Hessen

Gemeinde Mossautal

In schräggeviertem Schild rechts und links je ein sechszackiger roter Stern auf Silber, oben ein silbernes Iroschottenkreuz auf Rot, unten ein silbernes Johanniterkreuz auf Rot.

Was MOSSAUTAL "im Schilde führt"

Medaille und Gruppenpreis tragen das Wappen von MOSSAUTAL. Dies ist uns Anlaß, etwas näher auf dieses Hoheitszeichen einzugehen. Ursprünglich war das Wappen das Kennzeichen des Ritters, der es auf dem Schilde, eine Schutzwaffe gegen Hieb und Stoß, führte, um schon von weitem erkannt zu werden (was bei den mehr oder weniger einheitlichen Rüstungen und besonders bei geschlossenem Visier gar nicht so einfach war) Umgekehrt wollte der Ritter schon aus der Distanz heraus erkennen, was sein Gegner, sei es im Kampf, sei es im Turnier, "im Schilde führt", er wollte ganz einfach wissen, mit wem er es zu tun hat.
In diesem Sinne gebrauchen wir ja das Sprichwort noch heute. - Jeder Ritter führte sein eigenes Erkennungszeichen Die Darstellung mußte einfach, klar, kraftvoll und stark farbig, kurz, einprägsam und prägnant sein, eben "ins Auge springen". Die Städte und Gemeinden haben diesen Brauch, ein Wappen zu führen, übernommen. Es war das Bestreben MOSSAUTALS, für das neu zusammenwachsende Gemeinwesen nach außen hin ein einheitliches Symbol zu schaffen
Das Wappen ist durch zwei, das Schildfeld kreuzende Diagonale geviertelt. Im ersten Wappenfeld steht das sogenannte Iroschottenkreuz. Im Jahre 1921 fand ein Förster auf dem Mühlberg zwischen Hiltersklingen und Güttersbach einen Stein mit eingeritztem Kreuz und menschlicher Figur Er wird in der Güttersbacher Kirche aufbewahrt. Das Kreuz ist nicht irgendein Kreuz, das Zeichen Christi schlechthin, sondern ein individuelles. es weist insgesamt 12 Felder auf, welche wiederum in 4 Mittelfelder und 8 Kreuzarmfelder aufgeteilt sind. Durch Vergleiche mit ähnlichen Steinkreuzen und Kreuzsteinen aus Wales und Irland, die bis etwa 900 n. Chr. den Korpus Christi unter dem Kreuz darstellen, kommen Fachleute zu dem Ergebnis, daß der Stein vom Mühlberg eine figürliche Arbeit wahrscheinlich aus der Zeit zwischen dem 7. bis 8. Jahrhundert ist Die Verbindung zwischen Irland und Schottland einerseits und dem Odenwald andererseits ergibt sich aus der Tätigkeit Iroschottischer Mönche in unserer Heimat.
Mit d. Berücksichtigung des Iroschottenkreuzes als Symbol im Wappen v. MOSSAUTAL ist dem Kirchspiel Güttersbach mit seinen Filialorten und früher selbständigen politischen Gemeinden Hüttenthal und Hiltersklingen (von 1557 bis 1849 auch Unter-Mossau) Rechnung getragen. Somit ist das Kirchspiel Güttersbach zusammen mit dem Kirchspiel Ober-Mossau durch das noch zu beschreibende Johanniterkreuz im Wappen symbolisch repräsentiert.
Die Wappenfelder zwei und drei ziert je ein sechsstrahliger, auf einem Zacken stehender Stern. Ober- und Unter-Mossau gehörten bis zum Jahre 1806 zum Amt Erbach-Fürstenau und damit zur Grafschaft Erbach. Hiltersklingen, Güttersbach u Hüttenthal gehörte ursprünglich zum pfälzischen Hoheitsbereich. Die kurpfälz. Herrschaft gab die genannten Besitzungen an die Erbacher Schenken bzw. Grafen zu Lehen (Nutzungsrecht). So lassen sich auch die Erbachischen Sterne, die zudem auch dreifach im Kreiswappen anzutreffen sind, für die Ortsteile Hiltersklingen, Güttersbach und Hüttenthai historisch begründen.- Wie allerdings die Schenken und späteren Grafen zu Erbach zu den Sternen in ihrem Hoheitszeichen gekommen sind, ist bislang noch nicht geklärt worden.

Im vierten Feld steht das Johanniter- oder Malteserkreuz symbolisch für das Kirchspiel Mossau. Die Kirche zu Ober-Mossau ist eine Johanniterkirche. Hierher eingepfarrt waren bzw. sind noch heute Ober-Mossau (früher Kirch-Mossau) und Unter-Mossau. Schenk Eberhard soll auf einem Kreuzzug den Johanniter-Orden kennengelernt haben. Auf Ruf eines seiner Nachfolger gründete der Orden spätestens 1252 die Johanniterpfarrei in dem alterbach'schen Dorf Ober-Mossau Diese Schenkung wurde im Jahr 1253 durch Erzbischof Gerhard von Mainz nach einer heute noch vorhandenen Urkunde bestätigt.
Zur gesundheitlichen Betreuung der Pilger im Heiligen Land gründeten die Kreuzritter - der 1 Kreuzzug fand von 1096 bis 1099 statt - daselbst Hospitäler, also Stätten der Krankenpflege. Da man eines der ältesten Spitäler auf dem Boden des Geburtshauses von Johannes dem Täufer vermutete, nannten sich die Gründer "Ritterlicher Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem". So war der Johanniterorden entstanden. Im Jahre 1154 wurde er vom Papst bestätigt.
Die Mitglieder des Johanniter-Ordens nähten sich ein achtspitziges Kreuz aus weißem Leinen auf schwarzes Tuch. Im Feld hingegen trugen die Ritter einen roten Mantel mit weißem Kreuz. Vermutlich versinnbildlicht das achtzipflige Kreuz die acht Seligpreisungen der Bergpredigt. Hungernde speisen, Dürstende tränken, Obdachlose beherbergen, Nackte bekleiden, Trauernde trösten, Hilflose beschützen, Kranke pflegen, Tode begraben.
An drei Stellen der Kirche zu Ober-Mossau ist noch das Wappen mit dem Johanniterkreuz vorhanden: nördliches Chorfenster, Schlußstein des Eingangs im Westen und Scheitelstein des Triumphbogens im Kircheninnern.
Das Patronatsrecht über die Kirchen zu Güttersbach und Ober-Mossau obliegt noch heute den Grafen von Erbach Auch diese Tatsache wird durch die beiden Sterne - zumal auch zahlensymbolisch - im Wappen ausgedrückt. Daß das Iroschottenkreuz über das Johanniterkreuz gestellt wurde, kann mit dem Anspruch der historischen Priorität begründet werden (Iroschottenkreuz 7. bis 8. Jahrhundert, Johanniterkreuz 1252).
Bleibt schließlich noch etwas über die farbliche Gestaltung, über die Tinktur, wie es der Wappenkundler oder Heraldiker nennt zu sagen. Die Farben des MOSSAUTALER Wappens sind Rot/Weiß, wobei die beiden Kreuze auf rotem Grund, die roten Sterne hingegen - gewechselt - auf weißem Grund erscheinen. Die heraldische Beschreibung (Blasonierung) lautet demnach: Oben in Rot das weiße Iroschottenkreuz, unten in Rot das weiße Johanniterkreuz, links und rechts in weißem Feld je ein sechsstrahliger auf einer Spitze stehender roter Stern der ehemaligen Grafschaft Erbach. Die Erbachischen Farben sind Rot/Weiß und im übrigen identisch mit den Hessischen Landesfarben. Diese Farben wurden für das Wappen von MOSSAUTAL übernommen. Dadurch erreichte der Heraldiker auch eine farbliche Übereinstimmung mit dem Wappen der Johanniter: weißes Kreuz auf rotem Grund (vgl. auch die entsprechende Farbgebung der drei Johanniterwappen an der evangelischen Kirche zu Ober-Mossau).
Das Wappen von MOSSAUTAL erfährt mit dem Iroschottenkreuz nicht nur die notwendige und an die Gestaltung eines Ortswappens zu stellende Forderung nach Gleichrangigkeit der Ortsteile, sondern neben der historischen Bereicherung auch eine eindeutige Identifikation, die einmalig im Odenwald und darüberhinaus in ganz Hessen ist. Ein Symbol aus dem frühen Mittelalter als Zeugnis aus den Anfängen der Christianisierung und iroschottischer Mission im Odenwald ist zudem ein Zeichen, das man stolz im Wappen führen kann. Städte und Gemeinden im Odenwald gibt es genug, die die Erbacher Sterne im Wappen führen. Auch das Johanniterkreuz findet sich da und dort in Deutschen Wappen. Ein Iroschottenkreuz hingegen wird man vergeblich ein zweites Mal in der hessischen bzw. bundesdeutschen Wappenlandschaft suchen können.
Dr P. w. Sattler