Geteilter Schild. Oben in einem roten Feld ein silbernes sechsspeichiges Rad. Unten in Silber ein roter in eine Haselhecke laufender Hase.
Das Rüsselsheimer Stadtgebiet erfuhr in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - im Zuge der verschiedenen Gebietsreformen in Hessen - eine nicht unbeträchtliche Erweiterung. Nachdem bereits 1951 bzw. 1956 Haßloch und Königstädten der Rüsselsheimer Stadtverwaltung angegliedert wurden, kam schließlich 1970 mit Bauschheim ein weiteres Ortsgebiet hinzu (Senska 2006). Alle drei ehemals selbstständigen Gemeinden, die heute als Stadtteile mit insgesamt rund 24.000 Einwohnern zu Rüsselsheim gehören, führen ein jeweils eigenes - zu Beginn des 20. Jahrhunderts offiziell anerkanntes - Wappen. Die demnach von den Ortschaften bereits vor der Eingemeindung geführten Wappen resultieren aus dem Anfang der 1920er Jahre auch für das Rüsselsheimer Stadtwappen entscheidenden Genehmigungsverfahren. Mit den vom Hessischen Staatsarchiv Darmstadt angeregten Vorarbeiten von Wilhelm Hermann Diehl und durch Vermittlung des Kreisamtes Groß-Gerau erfolgte die amtliche Wappengenehmigung für die drei Gemeinden Bauschheim, Haßloch und Königstädten schließlich im Jahr 1926. Dabei bildete die historische Überlieferung der kommunalen Siegelbilder die Grundlage für die bis heute unveränderte Wappengestaltung.
Für die ehemals selbständige Gemeinde Haßloch, die in den Schriftquellen seit Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt wird (1158 als »villa Haselach«), lässt sich in der frühen Neuzeit die Verwendung von mehreren Siegeln nachweisen. So zeigt ein Gemeindesiegel des 18. Jahrhunderts zentral einen auf ein Haselheckenloch zulaufenden Hasen mit dem darübergestellten Mainzer Rad.
Auch ein entsprechendes Gerichtssiegel aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts greift das zentrale Bildprogramm des in ein Loch flüchtenden Hasen auf, wobei das Mainzer Rad aufgrund der seit 1803 sich geänderten Besitzverhältnisse durch den hessischen Löwen ersetzt wurde.
Unter diesen stilistischen Vorgaben der historischen Siegelüberlieferung setzte Diehl einen farbigen Wappenentwurf um (Demandt/Renkhoff, 1956, Nr. 337, S.105). Demnach führt Haßloch - auch nach seiner am 1. April 1951 eingetretenen Eingemeindung zur Stadt Rüsselsheim (HStAD, G 15 Groß-Gerau Nr. N 1462) - bis heute folgendes Wappen: Rot und Silber geteilt, oben ein silbernes sechsspeichiges Rad, unten einen in ein grünes Haselheckenloch nach rechts hin laufenden roten Hasen.
Dabei resultieren die gewählten Elemente und die Farbgebung des Wappens überwiegend aus der Ortsgeschichte Haßlochs. Die Übernahme der roten Wappentfarbe des Mainzer Kurstaates ergibt sich aus der spätestens seit 1356 nachweisbaren Ortsherrschaft des Mainzer Erzbistums. Weniger eindeutig zuzuordnen ist hingegen die Darstellung des Hasen. Abgesehen von der Tatsache, dass - wie bereits Diehl und zuletzt auch Metzner zu Recht anmerkten - Hasen nicht in Höhlen laufen, dürfte hier eine Fehlinterpretation des Ortsnamens vorliegen Nach der sprachgeschichtlichen Deutung von Haßloch ist viel eher von Haseln als von Hasen als Wortstamm auszugehen. So meinte Diehl auch den ursprünglichen Namen »Haselbach, also einem Ort an einem mit Haselbüschen bewachsenen Bache« (Diehl 1929, S.14), zu erkennen, während heute eher für »Haselahi« bzw. »Haselach«, d.h. ein »Ort, wo es viele Haseln gibt« (Roosen 2016), plädiert wird. Insofern entspricht die Wappenfigur des in ein Loch flüchtenden Hasen eher einer überkommenen Vorstellung als der gelebten Gemeindegeschichte.
Quelle: Lars Adler: Hase, Spaten, Kugelgewicht. Die Wappen von Haßloch, Königstädten und Bauschheim. S 96-101. Enthalten in: „Zum Ort durch Zeit und Raum. Rüsselsheimer Geschichte von den Anfängen bis zur Frühen Neuzeit. Magistrat der Stadt Rüsselsheim (Hrsg.) Regensburg: Schnell und Steiner, 2017. ISBN 978-3-7954-3260-7“