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Stadt Schwelm

Auf goldenem Grund über einem blauen Wellenband zwei rote, blau bedachte Türme. Die Türme sind durch eine gezinnte gleichfarbige Mauer verbunden. Über ihr befindet sich zwischen den Türmen der rot-weiße märkische Schachbalken. Die Türme haben je eine Schießscharte, der Turmhelm trägt auf einem Knauf ein gleicharmiges Kreuz.

Die Türme deuten mit der zwischen ihnen stehenden Mauer auf die zu einer Stadt gehörenden Stadtmauer hin. Als Türme sind sie auf allen Siegeln zu finden, allerdings mit Sockel und Zinnen am Dachansatz, mit Fenstern und Schießscharten, mit Kugeln, aber ohne Kreuz, oder ohne Kugel und Kreuz.Die Mauer ist nicht überall vorhanden; die Siegel des 18. Jahrhunderts haben sie nicht, auch einem Siegel des 19. Jahrhunderts fehlt sie, dafür ist der Schachbalken bis zum Fuß der Türme herabgezogen. Ein anderes Siegel des 19. Jahrhunderts hat statt der gezinnten die in gleicher Höhe verlaufende Mauer, die mit Öffnungen für die Geschützmündungen versehen ist.

Der Schachbalken findet sich in den meisten Wappen der alten zur Grafschaft Mark gehörenden Städte, er war das Wappen der Grafen von der Mark und bestand aus 3 mal 5 Feldern in den Farben Silber und Rot. Auch hier zeigen sich Verfremdungen. Das 18. Jahrhundert hat entweder 3 mal 3 oder 4 mal 4 Felder; da eine Unterscheidung der Farben nicht angedeutet ist, ist offenbar der Sinn des Schachbalkens nicht mehr bekannt gewesen.

Das Wellenband weisen die beiden Siegel des 18. Jahrhunderts nicht auf, das alte Siegel aber hat den „Fluss“ fraglos gehabt. Die Frage nach der Bedeutung ist dahingehend beantwortet worden, dass es die Schwelme darstellen sollte. Aber Schwelm hat nicht an der Schwelm gelegen; es handelt sich hier wohl nur um einen Teil der Stadtbefestigung. In den Berichten des Schwelmer Bürgermeisters an die Räte in Kleve ist immer wieder davon die Rede, dass auch ein Wassergraben zu den Befestigungen gehöre, und noch lange Zeit hat am Nordrand der damaligen Stadt, an der Untermauerstraße, ein langgestreckter Wassergraben bestanden, wie ihn der Stadtplan von 1722 zeigt.

Der größte Unterschied zwischen dem alten Siegel und den folgenden besteht in den 3 Monden, die bald nach rechts, bald nach links sich öffnen. Sie finden sich zum erstenmal auf einem Siegel des Jahres 1679 im Staatsarchiv in Wetzlar und von da ab bis 1938. Eine Besonderheit weist ein Siegel des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts auf, wo aus den Monden sogar fisch- oder molchähnliche Wesen entwickelt worden sind. Jedenfalls hat sich der Stempelschneider den Kopf über die Bedeutung zerbrochen und dann diese Lösung gefunden.

Die Monde sollten z.B. Sicheln darstellen und auf alte Eisenindustrie hindeuten. Eine andere Erklärung läuft auf lateinische C hinaus, die als Abkürzung von Cleve gedeutet werden, wobei man fragt, warum denn dreimal auf Kleve hingewiesen wird.

Gegen Ende der 1880er Jahre bat der Dortmunder Oberbürgermeister den Magistrat der Stadt Schwelm um Überlassung eines Siegelabdrucks für einen Ehrenpokal des aus dem Dienst scheidenden Arnsberger Oberregierungsrates Keßler. Da erkannte der Magistrat, dass „infolge langen Gebrauchs der Messingstempel derart verschlissen und undeutlich geworden“ sei, dass man das Wappen nicht mehr deutlich erkennen konnte. Die Stempel sind früher immer erst erneuert worden, wenn sie verschlissen waren. Die alte Patrone war natürlich längst verloren, der Stempelschneider also nur auf den neuen Stempel und etwaige mündliche Angaben angewiesen. So war der Phantasie des Schneiders ziemlich viel Spielraum gelassen, was auch in der Zufügung von Krone und Palmzweigen zu sehen ist, die fast wichtiger erscheinen als das eigentliche Wappen. Offenbar sind die Rundungen des Schildfußes, da, wo dieser an den Hauptteil des Schildes anstößt, zu diesen Monden umgedeutet worden, woraus sich ja auch erklärt, dass diese bald nach rechts, bald nach links offen sind.

Bei der oben angeführten Gelegenheit fragte der Magistrat den Gymnasialdirektor Dr. Tobien nach der Gestalt des echten Siegels; dieser wies mit Recht auf die Abdrücke von 1604 und 1609 hin und erklärte die Monde als nicht in das Wappen gehörig. Der Magistrat ließ sich aber von einem auswärtigen Wappenzeichner beraten, der, ohne die alten Siegel gesehen zu haben, die Monde für echt erklärte und das Symbol der Schwelmer Eisenindustrie in ihnen sehen wollte. So blieben die Monde also zunächst im Wappen.

1937 aber griff die Stadtverwaltung Schwelm die Anregung des damaligen Museumsleiters Dr. Emil Böhmer auf, das alte Wappen wieder einzuführen. Das gereinigte Wappen wurde vom Staatsarchiv Münster i.W. geprüft und durch den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen am 3. August 1938 genehmigt. Wir sehen auf dem goldenen Grund des schlichten Ritterschildes die beiden roten, blau bedachten Türme, zwischen ihnen die gezinnte Mauer und den märkischen Schachbalken in Rot und Silber, darunter das blaue Wellenband.