Thueringen

Landkreis Nordhausen

Schräg geteilt; unten auf von Rot und Silber geschachtem Feld ein goldener Baumstumpf; oben in Gold ein dem Baumstumpf entsprießendes rotes Reis.

Das Wappen des Landkreises Nordhausen in der vorstehenden Blasonierung wird seit dem 1.Januar 1949 bis 1952 und wieder ab 1990 geführt.
Das geschachte Feld ist das geschichtliche Kennzeichen des Landkreises Nordhausen, der ehemaligen Grafschaft Hohenstein; die Farben sind die der Grafschaft: Silber und Rot. Der Baumstumpf symbolisiert die Vergangenheit einerseits und gleichzeitig die Zerstörungen in der Stadt und im Landkreis Nordhausen, besonders während des II. Weltkrieges. Andererseits symbolisiert er die Zukunft: Ein junges Reis entsprießt dem Baumstumpf und wächst in das zweite, goldene Feld.

Die Geschichte des Harzvorlandes und des Harzes reicht weit zurück. Die Bodenfunde weisen eine große Mannigfaltigkeit der Kulturen schon vor der Zeitenwende aus. Nach der Völkerwanderung gehörte das südliche Harzgebiet zum Thüringer Stammkönigreich. Nach dessen Zerschlagung 531 besiedelten im verstärkten Maße Franken diesen Raum. Mit der Wahl des sächsischen Herzogs Heinrich zum König Heinrich I. änderte sich das. Er und seine Nachfolger legten rings um den Harz Pfalzen, Königshöfe und Burgen an, aus denen sich oft Städte entwickelten. Eine von diesen war Nordhausen, dessen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 927 erfolgte; von 1220 bis 1802 war sie eine Freie Reichsstadt und gehörte und von 1430 bis 1432 auch der Hanse an. Im frühen Mittelalter war der Harzraum also der politische Mittelpunkt des deutschen Reiches. Die Geschichte des Landkreises Nordhausen ist eng mit der Burg Hohnstein bei Neustadt und den dort ansässigen Grafen verbunden. Anfang des 12. Jahrhunderts ließ ein Graf Konrad dort seine Stammburg erbauen. Er und seine Nachfolger brachten alle wichtigen Burgen und Herrschaften aus der weiteren Umgebung in ihren Besitz (Rothenburg, Lohra, Klettenberg, Bleicherode, Artern u.a.). Im 30jährigen Krieg wurde die Stammburg zerstört und ist seitdem als Ruine ein beliebtes Ausflugsziel. Das gesamte Gebiet östlich von Nordhausen fiel nach dem Westfälischen Frieden 1648 an Preußen, später wurde es in die preußische Provinz Sachsen eingegliedert und wurde 1816 als Kreis Nordhausen Teil des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt; 1888 erfolgte die Umbenennung in „Kreis Grafschaft Hohenstein". Das Gebiet um Hohenstein selbst, das Amt Hohenstein oder später der Kreis Ilfeld (nördlich und südwestlich von Nordhausen) kamen zum Kurfürstentum Hannover. Die Stadt Nordhausen war von 1882 bis 1945 kreisfrei. Nach dem II. Weltkrieg bilden die größten Teile beider Gebiete mit der Stadt Nordhausen den Landkreis Nordhausen. In unmittelbarer Nähe von Salza und Krimderode, 1952 nach Nordhausen eingemeindet, wurde im August 1943 das Konzentrationslager Mittelbau-Dora errichtet. Etwa 60.000 Häftlinge aus Deutschland und den von Deutschland okkupierten Ländern mussten bis zum April 1945 in den unterirdischen Tunnelanlagen des Kohnsteins die V-Waffen produzieren. 20.000 Häftlinge fanden in Mittelbau-Dora den Tod. Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora erinnert daran.

Der Landkreis Nordhausen befindet sich im nördlichsten Teil des Freistaates Thüringen und umfasst eine Fläche von 711 km2. Hier leben 100.000 Menschen (31.12.1999) in 4 Städten und 50 Gemeinden (30.06.1996). Der Landkreis erstreckt sich von der Wind- und Hainleite im Süden bis in die Harzberge im Norden, vom Quellgebiet der Helme im Westen bis zum Kelbraer Stausee und dem Waldgebiet „Alter Stolberg", einem fast völlig aus Gipsstein bestehendem langgestreckten Bergrücken, im Osten. Höchster Punkt des Landkreises ist der Große Ehrenberg mit 635,3 m über NN. Der überwiegende Teil des Landkreises befindet sich im Vorland des Harzes und zieht sich dann weit in dieses nördlichste Mittelgebirge hinein. Der Südharz erstreckt sich über zwei geologische Formationen. Den Norden bildet das überwiegend bewaldete reliefreiche Ilfelder Becken mit seinen Vulkankegeln und dem Trümmersedimentgestein (Konglomerat, Sand- und Tonstein, Steinkohleflöz), entstanden in der Zeit des Rotliegenden. Im Süden beginnt die großflächige waldärmere, durch Karsterscheinungen charakterisierte Zechsteinlandschaft (Kalkstein, Dolomite, Gips/Anhydrit). Im südlichen Zechsteingürtel eingeschlossen liegt das Landschaftsschutzgebiet des Alten Stolberg. Die anschließende „Goldene Aue", südöstlich der Kreisstadt Nordhausen und Kornkammer des „Nordhäuser Korn", entstand seit der Tertiärzeit durch Auslaugungsvorgänge. Die auf der Zechsteinablagerung des Untergrundes enthaltenen Salzlager und die darüber liegende Aufschottung wurden durch hinzutretendes Wasser gelöst, so dass es zu weitflächigen Geländeeinsenkungen kam. Die im Südwesten des Landkreises befindlichen Bleicheröder Berge steigen aus den Tälern der Wipper und Bode empor; elementarste Bestandteile sind Muschelkalk und Buntsandstein. Im Kreisgebiet befinden sich insgesamt 967,6 km Wasserläufe. Die Hauptgewässer sind die Helme, die Zorge und die Wipper. Weitere 29 natürlich und künstlich angelegte Seen und Teiche ab 1 ha Wasserfläche prägen die Gewässerlandschaft. Der Landkreis hat in seinem Territorium ebenfalls eine Trinkwassertalsperre (Nordhäuser Talsperre) und ein Hochwasserrückhaltebecken (Talsperre Iberg). In den Flusstälern der Helme und Wipper befindet sich fruchtbares Flachland - es ist Teil der „Goldenen Aue". Der Pflanzenreichtum der Landschaft ist besonders auch unter Botanikern bekannt. Es kommen fast alle Vegetationsformen vor, von der Grassteppe bis zum Hochwald. Der Mischwald besitzt einen hohen Artenreichtum und umfasst beinahe alle Laubholzgewächse Mitteleuropas; 29 % der Kreisfläche werden von Wald bedeckt. Die Anbindung des Landkreises an Göttingen und Halle erfolgt über die im Bau befindliche Autobahn A 38; die Bundesstraßen B 4, B 80 und B 243 durchqueren den Landkreis. Im Schienennetz ist der Landkreis nach Halle, Kassel, Erfurt und Northeim angebunden; eine touristisch bedeutsame Schienenverbindung besteht mit der schmalspurigen Harzquerbahn nach Wernigerode und zum Brocken.

Im Laufe der Geschichte wirkten verdienstvolle Persönlichkeiten in Nordhausen und Umgebung oder ihr Werdegang nahm hier seinen Ausgang. In der Renaissance waren das Justus Jonas, einer der engsten Mitarbeiter Martin Luthers, der die Reformation nach Halle brachte, Michael Neander, einer der bedeutendsten Pädagogen des 16. Jahrhunderts in Deutschland, Johannes Thal, Arzt und Biologe, der das erste Buch über die Flora Deutschlands verfasste. Im 18. und 19. Jahrhundert sind es der Altertumswissenschaftler Friedrich August Wolf, ein großer Homerkenner, der Orientalist Wilhelm Gesenius, die Botaniker Wilhelm Wallroth, Friedrich Traugott Kützing, der Dichter Leopold Friedrich Günther Goeckingk, der Geograph August Petermann. Im 20. Jahrhundert wirkten der Botaniker Dr. Kurt Wein und der Schriftsteller Rudolf Hagelstange hier. In Limlingerode wurde die Dichterin Sarah Kirsch geboren.

Traditionelle und strukturbestimmende Wirtschaftsbereiche der Region waren seit dem 16.Jahrhundert der Bergbau: Kupferschiefer, Eisenerz, Steinkohle, Alaun, Alabaster, Marienglas, wurden hier abgebaut. Größere Bedeutung erlangte der Gipstiefbau bei Harzungen, Rüdigsdorf und Petersdorf und seit dem Anfang unseres Jahrhunderts der Gipstagebau am Kohnstein und am Himmelsberg bei Niedersachswerfen/Ellrich. Der um die Jahrhundertwende einsetzende Kalibergbau in Bleicherode, Gebra/Lohra, Kraja, Kleinbodungen und Sollstedt hatte bis zur Wende 1990 eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Neben dem Bergbau waren es die Genussmittelindustrie - Kornbrennerei und Tabakerzeugnisse, die Textilindustrie und der Maschinenbau, die den guten Ruf des Landkreises Nordhausen als industrielles Zentrum Nordthüringens begründeten. In der Zwischenzeit ist eine breit gefächerte, mittelständische Gewerbestruktur entstanden und es besteht das BIC-Technologiezentrum. Der Fremdenverkehr ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landkreises; touristische Hauptziele sind der Dom „Zum Heiligen Kreuz", das Renaissance-Rathaus mit Roland und das Meyenburgmuseum in Nordhausen, die Burg Lohra auf der Höhe der Hainleite, die romanische Pfeilerbasilika in Münchenlohra, die Burgruine Hohenstein bei Neustadt, die Ruine der hochmittelalterlichen Herrenburg - der "Ebersburg" - bei Herrmannsacker, das Renaissance-Schloss in Heringen, das Humboldtsche Schloss in Auleben, eine der Wohnstätten des Gelehrten Wilhelm von Humboldt sowie die Orte Sülzhayn, Ilfeld, Hainrode, Ellrich, Bleicherode.

Das Gesundheitswesen verfügt über das Südharz-Krankenhaus Nordhausen, drei Fachkrankenhäuser und zwei Rehabilitationskliniken. Das Bildungsangebot im Landkreis Nordhausen ist vielfältig und umfasst öffentlich-rechtliche sowie private Weiterbildungsinstitutionen. Außerdem bestehen die Fachhochschule Nordhausen, die private Akademie pro vita Nordhausen GmbH, die Umweltakademie Nordthüringen e.V. und ein Studienkolleg. Ein Kulturangebot besteht mit dem 3-Sparten-Theater Nordhausen.


Eine Übersicht aller vorhandenen Wappen des Landkreises Nordhausen finden Sie auf dieser Wappenübersicht.