Schleswig-Holstein

Gemeinde Hanerau-Hademarschen

Das Wappen der Gemeinde Hanerau-Hademarschen zeigt in Silber, aus blauem, durch Wellenschnitt abgeteiltem Schildfuß wachsend, der heilige Severin in rotem Messgewand, mit goldener Bischofsmütze, goldenem Bischofsstab in der Linken und goldenem turmlosen Kirchenmodell in der Rechten, oben rechts begleitet von einem roten Tatzenkreuz; im Schildfuß von links nach rechts ein silbern gerüsteter Arm, der ein goldenes, bewurzeltes Eichbäumchen hält.

Im Jahre 1938 wurde aus den Nachbarorten Hademarschen und Hanerau, beide zum "Kirchspiel" Hademarschen gehörend, der Doppelort Hanerau-Hademarschen gebildet. Es ist daher verständlich, bei Schaffung eines Wappens die Geschichte bzw. Entwicklung beider Ortsteile gebührend zu berücksichtigen.
Bei den Akten und Urkunden des früheren Amtes und Gutes Hanerau im Landesarchiv Schleswig befinden sich mehrere Exemplare des mittelalterlichen Siegels des Kirchspiels Hademarschen. Das runde Siegel zeigt in der Mitte einen Bischof mit den Zeichen seiner Würde, der Mitra auf dem Kopf und dem Krummstab in der linken Hand. Die rechte Hand trägt das Modell einer Kirche.
Das Hademarscher Kirchsiegel tritt erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1590 auf, ist aber wohl älter. Die plattdeutsche, aus gotischen Buchstaben bestehende Umschrift des Siegels lautet: "- sill des kercspels - to hademarschen -". Das Siegel stellt mit großer Wahrscheinlichkeit den Hademarscher Heiligen, den St. Severin, der im 4. Jahrhundert Bischof von Köln war, dar.
Weitere Abdrucke des Siegels sind auf Urkunden aus der Zeit zwischen 1648 bis 1664 festgestellt worden. Alle Urkunden sind ausgestellt von den Hademarscher Kirchspiels-Ältesten oder Kirchspiels-Bevollmächtigten, als dem höchsten Selbstverwaltungsgremium des Kirchspiels, in welchem sich Vertreter aller 10 Dörfer befanden (Hademarschen, Beldorf, Bendorf, Großenbornholt, Liesbüttel, Lütjenbornholt, Örsdorf, Pemeln, Steenfeld und Thaden).
Die Verwendung des Hademarscher Kirchensiegels durch die politischen Vertreter der Bevölkerung entspricht der Bedeutung holsteinischer Kirchspiele im Mittelalter und früher Neuzeit.
Sie waren ja nicht nur Pfarrsprengel, sondern auch Verwaltungsbezirk, Gerichtsbezirk und Mittelpunkt des militärischen Aufgebots.
Als Selbstverwaltungskörperschaften gewannen die holsteinischen Kirchspiele großes Gewicht, besonders im Spätmittelalter. Wie die meisten anderen Kirchspiele schuf sich damals auch die Bevölkerung des Kirchspiels Hademarschen ein eigenes Siegel als Symbol für ihre Einheit und Unabhängigkeit. Das Siegel diente zur Bestätigung und Bekräftigung der Willenserklärungen (Urkunden) der Kirchspielsgemeinschaft.
Erst später, als die Selbstverwaltung des Kirchspiels durch den Einfluss der Amtmänner und Gutsherren auf Hanerau immer mehr beschnitten wurde, hörte auch der Gebrauch eines eigenen Siegels durch die Kirchspielsgemeinschaft auf.
Neben dem Hademarsher Kirchheiligen aus dem alten Kirchensiegel gilt es, ein Symbol für den Ortsteil Hanerau in das Wappen aufzunehmen.
Wie Hademarschen asls Kirchenort so hatte Hanerau als Sitz der Obrigkeit Bedeutung nicht nur für Hanerau sondern für alle damaligen Dörfer des Amtes. Ein eigenes Siegel Hanerau ist nicht feststellbar. Hanerau ist erst seit 1801 ein Ort. Vorher bestand es nur aus dem Gut (Herrenhaus mit entsprechenden Nebengebäuden), weit vorher aus der Burg "Hanerau".
Burgen und Güter hatten in unserem Lande kein eigenes Siegel, sondern sie führten, da ihre Besitzer oft wechselten, immer das Siegel des jeweiligen Burg- oder Gutsherren. Um 1525 wurde Hanerau aus einer königlichen Burgvogtei in ein adeliges Gut umgewandelt. 1799 wurde die Familie Mannhardt Besizer des Gutes. Ihr Wappen zeigt einen Mann mit Wams, der einen jungen Baum in der rechten Hand hält, die Arme des Mannes sind anscheinend gepanzert.
Der Gutsbesitzer Mannhardt gründete 1801 durch Heranziehung von Arbeitern aus seiner Heimat Würtenberg den Ort Hanerau und richtete kleinere Industriebetriebe ein. Dem Gründer von Hanerau zu Ehren ist die frühere Hanerauer Dorfstraße vor einigen Jahrzehnten in Mannhardtstraße umbenannt worden.
Das untere Drittel des Wappens symbolisiert mit der blauen Wellenlinie die Hanerau, d.h. den Wasserlauf, an dem Hanerau gelegen ist.
Der gepanzerte Arm, der im Begriff ist, das Bäumchen in den Boden zu senken, weist auf Mannhardt, den Gründer des Ortes Hanerau und darüber hinaus auch allgemein auf die Gründung von Industriebetrieben und die damit verbundene Kultivierung der Gemarkung durch Menschenhand hin.