Bayern

Stadt Dachau

In Blau drei zwei zu eins gestellte Schildchen; 1 in Rot ein silberner Sporn, 2 in Schwarz ein links gewendeter, rot gekrönter und rot bewehrter goldener Löwe, 3 in Silber eine blaue Schlange mit roter Zunge.

(Aus Dr. Kübler: „Dachau in verflossenen Jahrhunderten“ 1928 S.213 ff.)

Auf dem Rathause und sonst in Dachau, da und dort entdecken wir das Wappen des Ortes. Ursprünglich war es ein Sporn, der seit 1374 bald aufrecht, bald gestürzt vorkommt. Der Sage nach hat diesen Sporn ein Graf im Schilde geführt, der von einem der Heiligen Drei Könige abstammte. Vielleicht handelt es sich dabei um das Wappen irgend eines Schloßpflegers, etwa Harns des Marschalck (1371 bis 1373), aus dem scheinbar das des Schlosses und der Gemeinde geworden ist; denn 1451 z.B. wird „mit des markts und Schloß zu Dachau Insigl“ gesiegelt. Es wäre auch denkbar, daß Kaiser Ludwig der Bayer dem Markte dieses Wappen verliehen hat als Abzeichen der Tapferkeit, mit der seine Bürger 1322 bei Ampfing gekämpft haben mögen.

Nach der Apianischen Handzeichnung ist das Dachauer Wappen ein silberner Sporn mit abwärts gekehrtem goldenen Rädchen und schwarzem Riemen in Rot. Bei Apian (1564) ist es ein weißer Sporn mit schwarzen Riemenwerk auf grauem Berge in Rot. Bei Siebmacher ist es geradeso, nur daß der Riemen grau ist. Im Wappenbuche der Landschaft (1590) ist es ein blauer Sporn mit weißen Riemen in Rot. Seit dem 14. Jahrhundert war es Brauch, daß der Markt Dachau seinen Pergamenturkunden ein „Insigel“ anhängte, das jenes Wappen mit Umschrift zeigt. Es wurden dazu fünf verschiedene Stempel verwendet, welche folgende Arten des Siegels ergeben:

1. Kreisrund von 38 mm Durchmesser und mit der Umschrift: + S.UNIVERSITATIS IN DACHAU. Der Sporn mit nach unten gekehrtem 10- bis 11-zackigem Rädchen ist in einem sternbesäten Felde. Diese Art erscheint in schwarzbraunen und grünem Wachs 1374, 1410, 1412, 1414, 1417, 1462, 1495, 1518, 1520, 1529, 1534 bis 1550. Dachau siegelt damit 1374 den großen Brandbrief der bayerischen Landschaft, sowie eine noch erhaltene Urkunde vom 30. Januar 1401. Die Abbildung dieses Siegels an einer Indersdorfer Urkunde vom 9. Februar 1412 findet sich Ob.Arch.XXV, Tafel III Nr.73.

2. Kreisrund von 53 mm Durchmesser und mit der Umschrift: S. DES. MARCH. DACHAU. Der Sporn mit 5- bis 6-zackigem aufwärtsgekehrtem Rädchen im wälschen Schild, in dessen Mitte drei größere, außen viele kleinere Sterne sind. Diese Art von 1550 ab in grünem Wachs.

3. Kreisrund von 50 mm Durchmesser und mit der Umschrift: + SIGEL + DES + MARCK + DACHAU +. Der Sporn mit 6- bis 7-zackigem Rädchen nach unten gekehrt, von sechs Sternen umgeben, mit dünnem verwirrtem Riemenwerk in einem an sechs Stellen stark ausgeschnittenen Zierschilde. Diese Art in grünem und hellbraunem Wachse kommt von 1562 bis gegen 1720 vor.

4. Kreisrund von 53 mm Durchmesser mit der Umschrift: SIG. DES. MARCKHTS. DACHAU. Der Sporn mit 10-zähnigem Rädchen nach oben gerichtet, und dünnem Riemen, ohne Sterne in ovalem Zierschilde, außen mit Arabesken, aus denen links und rechts oben je ein Adlerkopf hervorragt. Über dem Wappen der Churhut? Diese Art von 1638 ab in braunem Wachs und auf Papier.

5. .Ähnlich dem Vorigen, aber von nur 21 mm Durchmesser, aus derselben Zeit Dieses Siegel sah ich noch auf einem Kaufbrief aus dem Jahre 1783. - August 1637 zahlte man dem „Pettschierstecher“ für das „Clein Innsigl“ 3 Gulden und für ein „drattes Pürsstel (Drahtbürstachen) zum Innsigl außzeputzen“ 12 Kreuzer.

Seit dem 17 Jahrhundert hat den alten Sporn ein seltsames Wappengebilde verdrängt, das zuerst in Wening’s Beschreibung des Churfürstentums Bayern, Band I S.82, im Jahre 1701 auftaucht. Es sind drei ovale Wappenschilde, entweder frei zu 1:2, seltener 2:1 gestellt oder in einem größeren runden schwarzen Schilde vereinigt: der erste enthält den Sporn, der zweite einen gelben Löwen in Blau oder einen mehrmals von Rot und Gold geteilten Löwen in Silber (der letztere wird in Fuggers Ehrenspiegel vom Jahre 1555 als das Wappen von Schloß und Markt Dachau hingestellt, war aber in Wirklichkeit das der Grafen von Dachau), der dritte, eine steigende Schlange, blau oder grün in Rot, Schon Hefner und Baumann vermuteten, es handle sich hier um eine Verstümmelung des Herrschaftswappens. Im Jahre 1396 nämlich wurden der Elisabetha, Gemahlin des Herzogs Ernst von Bayern-München, der Tochter des Herzogs Barnabas Viscontj von Mailand - es war dies der vierte Ehebund zwischen den Visconti und den bayerischen Herzögen - die Stadt Landsberg und der Markt Dachau zugeschrieben. Zur Erinnerung daran meißelte man 1425 an dem steinernen Bayertore zu Landsberg die drei Wappen von Bayern, Mailand und Landsberg, zu einer Gruppe vereinigt, ein. So waren denn wohl auch irgendwo die beiden ersteren zusammen mit dem Dachauer Sporn angebracht gewesen. Und eine solche Gruppierung sah man später irrtümlicher Weise als Marktswappen an. Die Schlange der Visconti war noch 1878 am Turme der alten Herzogsburg in München als Wappenbild zu sehen. Als Siegel treffen wir diese Wappengruppe erst seit 1786; sie ist aber auf die Standuhr im Sitzungssaale des Dachauer Rathauses gemalt mit der Inschrift: „MDCCVI Deß Todtes Macht All stundt betracht“.

Da 1706 diese Uhr nur repariert wurde, war vermutlich schon vorher die Gruppe darauf. Zum ersten Male lese ich davon 1689. In diesem Jahre wurde Hörmann „dem Rathdiener ain Schildl mit den 3 Markhtwappen Vf sein Mandl zumallen“ usw. 1 fl 35 kr bezahlt. 1696 malte er das „gewohnliche dreyfache Markhts Wappen“ neuerdings auf den Mantel und zwar auf ein „Kupfernes Schiltl, mit ainem guett vergoldten Prämbl umbfangner“.

Die Farben des Marktes - Weiß und Rot - gehen wohl auf das Ministerialengeschlecht der Dachauer zurück.