Bayern

Stadt Plattling

Unter Schildhaupt mit den bayerischen Rauten in Silber auf schwarzem Dreiberg drei blaue natürliche Lilien an grünen Stängeln.

500 Jahre Plattlinger Wappen
1506 - 2006
Seit dem 13. Jahrhundert war Plattling ein Markt, seit 1494 hatte man eine Gemeindeordnung mit einer Ratsverfassung - was jetzt noch fehlte war ein Wappen. Am Montag vor Martini im Jahr 1506, den. 9. November, war es so weit. Im Auftrag Albrechts IV. besiegelte die herzogliche Kanzlei in Landshut den Wappenbrief für seinen „Marckth zue Plädling“. Warum gerade jetzt, als eben gerade der Landshuter Erbfolgekrieg vorbei war? Den Grund lesen wir indirekt in der Urkunde: Albrecht belohnte aus angeborener guett die Redlichkeit und Guetwilligkeit, die Treue der Gemeinde ihm gegenüber im Krieg.
Bis 1486 war eigentlich klar, dass die beiden wittelsbacher Herzogtümer in München und Landshut gegenseitig beerben würden, wenn kein männlicher Erbe in einem der beiden Fürstentümer mehr leben würde. Doch Georg d. Reiche von Landshut - der 1475 in der bekannten „Landshuter Hochzeit“ die polnische Prinzessin Hedwig geheiratet hatte - setzte seinen Schwiegersohn, den Pfälzer Ruprecht, zu seinem Nachfolger ein. Das konnte Herzog Albrecht von München nicht zulassen. Denn er wollte endlich mit den Teilungen, die seit 1255 Bayern zerstückelt hatten, Schluss machen. Beide Seiten suchten nach Verbündeten: König Maximilian stand auf Albrechts Seite, er sollte Schiedsrichter sein. Doch als im April 1504 Ruprecht sich Landshut und Burghausen bemächtigte, war der Krieg unvermeidlich, einer der schrecklichsten Katastrophen der Bayerischen Geschichte. Im April überfielen pfälzische Truppen Moos, plünderten das Schloss und steckten es an. Angeblich sollen sie vorher auch Plattling überfallen haben und dann sollen sie noch einmal im Winter gekommen sein. Die Plattlinger Obrigkeit und der Pfleger vom Gericht Natternberg, Georg Nothafft, waren Albrecht ergeben, und dies bracht man ihm wohl auch zur Kenntnis. Am 18. Juni kam der Herzog über Aidenbach und Aldersbach auf das moß zwischen Plädling und Aholming vnd [ist] alda ... den 19. Juny daselbst ab [von] dem Mosschlecht [dem Damm, der Befestigung] über die Yserprucken zu Plädling gezogen vnd [hat] bey der Pruckhen ain Neu geleger geschlagen. An diesem Tag hat man ihm bereitwillig die Tore geöffnet und ihm als rechtmäßigen Fürsten gehuldigt. Vielleicht wurde damals auch schon über eine „Belohnung“ für die Treue nach dem Krieg gesprochen. Am 9. Juli kam der Herzog noch einmal in die Nähe von Plattling und schlug bei Pering auf dem Moß sein Lager auf.

Mittlerweile verwüsteten die pfälzischen Hauptleute Rosenberg und Wispeck Niederbayern und die Oberpfalz - genauso wüteten aber auch die Truppen Albrechts. Die einzige große offene Feldschlacht fand im September bei Regensburg statt, bei der Albrecht mit seinen Verbündeten siegte. Im Herbst begann der berüchtigte „Kehrab“ des Krieges und endlich wurde im Februar 1505 der Waffenstillstand vereinbart. Am 30. Juli verkündete der König seinen Schiedsspruch: Für die Erben Georgs wurde Pfalz-Neuburg als neues Herzogtum gegründet, das übrige Bayern wurde unter Albrecht IV. vereint. Um künftige Konflikte auszuschalten, erließ der Herzog 1506 ein Gesetz, nach dem Bayern nie mehr geteilt und immer nur von einem Landfürst regiert werden dürfte.

Und Plattling wurde endlich dafür belohnt, dass es von Anfang an auf der Seite des Münchner Herzogs stand. Das Wappen bestand aus einem weißen Schüldt, dass obrhalb thaill weiß und plaw geweckslet und unden im Schildt drey schwarze Pergl, auf dem mittern ain dreyfach grienes Staydl, an jedem ain plawes Lillienplüemel.... Der obere Teil ist das bekannte bayerische Rautenmuster („Wecken“), der Dreiberg ist das Zeichen der Festigkeit und Standhaftigkeit, die drei Lilien erinnern an Maria, an Treue, an die Hingabe an Gott, so wie es die „Lilien auf dem Feld“ aus der Heiligen Schrift vormachen.

Das älteste Siegel stammt aus dem Jahr 1514. Schöne Abbildungen hat Philipp Apian zwischen 1560-1568 geschaffen, Hans Mielich um 1563/64, Michael Wening nach 1700. Allerdings war man manchmal recht großzügig bei der Gestaltung der Lilien: häufig sehen sie mehr wie Enziane aus und auch der Helm oder die Mauerkrone als Wappenzier gehören nicht zu dem echten Plattlinger Gemeindewappen. Im 19. Jahrhundert ging man jedoch damit recht großzügig um. Seit wann Kriemhilde und Pilgrim als Schildhalter („Wappenknechte“) abgebildet wurden, ist unbekannt. Jedenfalls haben sie seit langem von der Fassade des alten wie auch neuen Rathauses für Plattling als eine der über 50 „Nibelungenstädte“ geworben.

Johannes Molitor