Sachsen-Anhalt

Stadt Coswig (Anhalt)

Im blauen mit zwölf goldenen Sternen bestreuten Schild eine Frauengestalt in langem, silbernem Kleid, golden gekrönt, in der Rechten einen goldenen Stechhelm, die Linke einen Schild haltend. Der Schild gespalten, vorn in silber ein roter golden bewehrter Adler am Spalt, hinten neunmal schwarz-golden geteilt, belegt mit einem grünen Rautenkranz.

Die Gestaltung eines Wappens für die Stadt Coswig (Anhalt) nach klassischem Vorbild wurde von der Stadt im Dezember 1994 in Auftrag gegeben, weil das bisher verwendete Wappen tingistisch falsch war und in seiner Grafik wieder so hergestellt werden sollte, wie es aus der Geschichte bezeugt ist.

Um die Symbolik des Wappens der Stadt Coswig (Anhalt) zu erläutern, sei ein kurzer Exkurs in die Geschichte gestattet:

Im Mittelalter war die Burg Mittelpunkt eines 1187 genannten Burgwards. Bei ihr entwickelte sich an der Straße von Magdeburg nach Wittenberg die 1215 als oppidum bezeugte Stadt mit der Nikolaikirche.

Bei einer Marienkapelle gründete ein Graf von Anhalt ein Stift, dem 1230 die Nikolaikirche einverleibt wurde, bis sie 1272 dem neu errichteten Dominikaner-Nonnenkloster übereignet wurde. Die mit Toren, Wall und Graben gesicherte Stadt trieb Tuchweberei, Töpferei, Hopfenanbau und Schifffahrt auf der Elbe.

Anstelle der mehrfach als fürstlicher Witwensitz genutzten Burg wurde Ende des 17. Jahrhunderts das Schloss erbaut, das im 19./20. Jahrhundert als Strafanstalt diente und seit 1960 ein Archivdepot beherbergte.

Die Stadt gehörte von 1603 bis 1793 zum Fürstentum Anhalt-Zerbst, bis 1863 zu Anhalt-Bernburg, danach bis 1918 zum Herzogtum Anhalt. Bis 1952 gehörte Coswig (Anhalt) zum Freistaat Anhalt, später Provinz Sachsen-Anhalt, ab 1952 zum Bezirk Halle und ab 1990 zum Land Sachsen Anhalt.

Das Wappen von Coswig (Anhalt) bzw. sein Siegel sind schon früh nachweisbar, jedoch unterlag die Symbolik in Inhalt und Darstellung häufig einer Wandlung. Das Bild einer Frauengestalt taucht erstmalig 1325 auf einem Stadtsiegel auf. Somit kann es kaum die Fürstin Cordula symbolisieren, die erst 1475 hier residierte. Die Vermutung, beim Siegelbild könne es sich um die Jungfrau Maria handeln, zumal im Spätmittelalter in Coswig (Anhalt) ein Mariendom bzw. einer der Maria geweihten Kirche vorhanden gewesen sein soll, liegt nahe. Fast übereinstimmend war es im Mittelalter bis Spätmittelalter der Fall, dass kommunale Siegelbilder den Schutzpatron der hiesigen Kirche wiedergaben. Mag sein, dass im Laufe der Zeit, in der Coswig mehrfach als fürstlicher Witwensitz genutzt wurde, aus der Maria eine weltliche Dame wurde. Beispiele solcher Wandlungen von Siegel- und Wappenbilder gibt es in der deutschen Städtegeschichte häufig.

Die Bedeutung der 12 Sterne ist unklar, jede Erklärung wäre nur Spekulation. Sterne treten in verschiedenen Farben und Formen häufig inFamilien- und Staatswappen auf. Ihre Bedeutung knüpft dabei oft an den Stern als Sinnbild der Verkündigung (Stern von Bethlehem). Warum es 12 Sterne im Coswiger Wappen sind, ist unklar. Die Zahl zwölf hat in der Mythologie neben 3, 5, 7, 9 und 13 eine geringer oder gar keine Bedeutung.

Christoph Beckmann in seiner Historie des Fürstentums Anhalt (Wittenberg 1710). Jedoch vermutet dieser Historiker, dass es sich um o.g. Cordula handelt und weist auf Coswig als fürstlichen Witwensitz hin.

Ursprünglich beinhaltete der kleine Schild vorn dieBallenstedter Teilungen, hinten den Lindowschen Adler. Diese Figuren deutete Beckmann als Wappen der Fürstin, den Helm in ihrer Hand als Schutzsymbol. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Fürstinnenwappen durch den alten anhaltischen Schild ersetzt.

Im hier vorliegenden Wappen stellt der kleine Schild, auf den sich die Frau stützt, das Stammwappen von Anhalt dar und zwar seitenrichtig. Es ist zu bemerken, dass im Laufe der Jahrhunderte auch das anhaltische Staats- selbst die Darstellung des Stammwappens verändert wurden. Ursprünglich befanden sich der Adler am Spalt (halbierter Adler) und die schwarz-goldene Teilung auf jenen Seiten, wie jetzt dargestellt. Im Jahre 1458 war es seitenverdreht. Auch in der Dokumentation bei Hupp (namhafter Heraldiker des 19. Jahrhunderts) wird das Wappen im kleinen Schild seitenverdreht dargestellt, später korrigiert.

Insofern es sich um das anhaltische Stammwappen handelt, trägt es auch nicht den grünen Rautenkranz, der erst später durch Anhalts Erbteilung hinzukam. Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass der Rautenkranz aufWunsch der jetzigen Stadtverwaltung im Wappen verbliebren ist, weil er dort in den zurückliegenden Jahrzehnten geführt wurde. Historisch gesehen ist er jedoch Fehl am Platze.

Die Stammgeschlechter der Anhaltischen Fürsten waren ursprünglich drei Familien – die Brandenburger, die Askanier und die Sachsen-Wittenberger. Als letztere ausstarben, übernahmen die Herzöge von Sachsen und späteren Könige von Sachsen die mit einem Rautenkranz belegten schwarz-goldenen Balkenteilungen, obwohl dieses Wappen den Anhalter Fürsten zustand. Aus diesem Grunde heraus nämlich um ihren Anspruch auf dieses Wappen zu dokumentieren trugen die Fürsten zu Anhalt (die übrigens den Titel Herzog von Sachsen trugen) im Staatswappen unter anderen einen mit Rautenkranz belegten Schild. Das Stammwappen von Anhalt das sei hier wiederholt trägt den Rautenkranz nicht. Da Coswig zu Anhalt und nicht zu Sachsen zählte und wir sicher sein können, beim Wappenbild handelt es sich um denAnhalter Schild, ist der Rautenkranz deplaziert.

Wesentlich ist, dass der rote, golden bewehrte Adler sieben Schwungfedern besitzt und die schwarz-goldene Teilung neunmal ist, d.h. aus je 5 schwarzen und fünf goldenen Balken besteht, wobei mit Schwarz begonnen wird.

Der von mehreren Historikern getragenen Meinung, dass die Frauengestaltung im Coswiger Wappen einen Zusammenhang zum fürstlichen Witwensitz darstellt, schließe ich mich an. Burg und Stadt Coswig waren schon seitBeginn des 14. Jahrhunderts und bis ins 19. Jahrhundert hinein öfter fürstlicher Witwensitz , wodurch sich vermutlich das frühere Siegelbild erklärt. Wie bereits erwähnt wurde schon 1325 und noch 1512 das Siegel mit dem Bild der Frau benutzt, das alle späteren Stempel nachahmen, bis man im 19. Jahrhundert für nötig hielt, den Anhalter Schild durch Umstellung der Figuren zu berichtigen. Wie am Anhang zu erkennen ist, waren die Schildseiten noch zu Beginn dieses Jahrhunderts vertauscht. Will man sich auf die Urform des Anhaltischen Schildes besinnen, ist die jetzige Darstellung die richtige.

Der Helm, den die Frauengestalt trägt, stellt einensog. Stechhelm dar, d.h. einen nach vorn spitz zulaufenden Helm, wie er besonders für Turniere in der Zeit der Gotik entwickelt und benutzt wurde....so wird dann auch dasjenige, was sie in der rechten Hand hält, kein Holoferneskopf sein, sondern ein Helm, heißt es bei Beckmann, entweder zur Bedeutung ihres Witwenstandes, damit der Helm ihr Haupt beschütze, oder auch, damit sie die Coswiger zur Tapferkeit ermahne. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Zur Zeit der DDR wurde das Coswiger Wappen abermalsstark verändert. Die in mittelalterlicher Tracht erscheinende Frau wurde inzeitlosem Gewand gekleidet, dazu falsch tingiert. So finden wir in nur zwei Ausgabendes Lexikons der Städte Wappen der DDR den Wappenschild rot, das Gewand der Frau einmal silbern, dann wieder blau (völlig falsch!).

Diese willkürliche Veränderung von Wappen während der DDR-zeit ist bei vielen Orten erfolgt und hat oft sowohl heraldisch wie stilistisch of schlimme Auswüchse angenommen (Eisenhüttenstadt, Staßfurt ect.). Regeln der Wappenkunde wurde bei der Erfindung oder zeitgemäßen Umarbeitung der Wappen gänzlich vernachlässigt. Um so mehr ist es zu begrüßen, dass die Stadt Coswig nur ein historisch wie heraldisch korrektes Hoheitszeichen führen will. Die Einschränkung liegtnur; wie bereits dargelegt, beim Festhalten am Rautenkranz im AnhaltischStammwappen, der darin nichts zu suchen hat.

Otto Hupp wies nach, dass der Wappenschild von Coswig blau tingiert ist, und die Frauengestalt ein weißes Gewand trägt, das golden gesäumt ist. In Gold sind auch Stechhelm, die Haare der Frau sowie die 12 Sterne. Diese Tingierung ist heraldisch korrekt und wurde im jetzigen Wappen verwendet.

Die Wappenfarben sowie Schildformen des vorliegenden restaurierten Wappens sind auf Grund folgender heraldischer Regeln entstanden: Fürdie Ort und Kommunalverbände der Region gilt ein Halbrundschild mit steilen Flanken ohne Bordierung, Halmizier etc. Die gewählten Farben richten sich nach der heraldischenTingierung (Farbgebung), die nur die Tinkturen Rot, Grün, Blau und Schwarz sowie dieMetalle Gold (Gelb) und Silber (weiß) kennt. Für die Reihenfolge dieser Farben gibt es keine konkreten Regeln. Falls im Schild ein farbiges Symbol enthalten ist, kann die Farbe des Schildes nur eine Metallfarbe sein (ebenso umgekehrt). Zusammengefasst heißt das für die Farbgebung: Metall auf Farbe oder Farbe auf Metall.Wo diese tingistisch Regel nicht eingehalten wird, erlaubt der Gesetzgeber keine Genehmigung.

Bei der Entwicklung eines Wappens ist davon auszugehen, dass es zeitlos seine Gültigkeit haben muss und die Menschen des Ortes, der diese Hoheitszeichen trägt, sich damit identifizieren. Momentane Gegebenheiten, die für die Entwicklungsgeschichte nicht wesentlich sind, in einem Wappen zu verwenden, ist nicht ratsam. Folgende Generationen werden sich ggf. dann abermals um eineÄnderung bemühen. Die Bezugnahme auf eine historische Vorlage bzw. ein oststypisches Charakteristikum ist dagegen wohl die richtige Methode.

Auf eine Mehrzahl an Farben und Symbolen wird im neuen Wappen verzichtet, lässt sich doch ein klar erkennbares Wappen mit weniger Tinkturen und Strukturen besser visualisieren, als wenn es farblich und inhaltlich zu überladen ist. Aus heraldischer Sicht und von der gesetzlichen Grundlage her, ist eine spärliche Tingierung und Symbolik nur zu begrüßen. Durch Aufnahme der grünen Raute sind jedoch nun im Coswiger Wappen alle nur verfügbaren Tinkturen enthalten.

Die in dieser Dokumentation vorliegende Darstellungsweise des Wappens der Stadt Coswig (Anhalt) entspricht den Regeln der Wappenkunde und staatlichen Gesetzen.

Eine Reproduktion (z.B. im Siegel) ist problemlos möglich.


Zur Stadt Coswig (Anhalt) gehören folgende Stadtteile.
Bräsen, Stadtteil
Buko, Stadtteil
Buro, Stadtteil
Cobbelsdorf, Stadtteil
Düben, Stadtteil
Göritz, Stadtteil
Grochewitz, Stadtteil
Hundeluft, Stadtteil
Jeber-Bergfrieden, Stadtteil
Klieken, Stadtteil
Köselitz, Stadtteil
Krakau, Stadtteil
Luko, Stadtteil
Möllensdorf, Stadtteil
Pülzig, Stadtteil
Ragösen, Stadtteil
Senst, Stadtteil
Serno, Stadtteil
Stackelitz, Stadtteil
Thießen, Stadtteil
Wahlsdorf, Stadtteil
Weiden, Stadtteil
Wörpen, Stadtteil
Zieko, Stadtteil

Eine Übersicht dieser Stadtteile finden Sie auf dieser Wappenübersicht.