Sachsen

Stadt Zwickau

Geviertes Schild, in den Feldern links oben und diagonal rechts unten jeweils drei (zwei zu eins) gestellte schreitende weiße Schwäne auf rotem Grund; in den Feldern rechts oben und diagonal links unten über blauen Wellen die Stadtmauer mit drei unterschiedlichen silbernen Türmen. Über dem Wappen zwei Helme mit seitlichen Helmbändern. Beide Helme tragen ein goldenes Visier. Der Heilige Mauritius bildet die Helmzier des linken Helms. Auf dem rechten Helm dient der Kurhut mit sieben weiß-roten Fähnchen als Helmzier.

Als Wappen der Stadt Zwickau wird zum einen der Wappenschild mit Zier, das sogenannte "Große Wappen" (obere Abbildung), und

zum anderen der Wappenschild ohne Zier verstanden.

Deren Verwendung ist wie folgt geregelt:
1. Die Stadt Zwickau behält sich das Recht vor, den Wappenschild mit Zier, das sogenannte "Große Wappen", nur selbst bei bestimmten Anlässen, wie festlichen Stadtratssitzungen, Jubiläen städtischer Einrichtungen, Stadtjubiläen, Herausgabe städtischer Publikationen u. Ä., zu führen.
Dritten wird die Verwendung des "Großen Wappens" grundsätzlich nicht gestattet.
2. Die Stadt Zwickau verwendet den Wappenschild ohne Zier in ihrem externen amtlichen Schriftverkehr, in ihrem Amtsblatt, auf Dienstfahrzeugen, Dienstuniformen u. a. Unter bestimmten Voraussetzungen kann Dritten die Verwendung dieses Wappens erlaubt werden.
Es steht jedoch jedermann das Recht frei, beide Wappenformen zu nichtkommerziell-künstlerischen oder heraldisch-wissenschaftlichen Zwecken zu verwenden.
Nachstehend Erläuterungen zum Wappen, zum Schutzpatron der Stadt - dem im "Großen Wappen" enthaltenen heiligen Mauritius - und zum Zwickauer Wappentier, dem Schwan.
Er ist seit dem im Jahr 2000 in Zwickau, der Geburtstadt des Komponisten Robert Schumann, abgehaltenen "Tages der Sachsen" in Gestalt von "Schwan Robert" auch das Maskottchen der Stadt.


Das uns heute bekannte Zwickauer Stadtwappen entwickelte sich über einen längeren Zeitraum aus dem Stadtsiegel. Das älteste bekannte Zwickauer Siegel – erhalten auf einer Urkunde aus dem Jahr 1290 – bestand aus drei Türmen über einer Mauer, umspült von Wasser. Alle drei Türme waren verschieden gestaltet. Das legt die Vermutung nahe: Auf dem Siegel wurden die bereits bestehenden Stadtmauertürme nachgestaltet. Das die Türme umspülende Wasser hat verschiedene Deutungen erfahren, einmal als Wasser des Stadtgrabens und zum anderen als Hinweis auf die Lage der Stadt an der Mulde.

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts trat außerdem das Schwanenwappen auf. Dabei handelt es sich um drei in einem Schild 2 : 1 gestellte schreitende Schwäne. Der erste Nachweis dieses Wappens fand sich auf der 1983 bei Restaurierungsarbeiten in der St. Afrakirche in Meißen wieder entdeckten Grabplatte von vier im Jahr 1407 im Zuge von Streitigkeiten zwischen der Stadt Zwickau und dem Landesherrn hingerichteten Ratsherren.

Nach Erkenntnissen der Heraldik ist das Schwanenwappen als sogenanntes redendes Wappen eine recht ungewöhnliche Darstellung, da es keinen direkten Bezug zum Namen Zwickau hat. Allerdings führte Zwickau über lange Zeit den Beinamen Schwanenstadt, latinisiert: Cygnea, der jedoch erst von dem Anfang des 16. Jahrhunderts wirkenden Bürgermeister Stella so richtig populär gemacht wurde. Inwieweit sich der Namen bereits hundert Jahre früher eingebürgert hatte, ist nicht nachweisbar. Obwohl zunächst als Sekretsiegel (Nebensiegel) verwendet, setzte sich das Schwanenwappen immer mehr durch.

Seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts setzte man Turm- und Schwanenwappen gemeinsam in einen gevierten Schild. Es entstand „des Rats großes Wappen mit den Türmen und Schwänen“ bzw. „des Rates ganzes Wappen“.

Auf den Schild setzte man gleich zwei Helme mit Helmzier (ursprünglich Turnierhelme, in späteren Darstellungen auch Stechhelme) – eine Zwickauer Besonderheit. Helmzier auf dem rechten Helm wurde der den Streitkolben schwingende Heilige Mauritius, der Stadtheilige aus vorreformatorischer Zeit.

Der linke Helm erhielt als Zier den Kurhut, der zum Höhen- und Raumausgleich mit sieben weiß-roten Fähnchen als Zeichen für die sieben Kurfürstentümer im Deutschen Reich besteckt war. Die Farben des Stadtwappens sind rot und silber (weiß).

Im heutigen Amtsgebrauch der Stadt Zwickau wird der gevierte Wappenschild (Rundschild) ohne Zier mit den silbernen (weißen) Türmen und Schwänen auf rotem Grund in vereinfachter Form verwendet. Das „Große Wappen“ führt die Stadt Zwickau nur zu besonderen Anlässen.


Wer aber war Mauritius?
Er gehört zum Legendenschatz des frühen Christentums. In der oberägyptischen Metropole Theben soll er zur römischen Kaiserzeit im Range eines Primicerius (etwa Oberst) eine Legion kommandiert haben. Daß er Neger war, störte seine Karriere nicht - Rom kannte kaum Rassismus. Die Thebäische Legion wurde im Winter anno 285/286 nach Jerusalem verlegt, wo sich alIe Mann taufen ließen. Der römische Mitkaiser Maximianus kommandierte dann die Thebäer nach Gallien zur Niederschlagung eines um sich greifenden Volksaufstandes. Bevor es ans Kämpfen ging, sollte den römischen Göttern und dem göttlich zu verehrenden Kaiser geopfert werden. Das betrachteten die zu Christen gewordenen Thebäer als Gotteslästerung und verweigerten den Befehl. Mitkaiser Maximianus statuierte am 22. September anno 286 die römisch-klassische Bestrafung der „Dezimierung“ – jeder zehnte Legionär wurde geköpft. Rundfrage: Wollt ihr nun den römischen Göttern opfern? – Nein! – Wieder schwang der Henker das Beil. Die Prozedur wurde so lange fortgesetzt, bis als letzter das Haupt des Mauritius in den blutigen Sand rollte. Bis zuletzt hatte er seinen christlichen Soldaten Mut zugesprochen ... Soweit die Märtyrer-Legende.
Von Stund an hatte das sich rapide ausbreitende Christentum einen prominenten Märtyrer mehr. Mauritius` Todesort erhielt den Namen St. Moritz bzw. St.-Maurice-en Valais (Schweiz). Der tote Legionsführer wurde zum Schutzpatron der Soldaten, Färber, Tuchmacher, Glasmacher, Schmiede u.a. Berufe. Zum Reichspatron erhoben ihn die Langobarden, Burgunder – und Deutschlands Kaiser Otto I (912-973), der Große genannt. Damit war der Märtyrer Mauritius mittendrin in der Weltpolitik.

Kirchen erwählten sich Mauritius zum Schutzpatron. Um im Mittelalter einen entsprechenden Kult aufbauen zu können, brauchte man dazu Heil ausstrahlende Reliquien. Otto I gab Befehl, Gebeine des hingerichteten Thebäers zu suchen und zu finden. Auf dem Wege in den Magdeburger Dom sollten jene Reliquien dann auch – wie Legenden berichten – in der Zwickauer Moritzkirche Station gemacht haben. Der Legende nach waren also zumindest sterbliche Überreste des unsterblichen Mauritius in Zwickau!
Von da an war es nur noch ein kleiner Sprung bis ins Stadtwappen. Im ältesten Wappen des 13. Jahrhunderts führte Zwickau drei Türme auf wellenumspülter Mauer als Zeichen seiner Wehrhaftigkeit. Nach 1400 kam ein roter Schild mit drei stolz einherschreitenden Schwänen hinzu. Zwischen 1554 und 1556 entstand dann Zwickaus Großes oder Ganzes Wappen mit dem heiligen Mauritius (Mohr) als Zentralfigur, wie wir es heute über dem Rathausportal sehen. Zwickau nahm ausgerechnet zu einer Zeit einen Heiligen in sein Wappen, als Protestanten gründlich mit den Heiligenkulten der Papstkirche aufräumten. Warum? Manche Historiker meinen, die Aufnahme des Heiligen Moritz ins Wappen sei eine Referenz an en sächsischen Kurfürsten Moritz. Wie dem auch sei – die Zwickauer haben ihren Stadtpatron gut durch die Zeiten gebracht. Nach ihrem Moritz benannten sie außer bereits genannter Kirche einen Bach, eine Straße, eine Apotheke – und viele, viele Kinder. Heute heißen 24 Zwickauer Familien mit Familiennamen Moritz. 1992 erhielt ein einziger Knabe den Vornamen Moritz, der aber laut bundesdeutscher Statistik wieder im Kommen sei. Die lateinische Ursprungsform Mauritius allerdings ist (fast) nur im romanischsprachigen Europa und Lateinamerika geläufig.


Zwickau und der Schwan

Der Schwan steht in vielfältiger Beziehung zur Zwickauer Geschichte und Sagenwelt.

Die Schwäne im Stadtwappen
Ursprünglich enthielt das Zwickauer Wappen drei Türme über einer Mauer, umspült von Wasserwellen des Stadtgrabens. Um 1400 trat als zweites Wappen das Schwanenwappen auf: drei im Schild 2:1 gestellte schreitende Schwäne. Zuerst nachweisbar ist es auf der Grabplatte der vier in Meißen 1407 hingerichteten Ratsherren. Die Grabplatte wurde 1983 bei Restaurationsarbeiten unter dem Kreuzgang des ehemaligen Klosters St. Afra wiedergefunden. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden das Schwanenwappen und die Türme als Stadtwappen in dem heute bekannten gevierten Schild vereinigt und das Große Wappen geschaffen.

Die Geschoss-Schwäne
Im 16. Jahrhundert erinnerte der Rat der Stadt Bürger, die ihrer Pflicht, Steuern (Geschoss) zu zahlen, nicht rechtzeitig nachkamen, mit dem sogenannten Geschoss-Schwan an ihr Versäumnis. Der Geschoss-Schwan war aus Messing gefertigt und wurde an die Haustüren der Zahlungssäumigen genagelt. Durch die drastische Maßnahme wurde stadtbekannt, wer nicht pünktlich seine Steuern zahlte.

Dr. Stella und seine Version der Entstehung Zwickaus
Der im 16. Jahrhundert lebende Ratsherr und zeitweilige Bürgermeister Zwickaus, Dr. Erasmus Stella (eigentlich Stüler), bemühte die Mythologie zur Herleitung des Namens der Stadt. Nach seiner Version war Zwickau von Cygnus (deutsch: Schwan), einem Sohn von Herakles, gegründet worden.
Für seinen heldenhaften Kampf in der Schlacht im Teutoburger Wald erhielt Cygnus den Landstrich zwischen Mulde und Pleiße von seinem Vater zum Geschenk. Er beschloss, inmitten dieses Landes die Stadt Cygnea (Schwanenstadt), also Zwickau, zu errichten.
Dr. Stella ließ die Cygnus-Legende in lebensgroßen Bildern an die Rathausfassade malen. Seit Stella wird Zwickau oft der poetische Beinamen Schwanenstadt gegeben.

Die Schwanensage
Eine andere Legende geht davon aus, dass es in Vorzeiten drei Verjüngungsquellen auf der Erde gab. Eine entsprang in Afrika, die Quellen des Nils. Die Zweite befand sich am Fuße des Berges Ararat und die Dritte in Europa, im Reich Germanien, im Schwanenfeld in einem kleinen Teich. Am Ufer des Teiches im Schwanenfeld, dem Schwanenteich, wohnte ein Einsiedler. Seine Hütte teilte er mit einem jungen Schwaben, einem ehemaligen Landsknecht.
Der Einsiedler, einst ein tapferer Ritter, war in seiner Jugendzeit auf die Insel Naxos verschlagen worden. Dort verliebte er sich in die Prinzessin Zoe, die von Feen abstammte. Der Ritter fiel beim Fürsten in Ungnade und musste fliehen. Er ließ sich an dem Ort nieder, an dem Zoe zusammen mit anderen Feen oft ein verjüngendes Bad nahm, am Schwanenteich. Nach Jahren kamen Zoe und ihre Freundinnen als Schwäne verwandelt zum Bad an den Schwanenteich. Der Einsiedler erschreckte sie so, dass die schnell wieder davon flogen. Nur einen Handschuh und einen goldenen Ring ließ Zoe zurück. Den Ring vererbte der Einsiedler seinem schwäbischen Gefährten. Als nach langer Zeit nachts wieder geheimnisvolle Schwäne zum Teich kamen, wurde der Schwabe auf die badenden Jungfrauen aufmerksam. Er schlich sich an und stahl einer der badenden Feen ihren Zauberschleier, so dass sie sich nicht mehr in einen Schwan verwandeln konnte. Es war Zoes Tochter Kalliste. Sie blieb bei dem Schwaben und sie verliebten sich ineinander...

Der Schwanenteich
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hieß der heutige Schwanenteich der Große Teich. Er war der Größte von ursprünglich fünf künstlich angelegten Teichen vor den Toren der Stadt. Der große Teich, ausgehoben 1467 bis 1473, wurde von den Zwickauer Bürgern und Fundgrübnern Martin Römer und Hans Federangel als Fischteich angelegt. Im Jahr 1504 ging der Teich in den Besitz der Stadt über.
1850 erhielt der bekannte, unter Fürst Pückler ausgebildete, Landschaftsgärtner und Hofgärtner in Weimar, Carl Friedrich Petzold, vom Zwickauer Stadtrat den Auftrag zur Gestaltung des Geländes um den Großen Teich.
In jahrelanger Arbeit schuf Petzold mit dem Zwickauer Schwanenteichpark den Bewohnern der Bergbau- und Industriestadt in nächster Nähe zum Stadtzentrum eine „natürliche Landschaft“ zu beschaulicher Erholung. Es entstand ein aus städtebaulicher und sozialer Sicht bedeutsames Gartenkunstwerk.
Die Zwickauer gehen gern am Schwanenteich spazieren und füttern ihre Wappentiere.