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Stadt Bad Oeynhausen

In Blau, eine silberne (weiße) viersprossige Leiter. Darüber, getrennt durch einen silbernen (weißen) Wellenbalken, in einem roten Schildhaupt drei silberne (weiße) Merletten.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Wappen-Abzeichenaktion taucht immer wieder die Frage auf, was eigentlich die Bestandteile des Bad Oeynhausener Stadtwappens bedeuten. Um darauf eine Antwort zu geben, müssen gleich mehrere Wappen erklärt werden: das bestehende Stadtwappen, das Wappen der alten Stadt Bad Oeynhausen, das Wappen der Familie von Oeynhausen und das Wappen des Amtes Rehme.
Stadt Bad Oeynhausen (ab 1973)
Das heutige Stadtwappen Bad Oeynhausen wurde nach der kommunalen Gebietsreform durch den Regierungspräsidenten in Detmold der Stadt Bad Oeynhausen am 13. Dezember 1973 verliehen. Es zeigt im blauen Schild eine silberne, viersprossige Leiter. Darüber getrennt durch einen silbernen Wellenbalken, im roten Schildhaupt drei silberne, nach rechts stehende Merletten (nach rechts stehend deshalb, weil in der Heraldik rechts und links vertauscht sind).
Die Leiter stammt aus dem Wappen der alten Stadt Bad Oeynhausen, die drei Merletten waren Bestandteil des Wappens des ehemaligen Amtes Rehme. Der Wellenbalken soll auf den Durchfluss der Werre durch das Stadtgebiet hinweisen.
Stadt Bad Oeynhausen (1863-1972)
Durch königliche Kabinettsorder wurde der Stadt Bad Oeynhausen am 13. Juni 1863 als Wappen im blauen Schild eine silberne Leiter mit vier Sprossen verliehen. Damit wurde aufgrund der Verdienste des Berghauptmanns Carl von Oeynhausen bei der Erbohrung der ersten Thermalsolequellen das Familienwappen derer von Oeynhausen auch als Stadtwappen übernommen. Um die gänzliche Wappenidentität zu vermeiden wurde das Bad Oeynhausener Schild erweitert. Bekrönt wurde es von einer silbernen Mauerkrone mit der Jahreszahl 1860 (Erhebung in den Stand der Städte) und einer darüber wachsenden rot gekleideten Hygieia (Göttin der Gesundheit), die in der rechten Hand eine goldene Schale mit der Äskulap-Natter hält.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dieses Wappen nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Der Rat beschloss 1952 ein neues einzuführen, das aus einem gespaltenen Schild mit der silbernen Leiter auf blauem Grund (rechts) und einem naturfarbenen Arm, der eine goldene Schale und einer braunen Schlange auf silbernem Grund (links) bestand. Dieses Wappen wurde mehrfach verwendet – beispielsweise im Ratssaale - ohne das jemals eine amtliche Genehmigung durch das Regierungspräsidium erfolgte. Eine Lokalzeitung verwendete sogar im Kopf des Lokalteils eine Wappenversion, bei der neben der Leiter (rechts) eine stilisierte Darstellung des Jordansprudels (links) dargestellt wurde. – Im Dezember 1960 wurde dann festgestellt, dass das seit 1863 bestehende Wappen das einzige gültige sei.
Familie von Oeynhausen
1848 hatte das neu entstandene Heilbad zu Neusalzwerk durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. den Namen „Bad Oeynhausen“ erhalten. Der erwähnte Carl von Oeynhausen stammte aus einer alten westfälischen Adelsfamilie, die seit dem 14. Jahrhundert nachweislich eine silberne, viersprossige Leiter auf blauem Grund als Wappen führte. Über den Ursprung und die Bedeutung des Wappens gibt es nur Vermutungen. Da als Helmzier zwei senkrechte und mit den Sprossen nach außen gewendete halbe Leitern erscheinen, spricht einiges für die Vermutung eines Magdeburger Geheimen Archivrates aus dem 19. Jahrhundert. Er meinte, dass die „halben Leitern“ zwei Parier- oder Turnierstangen seien, die auf einem Helm angebracht im Mittelalter dazu dienten, Hiebe vom Kopf abzuhalten. Nach innen gekehrt und zusammengelegt bilden sie eine Leiter.
Weitaus sagenhafter beschrieb Paul Baehr die Entstehung des Namens Oeynhausen und des Wappens. Als 1076/77 der gebannten Kaiser Heinrich IV. durch das Land flüchtete, fand er nirgendwo eine Zuflucht. Nur ein Ritter nahm sich des Ausgestoßenen an. Als der Kaiser vor dessen Haus trat, öffnete sich ein Fenster und über eine herausgegebene Leiter gelangte er in Sicherheit. „O, eyn Haus!“, soll der Kaiser dankbar über die Zufluchtstätte gerufen haben. Und zu dem Ritter sagte er: „Nenne dich von heute an: O, eyn Haus (Oeynhaus) zur Erinnerung an deine mutige Tat, und führe auch eine Leiter in deinem Wappen!“ – Eine schöne Geschichte, aber eben wirklich nur eine Geschichte!
Im übrigen führt die Freiherrliche Linie der Familie von Oeynhausen noch heute dieses Wappen. Ein 1722 in den Grafenstand erhobener Zweig der Familie führt neben Greifenklauen und Stieren im blauen Herzschild eine silberne Leiter. Außerdem ist die silberne Leiter auf blauem Grund Bestandteil des Wappens des Grafenhauses von Oeynhausen-Sierstorpff, so dass auf Drucksachen der gräflichen Kurverwaltung zu Bad Driburg und auf dort hergestellten Mineralwasserflaschen das Wappenmotiv abgebildet wird.
Amt Rehme
Am 22. August 1938 verlieh der Oberpräsident der Provinz Westfalen dem Amt Rehme ein Wappen, dass im silbernen Schilde drei rote Sparren und darüber in rotem Schildhaupt drei silberne, nach rechts stehende Merletten zeigt.
Das Amt Rehme wurde 1843 aus den Gemeinden Rehme, Niederbecksen und Dehme gebildet. 1851 kamen die Gemeinden Werste, Wulferdingsen, Volmerdingsen und Eidinghausen hinzu, da sie aus dem Amt Dützen ausgeschieden waren. 1859 wurde das Bad Oeynhausen zu einer Gemeinde aus Teilen der Gemeinden Niederbecksen, Melbergen und Werste zusammengelegt und 1860 in den Stand der Städte erhoben. Bis 1885 blieb die Bad Oeynhausen eine amtsangehörige Stadt mit Landgemeindeordnung, erst dann schied sie aus dem Amt aus und wurde eine Stadt mit Städteordnung. Zum Amt Rehme gehörten bis 1973 alle heutigen Stadtteile, die sich dann mit der alten Stadt Bad Oeynhausen zu einer neuen Kommune zusammenschlossen.
Die drei roten Sparren im silbernen Feld wurden dem Wappen der Grafen von Ravensberg, zu deren Grafschaft Rehme ehemals gehörte, entnommen. Die Merletten im Schildhaupt stammen aus dem Wappen einer adeligen Familie von Rhemen, die im 13. Jahrhundert in Rehme ansässig war und auf die westfälisch-niederländische Adelsfamilie von Laon zurückgeht. Merletten sind in der Heraldik kleine, entenartige Vögel ohne Schnabel und Füße („gestümmelt“). Im übrigen ist eine Merlette Namensgeber unserer Zeitung ENTE! Auch im Wappen der Gemeinde Rehme befanden sich drei Merletten, die zum Teil fälschlich als Schwäne dargestellt wurden. Laut Brockhaus stellen Merletten, die schon in der Frühzeit der Heraldik in französischen Wappen vorkommen, eine Auszeichnung dar, die nur von jenen Rittern geführt werden durften, die während der Kreuzzüge verwundet worden waren.