Brandenburg

Gemeinde Neuenhagen bei Berlin

Das Wappen der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin zeigt in silbernem Schild ein rotes Gebäude (das Rathaus) mit mehrstöckigem Mittelturm begleitet von zwei silbernen Schilden, von denen der rechte eine schwarze Glocke, der linke eine grüne Zwiebel trägt.

Zeitungsartikel des Ortschronisten Herrn Dr. Siek:

„Das Wappen oder die Geschichte von der Zwiebel könnte dieser Beitrag überschrieben werden. Gemeint ist die Zwiebel, volkstümlich auch Bolle genannt, als vermeintliches Wahrzeichen und damit Namenserklärung des kleinen Dorfes Bollensdorf, das 1929 in den großen und wirtschaftlich starken Nachbarort Neuenhagen eingemeindet wurde.
Die Bolle ist nun nicht nur als Wappenbestandteil und Erinnerung an die einst selbständige Gemeinde und das große gleichnamige Rittergut unauslöschlich auf allen Gullideckeln Neuenhagens verewigt, sondern auch seit dem 10. Februar 1994 durch die Hauptsatzung der Gemeinde rechtlich zum Bestandteil des offiziellen Ortswappens geworden. "Das Wappen zeigt im silbernen Schild ein rotes Gebäude (das Rathaus mit mehrstöckigem Mittelturm), begleitet von zwei silbernen Schilden, von denen der rechte eine schwarze Glocke und der linke eine grüne Zwiebel trägt." (Hauptsatzung).
Die Glocke, die die über 700 Jahre alte Ave-Maria-Glocke der Dorfkirche darstellt ist Symbol des alten Neuenhagen, die Bolle soll das alte Bollensdorf symbolisieren, und das 1925/26 erbaute rote Rathaus ist das Wahrzeichen der gesamten Gemeinde.
Nun haben sich schon oftmals Historiker und Heimatforscher gegen die Mißdeutung des Ortsnamens Bollensdorf gewandt. Im Brandenburgischen Namensbuch, dem grundlegenden historischen Werk zur Deutung von Orts- und Flurnamen wird im Teil 5 "Ortsnamen des Barnim" der Name Bollensdorf als Ableitung von Boldenstorff –so steht es im Landbuch Kaiser Karls IV. 1375- nachgewiesen und dann weiter auf Bold(e)win(s)dörp "Dorf des Boldewin" (später Balduin) zurückgefuhrt. Diese Namensdeutung stimmt mit der Tatsache überein, daß die Dörfer, die in der Zeit der deutschen Besiedelung des vormals slawischen Barnim im 13. Jahrhundert gegründet wurden, oftmals den Namen ihres Gründers oder Lokasitators erhielten wie zum Beispiel immer noch leicht erkennbar an Fredersdorf (1375 Frederikstorp) oder Eggersdorf (1375 Eggbrechtstorp).
Mit einer solchen Fehldeutung des Ortsnamens befindet sich Neuenhagen-Bollensdorf in guter Gesellschaft. So hat ja Strausberg auch nichts mit dem afrikanischen Strauß zu tun, der hier bis ins Wappen vorgedrungen ist, und Hoppegarten ist nicht nach den dort beheimateten Hoppe-Pferden benannt, sondern wahrscheinlich nach dem zeitweilig betriebenen Hopfenanbau.
Diese Mißdeutung oder besser gesagt volkstümliche Umdeutung eines seiner Herkunft nach dem einfachen Volk unverständlichen Namens ist sprachgeschichtlich keine seltene Erscheinung. Die Sprachwissenschaft bezeichnet sie als Volksethymologie. So glaubt man sofort zu wissen, daß Bollensdorf von der guten märkischen Bolle abstammen muß und nicht von einem unbekannten Balduin.

Dr.Erich Siek“