Rheinland-Pfalz

Ortsgemeinde Hargarten

Geviert von Rot mit einer silbernen Haspel sowie einer goldenen Ähre und Silber mit einer golden besamten blauen Flachsblüte sowie einer grünen Eichel.

Die Quadrierung des Schildes soll auf die Jahrhunderte dauernde Anbindung an das Kondominium Pronsfeld mit vier Herren hinweisen. Kondominium oder Kondominat bezeichnet ein Land oder Gebiet, welches mehreren Herren gemeinsam gehört.
Die heutige Zusammengehörigkeit von insgesamt vier Teilen zu einer Ortsgemeinde (Hauptort, Gesotz, Sonnenhof und Geweberwald) begründen auch in unserer Zeit die Vierfelderung des Schildes. Die Farben Rot und Silber stehen für die ursprüngliche Zugehörigkeit zu Trier und die Beziehung zur Abtei Prüm, welche im 10.Jahrhundert nach Christi Geburt Burg Hartelstein gründete zu dessen Mitbesitz Hargarten innerhalb des Kondominiums Pronsfeld gehörte. Silber und Blau weisen auf die zumindest zeitweilige Abhängigkeit von Luxemburg hin. Die Figuren (silberne Haspel und blaue Flachsblüte) beziehen sich auf den Ortsnamen, der nahe legt, dass hier intensiv Flachs zur Faser- und Samengewinnung angebaut und verarbeitet wurde, sowie auf die früher noch heute bestehende Landwirtschaft (goldene Ähre) und die Waldwirtschaft (grüne Eichel).
Der Kulturflachs mit blauer fünfblättriger Blüte wurde nach der Samenreife von Hand „gerauft“ und in Garben etwa zwei Wochen getrocknet. Dann wurden die Flachsbündel zum Abstreifen der „Knobbe“ (Samenkapseln) uns zum Säubern der Wurzeln durch den „Riffelkamm“ gezogen. Nach weiteren Arbeitsgängen, wie dem „Rösten“, „Brechen“, „Schwingen“, „Hecheln“ und „Spinnen“, wickelte man das nun fertige Leinengarn von der Spule des Spinnrades auf die Haspel, um von dort von der Weberin oder dem Weber wieder auf Spulen gewickelt zu werden, wobei Kettgarn und Schussgarn unterschiedliche Spulen benötigen.
Diese Arbeitsvorgänge sind keine neuzeitlichen Abläufe. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit verlief die Fasergewinnung und Verarbeitung in fast ähnlicher Art und Weise. Die Herstellung von Textilgewerbe ist sicherlich neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln eine der bedeutsamsten frühen Erfindungen der ersten sesshaften Menschen. Der Geweberwald bedeutet von alters her waldwirtschaftliche Tätigkeit.
In der Mythologie und der Symbolik steht in der Hierarchie der Bäume die Eiche bei fast allen indogermanischen Völkern an erster Stelle. Die bei uns verbreitete Stiel- oder Sommereiche (Quercus robur L.) kann bis zu 1200 Jahre alt werden. In heidnischer zeit verehrte man sehr alte Bäume und weihte sie den Göttern. Im Zuge der Christianisierung fällten die Missionare viele heilige Bäume, um die Überlegenheit des neuen Glaubens zu zeigen. Im Mittelalter wiederum wurden Eichen an Wallfahrtsorten mit Marienverehrung verbunden.
Die eigentliche Bedeutung der Eiche ist jedoch vorrangig darin zu sehen, dass sie seit Urzeiten als Nahrungsbaum gilt. Ihre Früchte waren als Schweinefutter (Eichelmast) bedeutsam, in Notzeiten konnte aus Eichelmehl sogar Brot gebacken oder durch Rösten Kaffeeersatz hergestellt werden. Ein sehr wichtiger Erwerbszweig in unserer Region war die Gewinnung von Gerbstoff aus der Eichenrinde zur Lederherstellung. Die sog. Lohwälder bestanden aus maximal 12- bis 15-jährigen Eichen, die zur Rindengewinnung gefällt wurden. Am Stock schlugen sie wieder aus, um nach erneut 15 Jahren wieder geschnitten zu werden. Dieses Handwerk ist inzwischen ausgestorben, da Gerbstoffe industriell hergestellt werden. Die Lohwälder mit inzwischen ausgewachsenen Eichen sind aber im Geweberwald und auch sonst in der Eifel deutlich zu erkennen. Noch heute wird das wasserresistente, überaus harte und dennoch gut bearbeitbare Kernholz der Eiche zu den unterschiedlichsten Endprodukten verarbeitet.
Wappenentwurf, Zeichnung und Text: Dr. Christian Credner, Lambertsberg
genehmigt durch Kreisverwaltung Bitburg-Prüm am 21.07.2005