Mecklenburg-Vorpommern

Stadt Rauschenberg

Im von Schwarz und Gold geteilten Schild oben ein sechsstrahliger silberner Stern.

Das erste verliehene Wappen der Stadt Rauschenberg weicht von der Art mehrerer ehemaliger zur Grafschaft Ziegenhain gehöriger Städte ab. Beispielsweise Gemünden, Schwalmstadt-Treysa, Neukirchen, Schwarzenborn, die alle eine Ziege und einen Hahn im Schilde haben. Das Rauschenherger Wappen jedoch zeigt einen durch einen Querbalken geteilten Schild, das untere Feld ist von oben nach unten halbiert, im oberen nicht halbierten Feld steht ein achtstrahliger Stern. Die Ziegenhainer Grafen führten in ihrem Wappen einen sechsstrahligen. Farblich beschreibt Wessel (1623) das Rauschenberger Wappen so: „Der Balken ist silbern, das Feld darüber, welches den Stern hat, schwarz, von dem halbierten Felde darunter ist die heraldische rechte Seite (linke Hälfte vom Beschauer) ebenfalls schwarz, die linke (rechte Hälfte vom Beschauer) siibern“. Wilhelm Wessel hat In seinem Wappenbuch unter jedes seiner abgebildeten Wappen einen Spruch in lateinisch und deutsch gesetzt. Unter dem Rauschenberger steht folgender Doppelvers:

„Fulgentemque trabem fert Rauschenberga nitentem,
et stellam in nigro desuper illa gerit“

“Rauschenberg ihren Balken führt,
welchen ein klarer Stern auch ziert,
Bestand in Sachen, diese Pflicht
wer ihm nachkömpt, vergehet nicht."

Abb.1
Das ab 1266 geführte Wappen;
Einen durch einen Querbalken geteilten Schild, das untere Feld ist von oben nach unten halbiert, im oberen nicht halbierten Feld steht ein achtstrahliger Stern.
(aus Hans-Enno Korn: „Die Hessischen Städtewappen aus Wilhelm Wessels Wappenbuch von 1623“.


Seit 1347 erscheint das bisherige dreigeteilte Wappen zweigeteilt. In von Schwarz und Gold geteiltem Schild oben ein achtstrahliger silberner Stern. Das Wappen ist bei Dilich (1605), Meißner (1623) und Merian (1650) abgebildet (Stiche befinden sich im Heimatmuseum.

Während bis heute die Zweiteilung des Wappens von Schwarz und Gold beibehalten wurde, wird jedoch der bisherige achtstrahlige Stern im oberen Feld In einen sechsstrahligen geändert. Es wird nunmehr der von den Grafen von Ziegenhain geführte Stern übernommen. Die zeitliche Übernahme des sechsstrahligen Sterns ist nicht mehr feststellbar, es ist jedoch zu vermuten, daß mit dem Aussterben der regierenden Grafen von Ziegenhain und der landesherrschaftlichen Übernahme durch die Hessischen Landgrafen (1450) auch die Übernahme des Ziegenhainschen sechsstrahligen Sterns im Rauschenberger Wappen erfolgte.

Über dem von Philipp Soldan geschaffenen Bogenfeld des Rathaus-Treppenturmportals kann man den Rauschenherger und den Ziegenhainer Stern im Wappen des Landgrafen Philipp des Großmütigen finden. Auch an einem Strebefeiler der Rauschenberger Stadtkirche ist die sechsstrahlige und die achtstrahlige Sternform zu sehen.

Abb. 2
Der achtstrahlige Stern im Wappen der Stadt.
Aus: „Die Hess. Städtewappen aus Wilhelm Wessels Wappenbuch v. 1623“
Hans-Enno Korn, Kassel 1984



Nach der Gebietsreform hat die Stadt Rauschenberg beim Hessischen Innenminister die Beibehaltung der bisherigen Wappenform mit dem sechsstrahligen Stern beantragt. Das Hessische Staatsarchiv Marburg hat in einer gutachtlichen Stellungnahme hierzu folgendes ausgeführt:

„Das Staatsarchiv erteilt diesem Wunsche der Stadt Rauschenberg seine Zustimmung, da
1) auch andere, frühere Ziegenhainsche Städte und Orte (Gemünden an der Wohra, Neukirchen, Schwarzenborn) den sechsstrahligen Stern in ihren Wappen führen bzw. führten,

2) eine Unterscheidung des Stadtwappens vom landesherrlichen Wappen, die bei der Schaffung und Annahme kommunaler und anderer Wappen in früheren Jahrhunderten manchmal, aber nicht immer, eine Rolle spielte, aus heutiger Sicht, zumal über 500 Jahre nach Aussterben der Grafen von Ziegenhain, nicht mehr relevant und notwendig ist,

3) im übrigen auch der achtstrahlige Stern als landesherrliches, also gräflich Ziegenhainsches, Symbol angesprochen werden muß (vgl. Hessisches Ortswappenbuch S. 62 mit Nr 153 Wappen der (ehemaligen) Stadt Ziegenhain!)“


Die Reinzeichnungen des Stadtwappens wurden von dem Heraldiker Heinz Ritt, Bad Nauheim, angefertigt und sind in heraldischer und künstlerischer Beziehung einwandfrei. Das Staatsarchiv Marburg befürwortet daher den Antrag der Stadt Rauschenberg auf Genehmigung des Stadtwappens.

Die Wappenbeschreibung lautet:

„Das Wappen der Stadt Rauschenberg zeigt im von Schwarz und Gold geteilten Schild oben einen sechsstrahligen Stern.“

Auf Grund dieser gutachtlichen Stellungnahme des Staatsarchivs Marburg hat der Hessische Innenminister 1989 die Genehmigung des Stadtwappens in der oben geschilderten Form genehmigt.

Abb. 3: jetziges Wappen der Stadt Rauschenberg




Quelle: Rauschenberger Museumsschriften, Beiträge und Mitteilungen des Rauschenberger Museums zur Geschichte, Landschaft und Volkskunde, Nr. 1/1997, Herausgeber: Verkehrs- und Verschönerungsverein Rauschenberg e.V.