Nordrhein-Westfalen

Stadt Alsdorf

Das Stadtwappen zeigt im goldenen, von einem blauen Balken geteilten Schilde oben links Schlegel und Eisen in blau, rechts einen blauen, aufrecht stehenden Löwen, unten den gleichen Löwen; der Balken in der Mitte trägt ein goldenes, schrägrechts gerichtetes Blatt.

Die Geschichte Alsdorfs stellt sich in zwei Strängen dar: einmal ist es die Familiengeschichte der Geschlechter auf der Burg Alsdorf, zum anderen ist es die Geschichte der Dorfgemeinschaft. Die adeligen Burgherren besaßen von jeher ihr. Die Gemeinde war ohne äußeres Kennzeichen. Lediglich die Schöffen führten ein Siegel. Dieses zeigt einen stehenden Bischof mit Chormantel, Mitra und Heiligenschein, den Krummstab in der rechten, ein Buch in der linken Hand. Die Umschrift lautet: SIGILLUM IUDICY IN ALSTORFF. Der dargestellte Bischof kann der heilige Willibrord sein, der in unserer Heimat als Missionar wirkte. Als Alsdorf in der Franzosenzeit zu einer selbständigen Gemeinde und rechtlich unabhängig vom Burgherrn wurde, verloren Herrschaftswappen und Schöffensiegel ihre alte Bedeutung. Der Stempel der Gemeinde zeigte von nun an das Symbol des Staates. Erst in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts wurde es üblich, daß Landgemeinden sich ihre eigenen Wappen zulegten. Man gab einem Heraldiker, einem Wappenzeichner, den Auftrag, ein solches Gebilde zu entwerfen. Meist stützte sich dabei der Zeichner auf alte Siegel, die mit der Geschichte der Gemeinde zusammenhingen. Wie für viele Orte in unserer Nachbarschaft konstruierte der Düsseldorfer Heraldiker Wolfgang Pagenstecher auch für Alsdorf ein Wappen. Am 14. August 1936 erhielt unsere Stadt, damals noch Landgemeinde, vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz das Recht zur Führung eines Gemeindesiegels und Wappens. Zur Form des Wappens und zu seiner Begründung schrieb Pagenstecher:
"Das Wappen der Gemeinde Alsdorf geht nicht zurück auf das SIGILLUM IUDICY IN ALSTORFF", dessen hübsch geschnittener Originalstempel sich im Archiv des Barons von Blanckart zu Nieder-Rathen in der Grafschaft Glatz befindet. Dieser Stempel zeigt einen heiligen Bischof mit Mitra, Stab und Buch, vermutlich den heiligen Castor, den Kirchenpatron von Alsdorf. Vielmehr beruht das Wappen der Gemeinde auf dem Siegel des Goswin von Ailstorp, welches einer Urkunde im Staatsarchiv Düsseldorf anhängt (Kurkölnisches Lehensarchiv Nr. 111,2 Kaldenborn, 1439, Juni 17). - In dieser Urkunde belehnt der Erzbischof Dietrich von Köln den Goswin von Ailstorp mit dem Gute Kaldenborn im Kirchenspiel Heeren im Limburgischen. Es ist daher mit Sicherheit anzunehmen, daß der Lehnsträger von dem in der Nähe gelegenen Alsdorf bei Aachen stammt. - Das Siegel Goswins zeigt einen Schild und einen Querbalken, der von drei (2, 1 gestellten) Löwen begleitet ist. Der Balken selbst ist belegt mit einem schräg rechts gestellten, ziemlich dreieckigen Gegenstand der als Herz oder Seerosenblatt gedeutet werden kann. Die Annahme, daß es sich um ein Seerosenblatt handle, kann gestützt werden, weil in Alsdorf eine Wasserburg stand. Die Farben dieses Wappens des Herrn von Alsdorf sind unbekannt. Wenn an Stelle des ersten Löwens im Wappen Schlägel und Eisen gesetzt wurden, so soll diese Änderung nicht nur als Unterscheidung für das Gemeindewappen dienen, sondern sie soll auch auf den hier seit 1848 betriebenen Bergbau hindeuten, der - schon 1854 mit Seilfahrt betrieben - sich seitdem so stark entwickelt hat, daß Alsdorf allgemein als das Herz des Wurmkohlenreviers angesprochen wird. 80 v.H. der gesamten Bevölkerung der Gemeinde Alsdorf hängen vom Bergbau ab. - Die Farben mußten frei gewählt werden und halten sich an diejenigen der alten limburgischen Dynasten (gold, blau)."
Diese Erklärung Pagenstechers mag gut gemeint sein, aber einer kritischen Untersuchung hält sie nicht stand. Das Wappen ist ein Mißgriff und hat mit Alsdorf weder historisch noch heraldisch etwas gemeinsam - wenn man die Bergmannszeichen ausnimmt.
Grundsätzlich wäre als Wappen für eine Gemeinde mit Selbstverwaltung das alte Gerichtssiegel, das Zeichen der Dorfschöffen, wesentlich sinnvoller gewesen als das Familienwappen einer vorübergehenden Herrschaft. - Im übrigen ist die Deutung des Bischofs im Schöffensiegel als Kirchenpatron der Pfarre St. Castor falsch; Castor war kein Bischof, sondern ein Priester und Einsiedler.
Weiterhin ist festzustellen, daß der angeführte Wappenträger Goswin niemals Herr von Alsdorf gewesen ist. Zu seiner Zeit saßen die Herren aus dem Geschlechte von Hoemen (1417-1478) auf der Alsdorfer Burg. Es handelt sich hier um eine glatte Verwechslung der Namen.
Auch die Farben Blau und Gold im Wappen sind historisch falsch. Die Farben des Herzogtums Limburg sind Rot und Weiß; das alte Limburger Wappen zeigt einen rechtsgestellten, doppeltschwanzigen roten Löwen auf weißem (silbernem) Grunde. Blau und Gold sind die Farben von Jülich, zu dem Alsdorf aber nie gehört hat.
Die unangreifbaren Teile des Stadtwappens sind Schlägel und Eisen, die alten Abzeichen des Bergmannes. Doch auch hierbei unterlief dem Düsseldorfer Zeichner ein Fehler: er ließ nämlich bei beiden Geräten den Stiel oben hervorschauen. Wer aber ein wenig Fachkenntnis besitzt, der weiß, daß dies nur bei dem Eisen der Fall ist, nicht aber beim Schlägel. Dieser wurde auf den Stiel getrieben, während der Bergmann das Eisen, einen Meißel, mit einem lose durchgesteckten Stiele hielt.
Auf diese Weise kann das Alsdorfer Stadtwappen allerdings für sich den Ruhm beanspruchen, ein ausgesprochenes Kuriosum zu sein.