird empfohlen, das Wappen in einem Preisausschreiben beim „Heraldischen Verein zum Kleeblatt" in Hannover auszuschreiben. Die Entwürfe sollten folgende Motive enthalten: Ritter, Lanze, Pferd und Wappenfarben von der Hude.

Das Preisgericht tagte am 15. Dezember in Hannover im Beisein des Bürgermeisters. Evers fertigte wieder einen Aktenvermerk an, dem zu entnehmen ist, daß die Herren vom Staatsarchiv den Entwurf Kennwort „Junge Kraft" für den besten hielten. Der Entwerfer sei ein ausgezeichneter Heraldiker und habe bei 50 in der Provinz Hannover vergebenen Wappen in mindestens 35 Fällen die Entwürfe geliefert. Der Gemeinderat stimmte am 17.12.1937 für die Empfehlung des Staatsarchivs, das Gemeindewappen nach dem Entwurf „Junge Kraft" zu gestalten. Am 15.6.1938 wurde der Antrag auf Verleihung eines Gemeindewappens vom Oberpräsidenten in Hannover genehmigt. Und dies ist ein Auszug des gewichtigen Schriftstückes: „Auf Grund der §§ 11 und 117 der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verleihe ich hiermit der Gemeinde Ritterhude Kreis Osterholz-Scharmbeck das Recht zur Führung des von dem Bürgermeister nach Anhörung der Gemeinderäte beantragten Wappens."

Der Weg war lang und mühsam, hier sind nur die wichtigsten Schritte verzeichnet. Der gesamte Schriftverkehr füllt einen vollen Ordner und ruht wohlverwahrt im Ritterhuder Rathaus.

Quelle: Auszug aus der Chronik “Vom Adligen Gericht zur Gemeinde Ritterhude”