Thueringen

Landkreis Eichsfeld

Im silbernen Schild ein roter, rechtsschauender Adler mit goldenem Schnabel und goldenen Krallen, mit silbernem sechsspeichigen Mainzer Rad auf der Brust.

Das Wappen des Landkreises Eichsfeld wurde durch das Thüringer Landesverwaltungsamt am 22. März 1995 wie oben beschrieben genehmigt.

Dieses Wappen wurde aus dem Majestätswappen König Friedrich Wilhelms von Preußen vom 9. Januar 1817 in der Fassung der Berichtigung vom 11. Januar 1864 übernommen. Während das sechsspeichige silberne Rad an die Herrschaft der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz vom 9. Jahrhundert bis 1802 über deren eichsfeldische Exklave erinnert, verdeutlicht der rote brandenburgisch-preußische Adler die nachfolgende Zugehörigkeit zum Königreich Preußen. Die am 22. März 1995 genehmigte Flagge des Landkreises Eichsfeld ist weiß-rot längsgestreift und trägt das Kreiswappen.

Wie das Wappen verdeutlicht, war das Eichsfeld historisch gesehen bis in die unmittelbare Gegenwart hinein nie Teil eines der Thüringer Staaten. Erste Siedlungsbelege gibt es aus der Bronzezeit. Besiedelt war das Eichsfeld von den Hermunduren, die mit den Römern nachweisbare Handelsbeziehungen unterhielten und später das Thüringerreich gründeten. Nach der Schlacht an der Unstrut 531 gelangte der größte Teil des Eichsfeldes in fränkischen Besitz. Zu dieser Zeit beginnt auch die Christianisierung des Gebietes. Als germanischer Gau fand das Eichsfeld 897 als „Land der Eichen“ erstmalige urkundliche Erwähnung. Durch Schenkung, Kauf oder Eroberung wurde das Eichsfeld bis zum 11. Jahrhundert als Exklave mit der Bezeichnung „Fürstentum Eichsfeld“ fester, zusammenhängender Bestandteil des Erzbistums Mainz. Für den Verlust linksrheinischer Gebiete wurde das Königreich Preußen 1802 mit der Übergabe mitteldeutscher Landschaften und Städte, darunter dem Eichsfeld, entschädigt. Napoleon schlug das Eichsfeld 1807 zum neugeschaffenen Königreich Westfalen. 1816 wurde das Eichsfeld durch Preußen dreigeteilt: Während das Untereichsfeld zu Hannover kam, verblieb das in die Kreise Heiligenstadt und Worbis zerteilte Obereichsfeld in der preußischen Provinz Sachsen mit dem Regierungsbezirk Erfurt. 1945 erfolgte die Zusammenlegung der Kreise Heiligenstadt und Worbis zum Landkreis Eichsfeld mit Sitz in Heiligenstadt. 1952 erfolgte die Trennung der beiden Kreise, bis die Gebietsreform von 1994 die erneute Zusammenlegung brachte.

Der Landkreis Eichsfeld liegt im Nordwesten des Freistaates Thüringen eingebettet zwischen dem Harz, dem Hessischen Bergland und dem Thüringer Wald und umfaßt eine Fläche von 939,72 Quadratkilometern . In 93 Gemeinden des Landkreises Eichsfeld, darunter in 4 Städten (Dingelstädt, Heilbad Heiligenstadt, Leinefelde, Worbis), wohnen 114.718 Einwohner (31.12.1999). Geologisch ist das Kreisgebiet dem mitteldeutschen Trias zuzuordnen, wobei in den eichsfeldischen Höhenzügen als Randerhebung des Thüringer Beckens Buntsandstein und Muschelkalk dominieren und ausgedehnte Mischwälder das Landschaftsbild bestimmen. Im oberen Eichsfeld haben sich das Werratal und zahlreiche Nebentäler tief in die Muschelkalkplatte eingesenkt. Im Naturschutzgebiet des Lengenbergs existiert der größte zusammenhängende Eibenbestand Europas und die Rhumequelle mit einer Schüttung von 5.000 l/sek. ist die zweitgrößte Quelle Europas. Die niedrigste Höhenlage befindet sich im Werratal mit 141 m über NN und erreicht auf den Höhenzügen und Plateaus eine Höhe von 500 m über NN. Im Zentrum des Landkreises kreuzen sich die Verbindungsachsen der B 80 zwischen dem Ruhrgebiet und dem sächsischen Raum sowie der B 247 Hannover – Bamberg.

Bereits in der Jungsteinzeit (4. bis 3. Jahrtausend) wurde das Eichsfeldgebiet dauerhaft besiedelt; die hier lebenden Kelten verdrängten allmählich die Germanen. Eine systematische Besiedlung, einhergehend mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Ortschaften, setzte mit dem 9. Jahrhundert ein. Alle drei Bevölkerungsgruppen der feudalistischen Ständeordnung haben seit dem Mittelalter unverwechselbare Spuren auf dem Eichsfeld hinterlassen: So erinnert noch heute eine große Zahl von Burgen und Festungen an den Zenit der Ritterkultur im 11. und 12. Jahrhundert; mit der Gegenreform im 16. Jahrhundert wurde die Gegend zur katholischen Enklave innerhalb eines rein protestantischen Umfeldes und ermöglichte damit den seit dem Mittelalter angesiedelten Orden die Pflege ihrer sakralen Bräuche und den Bau neuer Klöster; das Bürgertum, aber auch die Handwerker, Händler, Bauern und Wanderarbeiter haben mit den Fachwerkbauten in den Ortskernen und Zeugnissen ihrer Tradition in zahlreichen Heimatmuseen Spuren hinterlassen; noch heute lebendige Tradition findet man als „Feldgieker“, eine Blasenmettwurst, Eichsfelder Schmandkuchen oder auch als Spazierstock aus dem Stockmacherdorf Lindewerra. Berühmtester Sohn des Eichsfeldes ist der um 1460 in Heiligenstadt geborene Tilman Riemenschneider; Theodor Storm lebte von 1856 bis 1864 in Heiligenstadt, Heinrich Heineließ sich 1825 in Heiligenstadt taufen und Thomas Müntzer predigte im Mai 1525 vor der Liebfrauenkirche Heiligenstadts, nachdem er vom Stadtrat empfangen wurde.

Wirtschaftlich hatte das Eichsfeld immer seine speziellen Entwicklungsprobleme: Erwerbsgrundlage der ehemaligen kurmainzischen Exklave waren in den vergangenen Jahrhunderten die Landwirtschaft, später die Handweberei, Tabakanbau und Tabakverarbeitung. Mit dem Ausbau der Bahnen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 ging auch ein Aufschwung weiterer Industriezweige, wie Kalibergbau und Ziegelproduktion einher. Textilbetriebe wurden heimisch (Spinnerei, Weberei), aber auch der Landmaschinenbau. Eine gut gegliederte Handwerksstruktur sorgte für ein ausreichendes Dienstleistungsangebot. Trotzdem wanderten viele Eichsfelder in die Fremde aus, weil einerseits durch den hohen Geburtenüberschuß und andererseits durch ungenügende Erwerbsmöglichkeiten keine Grundlagen zum Leben vorhanden waren. Die mit der Umsetzung des Eichsfeldplanes 1959 entstandenen zwei Großbetriebe, die Baumwollspinnerei Leinefelde und das Zementwerk Deuna, schufen eine auf den Inlandmarkt und die Ostmärkte ausgerichtete Monostruktur, die sich mit dem Zusammenbruch dieser Märkte und der Textil- und Bekleidungsindustrie, des Kalibergbaus, der Zulieferindustrie für Elektronik, der Leichtindustrie, den Reduzierungen in der Landwirtschaft sowie dem drastischen Arbeitsplatzabbau in den verbliebenen Bereichen in einer hohen Arbeitslosigkeit niederschlug: Ca. 14.000 Arbeitsplätze fielen dem Strukturwandel zum Opfer und führten im Januar 1992 zu einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenquote in den damals noch existierenden Landkreisen Worbis von 27,3 % und Heiligenstadt von 20,3 %. Durch die Gründung von kleinen und mittelständischen Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen gelang es, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gegenwärtig beträgt die Arbeitslosenquote 13,9 % (Juli 2000). Entscheidende Schritte wurden mit der Errichtung von Gewerbe- und Industriegebieten in den Kommunen eingeleitet: der Landkreis weist insgesamt 24 Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von rund 613 ha aus (Stand März 2000). Die reizvolle Landschaft, die alten Kulturdenkmäler und die langen kirchlichen Traditionen mit Wallfahrten und Prozessionen haben in den letzten Jahren den Fremdenverkehr aufleben lassen. Genannt seien hier die „Pferdewallfahrt“ in Etzelsbach und die Palmsonntagsprozession in Heilbad Heiligenstadt. Mit wachsender Beliebtheit werden die Stadtfeste begangen, so das „Fest der Möhrenkönige“ in Heilbad Heiligenstadt, das „Fest der Lämmerschwänze“ in Leinefelde, das „Krengeljägerfest“ in Worbis oder auch der „Fette Donnerstag“, mit dem am Donnerstag vor Rosenmontag die Eichsfelder Karnevalszeit beginnt und reges närrisches Treiben in den Eichsfeldgemeinden bis zum Aschermittwoch andauert.

Im Landkreis sind in 62 staatlichen Schulen und 7 Schulen in freier Trägerschaft alle Schulformen flächendeckend zu finden. Als berufliche Ausbildungsstätten sind 6 berufsbildende Schulen vorhanden: darunter 2 Berufsschulen, 3 Berufsfachschulen, 4 höhere Berufsfachschulen, 2 Fachoberschulen, 1 Fachschule und eine berufsbildende Einrichtung für Behinderte. Eine staatliche und verschiedene freie Bildungsträger sind auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung tätig. Das Kurwesen hat in Heiligenstadt über 70 Jahre Tradition und geht auf die Gründung eines Kneipp-Badehauses im Jahre 1929 zurück. Spezialgebiete sind Vorsorge- und Rehabilitationskuren bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oder bei Herz-Kreislauf-Beschwerden. Ein Kindersanatorium bietet Kinderkuren mit individuellen Therapien an. Im Gesundheitswesen bestehen 4 Krankenhäuser, 13 Alten- und Pflegeheime sowie 4 Behindertenwohnheime und 3 Anerkannte Werkstätten für Behinderte. Eine Vielzahl von Sportanlagen und -einrichtungen bieten sportliche Betätigung, so auch der Vitalpark mit der Eichsfeldtherme in Heilbad Heiligenstadt, das „Leinebad“ – ein Sport- und Familienbad in Leinefelde oder die Bäderwelt in Teistungenburg. Zahlreiche Vereine und kulturelle Einrichtungen bieten den Bewohnern als auch den Gästen des Eichsfeldes vielfältige Entspannung, so der Bärenpark in Worbis, die Greifvogelschau auf der Burg Gleichenstein, die Familienerholungsstätten auf der Burg Bodenstein und in Uder.


Eine Übersicht aller vorhandenen Wappen des Landkreises Eichsfeld finden Sie auf dieser Wappenübersicht.