Hessen

Stadt Karben

In Gold unter blauem, mit 3 Garben belegtem Schildhaupt zwei abgewendete schwarze, rot geschnäbelte und -bezungte Adlerköpfe.

Seitherige Karbener Wappen:
Als sich am 1. Juli 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Groß- und Klein-Karben, Kloppenheim, Okarben und Rendel zur neuen Stadt Karben zusammenschlossen, hatten bis dahin bereits zwei Dörfer offiziell ein eigenes Gemeindewappen geführt.
So bekam die heimatgeschichtlich fortschrittliche Gemeinde Rendel bereits jm Jahre 1957 (auf Anregung des Schulrats Walter) ein Wappen genehmigt. Es zeigte in Gold über einer roten Rose mit goldenem Butzen und schwarzen Kelchblättern zwei abgewendete schwarze, rot bewehrte Adlerköpfe. Der doppelköpfige Reichsadler war bereits auf einem Rendeler Ortssiegel des 18. Jahrhunderts abgebildet, da Rendel zum der Reichsburg Friedberg zustehenden Freigericht Kaichen gehörte. Die Rose (als Mariensymbol) sollte an den wichtigen Marienaltar in der Rendeler Kirche erinnern.
Auch die Gemeinde Klein-Karben erhielt bereits im Jahre 1961 die Genehmigung zur Führung eines eigenen Wappens, das »unter einem goldenen Schildhaupt mit 3 schwarzen Kreuzen in Rot eine goldene Garbe mit blauem Band« zeigte und zum einen auf die große Bedeutung der alten Mutterkirche Klein-Karben und zum anderen mit der Garbe sowohl auf die große Fruchtbarkeit der Gemarkung als auch auf das Wappen des im Dorf einstmals sitzenden Rittergeschlechts der Dugel von Carben hinwies, die die Garbe als »redendes Wappen« des Ortsnamens »Carben« führten. - Die um 1520 ausgestorbene Adelsfamilie Dugel von Carben führte unter ledigem silbernen Schildhaupt in Blau drei (2 : 1) silberne Korngarben.
Auch die Gemeinde Okarben hatte ein Dorfwappen, in dem mit den Korngarben auf die Deutung des Ortsnamens hingewiesen wurde. Die Gemeinde Groß-Karben stellte zwar am 27.6.1966 beim Staatsarchiv Darmstadt einen Antrag auf Wappenberatung, verfolgte diesen jedoch nicht weiter.

Ein neues Wappen für Karben:
Mit dem Zusammenschluß mehrerer Gemeinden zu einer neuen Gemeinde erlosch am 1. Juli 1970 auch die Berechtigung zur Führung bisheriger Wappen, der Flaggen und Dienstsiegel in den bisherigen Formen. Deshalb eröffnete sich den Verantwortlichen in der neuen Stadt Karben schon bald die Frage, wie ein neugeschaffenes Wappen, das sich eventuell aus verschiedenen heraldischen Symbolen der aufgelösten Gemeinden zusammensetzen sollte, aussehen könnte.
Die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung stellte mit Schreiben vom 19.1.1971 den Antrag zur Beschlußfassung, den Magistrat mit dem Entwurf eines Wappens für die neue Stadt Karben zu beauftragen. Dem Antrag wurde stattgegeben.
Das Staatsarchiv Darmstadt wurde im Mai 1971 in Person seines späteren Direktors, des Herrn Dr. E. G. Franz, in die Beratungen zum Entwurf eines Stadtwappens und einer Stadtfagge einbezogen. Von ihm kamen die fachlich kompetenten Anregungen: Das neue Stadtwappen müsse vor allem gemeinsame Elemente der fünf Stadtteilgemeinden betonen. In der Stellungnahme des Staatsarchivs vom 28.5.1971 heißt es: "Historisch käme hier neben dem Ortsadel der verschiedenen Familien v. Karben, aus deren Wappen die als redende Anspielung auf den Ortsnamen zu verstehenden Garben in den Ortswappen von Okarben und Klein-Karben entnommen waren, die Zugehörigkeit der Orte zum ehemaligen Freigericht Kaichen in Frage, auf die die Adlerköpfe des Rendeler Wappens anspielen, andererseits aber auch der ehemalige Deutschordensbesitz. Die Deutschordens-Kommende Kloppenheim besaß einen bedeutenden Hof in Okarben und Besitz in Groß-Karben; die Kommende Frankfurt war in Okarben, Groß-Karben und RendeI begütert. Wir würden daher eine Verbindung der Garben des Wappens der Dugel von Karben mit dem Deutschordenskreuz und dem Adlermotiv des jetzigen Rendeler Wappens vorschlagen." Der versierte Heraldiker und Wappenzeichner Heinz Ritt in Bad Nauheim wurde gleichzeitig gebeten, "entsprechende Vorentwürfe zu skizzieren". Bald darauf legte der bekannte Wappenzeichner bereits drei - heraldisch einwandfreie - Entwürfe für das Wappen und mehrere Gestaltungsvorschläge für die Stadtflagge vor (auf das vorgeschlagene Deutschordenskreuz hatte Ritt verzichtet).
Diese Vorschläge wurden der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Karben am 29. Oktober 1971 zur Beschlußfassung vorgelegt. Mit 12 Stimmen (bei 9 Gegenstimmen und einer Enthaltung) wurde als Wappen der Entwurf Nr. 2 (mit 3 Garben und 2 Adlerköpfen) und mit 15 Stimmen (bei 8 Enthaltungen) als Flagge der Vorschlag einer zweibahnigen Fahne mit dem Wappen angenommen.
Am 8. November 1971 beantragte der Magistrat der Stadt Karben beim Staatsarchiv Darmstadt, das Genehmigungsverfahren für das Stadtwappen und die Stadtflagge gegenüber dem Hessischen Minister des Innern einzuleiten. Das Staatsarchiv fertigte darauf ein den Wappenvorschlag bejahendes Gutachten an und leitete dieses über das zuständige Regierungspräsidium in Darmstadt an das Ministerium. Gleichzeitig fertigte der Heraldiker Ritt vier für das Genemigungsverfahren notwendige Reinzeichnungen für das geplante Wappen und die Flagge.
Der Hessische Minister des Innern erteilte mit Urkunde vom 20. März 1972 der Stadt Karben die Genehmigung zur Führung eines Wappens und einer Flagge.
Die Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Stadt Karben wurde im Staats-Anzeiger für das Land Hessen 14/1972, S.623, veröffentlicht (IV A 22- 3 k 06 -34/72). Die Wappenbeschreibung lautet: „In Gold unter blauem, mit 3 Garben belegtem Schildhaupt zwei abgewendete schwarze, rot geschnäbelte und -bezungte Adlerköpfe.“
Die Flaggenbeschreibung lautet: „Auf blau-gelbem Flaggentuch das Stadtwappen.“
Mit dem künstlerisch recht ansprechenden Karbener Wappen wird auf die Fruchtbarkeit des Landstrichs und die volkstümliche Deutung des Ortsnamens (Garben) hingewiesen, die Adlerköpfe erinnern an die frühere Zugehörigkeit der meisten Karben-Stadtteile zum Freigericht Kaichen und damit zur Reichsburg Friedberg.
Da Petterweil erst am 1. August 1972 Stadtteil von Karben wurde, konnte das 1959 der Gemeinde genehmigte Wappen oder ein einzelnes Wappenelement nicht mehr im neuen Wappen der Stadt Karben berücksichtigt werden. Das Petterweiler Gemeindewappen zeigt in einem von Rot und Silber schräglinks geteilten Schild oben einen silbernen sechsstrahligen Stern und unten ein gestürztes blaues Füllhorn mit roten Früchten und drei goldenen Ähren. Der Stern ist bereits 1545 auf einem Wappen im Petterweiler Gerichtssiegel abgebildet, das Füllhorn erinnert an das Füllhorn jener römischen Steinfigur, die (in Zweitverwendung) am Petterweiler Schloßtor eingemauert war und der Legende nach Ortsnamengebend (Petterweil = Hof des Patrons) gewesen sein soll. Die Figur wurde als Schutzgott oder Schutzherr (lateinisch »patronus«) gedeutet. Die am 31.12.1971 in den Stadtverband eingetretene Gemeinde Burg-Gräfenrode führte kein eigenes Wappen.


Zur Stadt Karben gehören folgende Stadtteile.
Klein Karben, Stadtteil
Okarben, Stadtteil
Petterweil, Stadtteil
Rendel, Stadtteil

Eine Übersicht dieser Stadtteile finden Sie auf dieser Wappenübersicht.