Nordrhein-Westfalen

Stadt Bochum

In blau einen in drei Reihen weiß-rot geschachten Balken, der mit einem schwarzen Buch mit gelbem Schnitt, weißer Deckelprägung und weißen Schließen belegt ist.

Seit 1381 hat ein redendes Buch die Bochumer Geschichte begleitet - das Buch im Bochumer Wappen. Es wird ihm der Ruhm zuerkannt, in unserem Raum das einzige dreidimensional dargestellte Wappen des Mittelalters zu sein. Die Wahl des hübschen Motives beruht allerdings nach einhelliger Meinung auf einem Irrtum: „Bochum", früher auch „Bukhem" genannt, heißt eben nicht „Bücherheim", sondern wohl eher „Heim unter Buchen". Sei es drum, meinten die Bochumer schon früher: Aus Buchen wurden zumindest Bücherdeckel hergestellt. Weil es den Stadtnamen durch das Bild eines Gegenstandes andeutet, wird das Buch wissenschaftlich zu den "redenden Wappen" gezählt.

Die ausführlichste Beschreibung der ältesten Wappenform findet sich in Darpes Geschichte der Stadt Bochum von 1894. "Als Siegel führten die Bürgermeister von Bochum bis 1491 ein mit der Öffnung nach rechts hin liegendes , mit 2 Spangen geschlossenes Buch mit der Umschrift :SIGILLUM: CIVIVUM: IN: BOVCHA: Nach links am Rücken des fast quadratischen Buches befinden sich drei Einbandwülste nach Art der an mittelalterlichen Einbänden üblichen. Die vordere Einbanddecke ist, von einem breiten Rande abgesehen, in schräglaufende viereckige Felder geteilt, die je in der Mitte mit einem Kreuzmuster geziert sind, alles den mittelalterlichen Pergamentbänden entsprechend." Im gleichen Text weist Darpe auch darauf hin, das Bochum ältestes bekanntes Siegel mit dieser Darstellung von 1381 stamme. Damit ist Bochums damals wichtigstes Beglaubigungsmittel in Rechtsgeschäften nur etwa 150 Jahre jünger als die ältesten westfälischen Hoheitszeichen dieser Art.

Wappen sollten gut sichtbare Zeichen sein und mussten farbig angelegt werden. In farbigen Prachtfassungen liegt auf einem blauen Schild Bochums Buch in Schwarz, verziert mit Goldschnitt, silberner Deckelprägung und zwei silbernen Schließen.

Es ist ein wendiges Buch. Anfangs lag es nach rechts. Im Jahr 1518 liegt es dann plötzlich nach links, als habe es jemand gelesen und soeben die letzte Seite zugeschlagen. Warum? Ein Jahr zuvor hatte ein Feuersturm Bochum niedergelegt, dabei wird wohl auch dass Stadtsiegel zugrunde gegangen sein. Und die Drehung im notwendigen neuen Emblem mag auf die seltsame Interpretation zurückzuführen sein, Bochum bedeute "Buchum". Eine andere Erklärung ist bisher nicht versucht worden. Immerhin könnte sich auch der Siegelstecher bei seiner spiegelbildlichen Arbeit schlicht vertan haben oder ein ganz ausgefuchster Geist hat auf den Widerspruch zwischen Bild und Stadtnamen hinweisen wollen. Schlüssigere Ideen zu dieser Frage werden gern noch angenommen.

So ganz ungewohnt für unsere Augen blieb das Buch fast vierhundert Jahre liegen - wenn auch nicht ohne ganz gelegentliches Zurechtrücken seiner Position. Erst mit dem 12.4.1913 hat sich das dann nachhaltig geändert. Damals wurde Prof. Doeplers neuer Entwurf des Wappens als offizielle Version für unsere Stadt genehmigt. Das Buch wurde dabei wieder in die alte Richtung gedreht und eine stolze Mauer krönte die nächsten Jahrzehnte das Wappen. Diese selbstbewusste Version leistete sich die neue „Großstadt Bochum". Mit der Eingemeidung verschiedener Nachbarorte hatte die Stadt nämlich 1904 die magische Einwohnerzahl von 100.000 überschritten, die ihr diese Metropolen-Eigenschaft behördlich zuerkannte. Damit waren allerlei stärkere Rechten in der Selbstverwaltung verbunden und die dreitürmige Mauerkrone über dem Buch, denn sie war damals für alle preußischen Städte vorgeschrieben.

Bis um 1976 blieb das Bochumer Wappen nun grundsätzlich unverändert. In diesem Jahr fiel die Mauer auf dem Wahrzeichen und es erschien hinter dem Buch der „Märkische Balken". Er stammt aus der ehemaligen Grafschaft Mark und gehörte vorher in das Wappen der 1975 nach Bochum eingemeindeten Stadt Wattenscheid. Mit so einem altehrwürdigen rotsilber geschachten Balken durften sich noch bis in die Nachkriegszeit insgesamt 26 märkische Städte schmücken. Das bis 1975 gültige Wattenscheider Wappen war geteilt: die linke Hälfte zeigte auf rotem Grund einen halben goldenen „Lilienhaspel", der einem halben Speichenkranz nicht unähnlich war. Hinterlegt war dem Lilienkranz ein kleiner silberner Schild. Nur die rechte, goldene Hälfte trug den rot karierten Balken, der heute zum Bochumer Wappen gehört. Dieses Wappen führte Wattenscheid aber erst seit dem 21.8.1937. Bis dahin wurde im Wahrzeichen der Stadt eine Nonne, die hl. Gertrudis von Nivelles dargestellt. Sie trug in der Rechten den märkischen Schild und in der linken hielt sie ihren Äbtissinenstab. An ihm liefen Mäuse empor, die zur Legende um die heilige Gertrudis gehören. Gertrudis, die eigentlich als die Patronin der uralten Stadtkirche nach Wattenscheid gekommen ist, findet sich seit dem Jahr 1477 auf den Siegeln Wattenscheids.

Die altüberlieferten und unerklärten Stadtfarben Bochums sind Blau und Weiß. In zwei Zusammenhängen fällt das besonders auf. Zu Ehren der Stadt sind diese Farben auch auf den Bahnsteige des 1957 errichteten Bochumer Hauptbahnhof verwendet worden, einem heute denkmalgeschützten Schmuckstück der 50er Jahre. Darüber hinaus sind Blau und Weiß als Bochumer Farben wohl weltweit vertreten, denn die in Bochum gegründete und ansässige Firma ARAL hat sie sich ausdrücklich unter diesem lokalen Bezug 1937 zu eigen gemacht.

Gegenwärtig finden sich die wichtigsten Sätze zum Bochumer Erkennungszeichen in der Hauptsatzung der Stadt Bochum vom 24.07.1995: "§ 1 Wappen und Stadtfarben -(1) Das Stadtwappen zeigt in blau einen in drei Reihen weiß-rot geschachten Balken, der mit einem schwarzen Buch mit gelbem Schnitt, weißer Deckelprägung und weißen Schließen belegt ist. (2) Die Stadtflagge ist blau-weiß."

Und so darf es bleiben.

Franz Darpe. Geschichte der Stadt Bochum. Bochum 1894 ND 1991, S. 74
Max Seippel: Bochum einst und jetzt. Bochum 1901 ND 1991, S. 6f
Eugen Meyer: Wappenbuch der westfälischen Gemeinden. Münster 1940
Presseamt der Stadt Bochum: Bochumer Skizzen. Bochum1949, S.9
Karl Brinkmann: Bochum. Bochum 1968, S. 25f
Norbert Konegen, Hans H. Hanke, Hg.: Bochum zu Fuß. Hamburg 1991, S. 10