Nordrhein-Westfalen

Stadt Bocholt

Im grünem Feld eine gerade aufgewachsene, ausgerissene silberne Buche mit drei symmetrisch verteilten Ästen mit dazwischen stehenden Einzelzweigen. Die Zahl der Blätter beträgt 17. Sie zeigen Rippen und sind gezahnt. Die Zahl der an den langen Stielen erscheinenden Bucheckern ist 23. Die Zahl der Wurzeln beträgt 5. Unten am Stamm befindet sich je links und rechts ein abgehauener Auswuchs.

Das Stadtsiegel: Der Gebrauch eines Siegels, und zwar zur Beglaubigung eines Schriftstückes, war schon den alten Römern nicht unbekannt, gewann aber erst im Mittelalter die größte Bedeutung und blieb allgemein in Geltung bis in die neueste Zeit. Anfangs unter den karolingischen Herrschern, die vielfach des Schreibens unkundig waren, sollte die Untersiegelung als Ersatz für die Unterschrift dienen, um die Echtheit einer Urkunde zu beweisen und zu verbergen. Erst seit 1150 bedienten sich die Städte mit zunehmender Selbständigkeit eigener Siegel. Damals war es ein naheliegender Gedanke, durch das Siegelbild auf den Namen der Stadt hinzuweisen, um so ein "redendes Siegelbild" zu geben. Auch das Siegel der Stadt Bocholt fällt unter die Gruppe der "redenden" Siegel. Bocholt leitet von jeher seinen Namen von "Buchholz", "Buchenwaldung" ab und führte daher stets eine "Buche" im Siegelbild, wie auch Hobbeling in seiner Beschreibung des Stiftes Münster hervorhebt: "Den Namen soll sie (die Stadt) von den Buchen tragen, weil sie am Ende des Buchholzes vor Zeiten erbaut, und dieses soll auch die Ursache sein, daß sie einen Buchbaum im Siegel führt." Mit Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1222 hat die Stadt Bocholt auch ihr eigenes Stadtsiegel geführt. Erwähnt wird es allerdings erst in einer Urkunde vom 11. Mai 1283, die älteste erhaltene Urkunde ist eine vom 13. September 1284.

Dieses älteste Stadtsiegel war nicht sehr lange in Gebrauch, und bereits im Jahre 1302 tritt an seine Stelle ein neues Siegel. Dieses Siegel unterscheidet sich vom ersten Stadtsiegel deutlich, zum einen ist es größer (Durchmesser 73 mm) und zeigt eine gerade aufgewachsene ausgerissene Buche mit drei symmetrisch verteilten Ästen mit dazwischenstehenden einzelnen Zweigen. Die Zahl der Blätter beträgt 17. Sie zeigen Rippen und sind gezahnt. Die Zahl der an den langen Stielen erscheinenden Bucheckern ist 23. Die Zahl der Wurzeln beträgt 5. Unten am Stamm befindet sich je links und rechts ein abgehauener Auswuchs. Als Umschrift ist, wie im ersten Stadtsiegel: Sigelium Burgensium de Bocholte. Ein Rücksiegel wird nicht mehr verwendet. Das größte Stadtsiegel wurde nur bei Urkunden verwandt, die für die Stadtgemeinschaft selbst von Bedeutung waren.

Im Wappenbuch der westfälischen Gemeinden aus dem Jahre 1940 befindet sich folgende Beschreibung des Siegels der Stadt Bocholt: "Im grünen Feld eine silberne Buche mit silbernen Früchten". Im Jahre 1930 wurde das Wappen der Stadt Bocholt neu festgestellt und wird mit Genehmigung des preußischen Staatsministeriums vom 6. Juni 1930 seither in der hier dargestellten Form geführt. Sie entspricht dem mittelalterlichen Siegel der Stadt, das in Abdrucken seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts erhalten ist und bis in die Gegenwart als Siegelbild und sowohl auf dem großen Siegel wie auf den Sekreten die Buche, das "redende" Symbol des Stadtnamens, enthält. In der Spätzeit (ständig seit 1875) wurde die Buche mit drei Ästen, neun Wurzeln, 17 Blättern und 23 Früchten gezeichnet. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts erscheinen Darstellungen, so auch auf den Bocholter Münzen und auf einer Wappenskulptur am Rathaus, in denen die Buche mit einem Balken, dem Wappensymbol des Stiftes Münster, als dem Zeichen der Münsterischen Landeshoheit belegt ist. Diese Buche (ohne Balken) ist auch das Bild des Bocholter Stadtwappens. Dieses Stadtwappen zeigt eine silberne oder weiße Buche im grünen Feld. Beim Wappen fällt die Siegelumschrift fort. Das Wappen hat auch statt der Kreisform die Schildform. Es findet sich unter anderem auf dem Kopfbogen der Stadtverwaltung wieder.

Der Text ist ein Auszug aus dem Bericht "Am Anfang stand ein Wappen... - Der Weg vom Siegel zum Jubiläumslogo" von Bruno Wansing, Stadt Bocholt in der Jubiläumsbroschüre zur 775-Jahr-Feier im Jahre 1997!