Sachsen

Stadt Chemnitz

Das "Große Wappen" der Stadt Chemnitz zeigt im gespaltenen Schild rechts in Gold zwei blaue Phähle, links in Gold einen schwarzen, rot bewehrten Löwen.
Über dem rot ausgeschlagenen Bügelhelm mit Medaillon und blausilberen Decken zeigt es eine goldene Krone, daraus wachsend zwei mit Mundlöchern versehene silberne Büffelhörner, beide außen mit je fünf dreiblättrigen silbernen Lindenzweigen besteckt.
Als "Kleines Wappen" wird nur der Schild verwendet.

Die Stadt Chemnitz benutzt nicht mehr das Wappen, sondern vertritt sich mit ihrem Logo.
Logo-Stadt-Chemnitz

Nur in Ausnahmefällen benutzt die Stadt Chemnitz das Schmuckwappen z.B. für eigene Veröffentlichungen und Produktionen.


Im Chemnitzer Wappen, wie es heute gültig ist, erblicken wir einen Löwen und zwei Pfähle - genau wie in den Wappen von Dresden und Leipzig, wenn auch in anderer Färbung bzw. Anordnung. Bei diesen drei Wappen handelt es sich um die Landsberger Pfähle und den meißnischen Löwen und damit um Wappenbilder der Wettiner, des sächsischen Herrschergeschlechts. Sie gehören zu jenen Wappen, in denen einst die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Landesherrschaft ausgedrückt wurde. Die Landsberger Pfähle, zwei senkrechte Pfähle im goldenen Feld, wurden auf die Mark Landsberg (Gegend um Delitzsch) - einen alten Familienbesitz der Wettiner - bezogen. Der stehende schwarze Löwe im goldenen Feld aber ist das alte Wappen der Markgrafschaft Meißen, des sächsischen Kernlandes.

Wie aber sind die Unterschiede zwischen den drei Wappen zustandegekommen? Zur Erklärung sei darauf verwiesen, daß die Städtewappen aus Siegeln entstanden sind, mit denen einst Urkunden beglaubigt wurden. So zeigt schon das älteste Dresdner Siegel (1309) vorn (vom Betrachter aus links) den aufrechtstehenden Löwen und hinten (vom Betrachter aus rechts) zwei Pfähle. Auch der Leipziger Rat benutzte seit 1468 ein Siegel, das vorn den meißnischen Löwen und hinten die Landsberger Pfähle zeigt. Dagegen erscheinen in Chemnitz in einem Siegel von 1486 in zwei Wappenschilden die Pfähle vorn und der Löwe hinten. Zu beachten ist immer, daß in der Sprache der Heraldik (Wappenkunde) vorn vom Betrachter aus links, hinten vom Betrachter aus rechts bedeutet.

Aus dem Stadtsiegel von Chemnitz, das sich bis dahin bereits mehrfach gewandelt hatte, wurde ein farbiges, noch kompliziertes Wappenbild, das die Stadt an dem im selben Jahr errichteten steinernen Rathausturm anbrachte. In einer später erneuerten Form ist es noch heute als Medaillon in der Uhrumrahmung zu bewundern. 1582 erscheinen in zwei Schilden an der Hofseite der Nikolaimühle (etwa hinter dem heutigen Falkeplatz) und 1684 in einem einheitlichen Schild an der Klostermühle (ungefähr hinter dem heutigen Sporthochhaus an der Theaterstraße) die Pfähle wiederum vorn und der Löwe hinten - ein Wappen, das dem heutigen schon recht nahekommt.

Mit dem Wappen im Zusammenhang stehen also die Chemnitzer Stadtfarben - Blau-Gold (Gelb). Wie Leipzig führt Chemnitz diese Hausfarben der Wettiner. Dabei bestimmt die Hauptfarbe des Wappenbildes - in diesem Fall der Landsberger Pfähle, des Meißnischen Löwen - die Farbe des oberen Fahnenstreifens, die Farbe oder das Metall des Wappenfeldes - in diesem Fall Gold - die des unteren Fahnenstreifens. Im Wappen von Dresden dagegen sind die Pfähle schwarz. Man nimmt an, daß Dresden als Residenz die Farben des sächsischen Rautenkranzwappens (Schwarz-Gold) wählte, um sich deutlich von den Farben des Hofes (Blau-Gold) abzuheben.

Auf dem Schild erkennen wir einen Helm, über den ein blau-silberner Mantel gebreitet ist, der zu blattartigen Streifen stilisiert ist - die sogenannten Helmdecken. Nicht so oft sind Helm und Helmdecken bei Städten zu finden. Chemnitz aber gehört zu den wenigen Städten, die nicht nur einen Schild, sondern ein Vollwappen führen. Den Helm zieren Büffelhörner, die mit Lindenzweigen besteckt sind. Für diesen Helm gibt es verschiedene Deutungen, wobei manches dafür spricht, daß er ursprünglich auf die Würde der Wettiner als Thüringer Landgrafen, die diese einst erwarben, bezogen ist. Im gegenwärtigen Wappen haben die Hörner und Zweige eine silberne Farbe erhalten.

Es gab Zeiten, da die Stadt besonders stolz darauf war, den Helm der Landesherren, der Wettiner, führen zu dürfen. Konnte dieses Recht doch nur für ihre besondere Treue verliehen worden sein! Da es aber nicht in Form eines Wappenbriefes schriftlich verbürgt war, hat es um die Jahrhundertwende nicht an Versuchen von Dresden aus gefehlt, den Chemnitzern diese Besonderheit ihres Wappens zu nehmen. Im Jahre 1904 wurde das jetzige Wappen, in dem auf einige Eigenheiten verzichtet wurde, angenommen. Damals fand auch die goldene Krone Eingang ins Chemnitzer Wappen. Der Vollständigkeit halber ist noch das um den Hals des Helmes hängende Medaillon, eine häufig an Wappenhelmen angebrachte Verzierung, zu erwähnen.

Betrachtet man alte Schriftstücke, die der Rat der Stadt mit seinem Stempel versah, so fallen Unterschiede zum heutigen Wappen auf. Statt mit herzförmigen Lindenblättern waren die Hörner darin mit Fähnchen verziert. Helm und Helmzier verband eine Wulst statt der Krone. Der meißnische Löwe Asprang@ nach der anderen Seite, so wie es aus den früheren Stadtsiegeln überliefert ist. So ist in dem schon sehr verwitterten Wappen an der Bierbrücke oder dem Wappen am Eingang der früheren Höheren Volksschule in der Kanzlerstraße
(jetzt Berufliches Schulzentrum für Wirtschaft II) der Löwe noch zum Schildrand gewendet.

Das Stadtwappen in der heute geltenden Form, in der Hauptsatzung der Stadt von 1992 beschrieben, finden wir an Gebäuden wie dem Neuen Rathaus, dem König-Albert-Museum, dem Komplex der Feuerwache und des Stadtarchivs, der Andréschule und am Verwaltungsgebäude des Städtischen Wasserwerks. Die Deutung seiner Symbole kann dazu anregen, sich näher mit der über 800jährigen Geschichte unserer Stadt zu befassen - näher, als es diese kleine Betrachtung vermag.

(Stadtarchiv Chemnitz)
Herr Weingart