Hessen

Stadt Ulrichstein

In goldenem Schilde mit blauem Schildbord ein roter gekrönter Löwe.

Im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 27. Oktober 1951 ist unter Nr. 1010 in der Ausgabe 43 folgendes veröffentlicht:

"Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Stadt Ulrichstein im Landkreis Lauterbach, Reg.-Bezirk Darmstadt.
Der Stadt Ulrichstein im Landkreis Lauterbach, Reg.-Bezirk Darmstadt, ist gemäß § 11 der Hessischen Gemeindeordnung vom 21. Dezember 1945 durch das Hessische Staatsministerium das Recht zur Führung eines Wappens nach dem vorgelegten Entwurf verliehen worden.
Wiesbaden, 08.10.1951
Der Hessische Minister des Innern -
IVb(2). - 3 k 08 - Tgb.Nr. 4261/51"

Zur Wappengeschichte ist auszusagen:

Es wird seit altersher ein Wappen "In Gold mit blauem Schildbord ein roter Löwe" geführt.
Das 1537 benutzte "Sigillum opidi Ulrichsteyn" zeigt im Schilde einen gekrönten Löwen; auch ein Siegel des 17. Jahrhunderts zeigt ihn gekrönt. Da die Herrn von Eisenbach im 14. Jahrhundert den Ort als Lehen besaßen und ein anderes Wappen führten, dürfte es der landesherrliche Löwe sein. WesseI bildet aber 1621 einen ungekrönten Löwen ab, gibt dem Schild einen Bord und schreibt:
"roter Löwe mit gelb und blauen Farben, ohne zu sagen, was gelb und blau sein soll".

Zu Wappen und Fahne gilt folgender alter Wahlspruch aus dem 16. Jahrhundert, der zu Zeiten des Grafen Ernst Christoph zu Diez entstand:

"In der Grafschaft Diez – Ulrichstein
ein roter Lew führt überein
blau und gelb die Farben seynd,
fein ist's wenn Nachbarn seynd vereint!"

Im Staatsarchiv Darmstadt ist die nachstehende Niederschrift verwahrt:

Ulrichstein
In einem zirkelrunden, 1 3/8 Zoll großen Siegel ein beinahe dreieckiger Schild, in welchem ein zum Grimme geschickter, rechtsgewendeter gekrönter Löwe mit doppelknötigem Schwanze (valde crinosa), die Endspitze einwärts gebogen, sich darstellt. Die Umschrift des Siegels in deutschen Lettern enthält Nachstehendes:
sigillum. opidi. ulrichstein.

Das Siegel zeigt keine Tinctur.
Dilich und Zeiler (Merian) geben in den von ihnen gelieferten Abbildungen den Löwen auf ähnliche Weise.
Desgleichen auch Wessel, ,jedoch mit Zusatz von folgenden Versen:
Ulrichsteina rubrum perfert dicena leonem,
Caeruleus nitet et stat color inde eroci.
In der Grafschaft Dietz Ulrichstein,
Ein rother Lew führt überein:
Gelb und Blau seine Farben sind:
Fein ist's, wenn Nachbarn seind vereint.

In den Wappenabbildungen ist der Schild noch mit einer einfachen Einfassung umgeben.
Ulrichstein liegt im Vogelsberge, 2501 hessische Fuß über der Meeresfläche, drei Stunden von Schotten. Seiner wird zuerst gegen das Ende des XIII. Jahrhunderts als Raubnest gedacht, welches der erste Landgraf von Hessen, Heinrich I., genannt das Kind, zerstörte.
In der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts belehnte Heinrich I. den Johann von Eisenbach mit Ulrichstein (auch Molestein genannt), welcher es auf seine Kosten wieder herstellte.
Derselbe Landgraf ertheilte auch dessen Bruder Heinrich im Jahre 1343 die Würde eines Erbmarschalles, und belehnte ihn mit dem Hause Ulrichstein. Dieser umgab Ulrichstein mit Mauern und Gräben, und erhielt im Jahre 1347 von dem Kaiser Ludwig, Schwager des Landgrafen, für seine Veste Ulrichstein alle Rechte und Freiheiten der Stadt Friedberg.Unter den bewilligten Freiheiten war auch das Recht, Donnerstags einen Wochenmarkt halten und in Ulrichstein sechs Juden haben zu dürfen.
Als die Eisenbacher, welche auch die dortige Kirche entstehen ließen, ausstarben, fiel das Lehen an Hessen wieder zurück.

Auch war das Schloß Ulrichstein einmal im Jahre 1435 von Landgraf Ludwig dem Friedsamen an Hermann Riedesel verpfändet gewesen. Im Jahre 1570 verlor die Stadt bei einem unvermutheten Ueberfalle alle ihre Urkunden.

Landgraf Ludwig VI. erlaubte ihr im Jahr 1664, einen Jahrmarkt vor Pfingsten halten zu dürfen. Auch ist denkwürdig, daß Dr. Martin Luther auf seiner Rückreise von Worms am Sonntage Eraudi 1521 aus Ulrichstein einen Brief an Philipp Melanchton geschrieben hat.
Ulrichstein gehört auch mit zu denen Orten, welche Landgraf Philipp der Großmüthige seinen in der Nebenehe mit Margaretha von der Saale erzeugten Söhnen zum Unterhalt überlassen hatte, welche "Grafen von Diez und Herrn von Lisberg" benannt wurden, sich selbst aber "geborne Herrn aus dem Hause Hessen" nannten.

In Ulrichstein wurde der eine dieser Grafen, Christoph, von den Landgrafen Ludwig und Georg (Philipp des Großmüthigen Söhnen) mit seinen Genossen, nach den in Folge des Todes "Philipps" des Großmüthigen entstandenen Streitigkeiten, überfallen und nach Ziegenhain gebracht, wo er 33 Jahre lang gefangen saß, und als der Letzte dieser Grafen im Jahre 1603 starb.

In dem Siegel der Stadt Ulrichstein ist keine Tinktur angegeben, desgleichen auch nicht in den Wappenabbildungen. Nur allein aus dem Inhalte der bei Wessel befindlichen Verse läßt sich entnehmen, daß der Löwe roth, der Schild blau und dessen Einfassung gelb (golden) ist. Ohne Zweifel soll auch der Löwe Bezug auf den hessischen Löwen nehmen, indem nach der damaligen Sitte die Städte die Wappen ihrer Herrn entweder ganz oder theilweise annahmen.